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Butenschön

Butenschön

Titel: Butenschön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbisweiler
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verließen ihren Platz in luftiger Höhe.
    »Kann ich jetzt eine Tablette haben? Oder gleich eine ganze Schachtel?«
    Fünf Minuten später saß ich auf Koschaks zerwühlter Bettstatt, einen Eisbeutel an der Schläfe. In der einen Hand hielt ich eine Coladose, in der anderen drei Pillen. Um sie zu besorgen, hatte der Hausherr sein Zimmer nicht verlassen müssen. Seitlich gab es eine kleine Toilette mit vollgestopftem Medikamentenschrank. Die Eingangstür war wieder geschlossen, in der Ecke lief ein elektrisches Heizöfchen. Auf den Schreck und angesichts der sauerstoffarmen Zimmerluft gönnte sich auch Marc ein Tablettchen.
    »Wie halten Sie es hier nur aus?«, fragte er Koschak. »Sie ersticken doch!«
    »Ab und zu lüfte ich«, erwiderte der Journalist schlecht gelaunt. »Licht aus, Tür auf. Das reicht. Ich habe schon unter ganz anderen Bedingungen gelebt.«
    »Seit wann verkriechen Sie sich hier unten?«, wollte ich wissen und spülte die Arznei mit einem kräftigen Schluck Cola hinunter.
    »Paar Tage.«
    »Und warum?«
    »Meine Sache.«
    »Angst vor einem Brandanschlag? Vor Butenschöns Schlägertrupps?«
    Er sah mich verblüfft an. »Wie bitte? Davor doch nicht! Wovon reden Sie überhaupt?«
    »Von den Dokumenten, die Sie ins Gespräch gebracht haben.«
    »Ja, aber welche Schlägertrupps meinen Sie?«
    »Wenn Sie seit Tagen diese Höhle nicht mehr verlassen, muss das doch einen Grund haben.«
    »Natürlich hat das einen Grund«, herrschte er mich an. »Glauben Sie, mir macht das Spaß? Mit der Butenschön-Geschichte hat es jedenfalls nichts zu tun. Überhaupt nichts.«
    »So?« Ich trank mehr Cola und musterte ihn. Nichts zu tun. Falscher Dampfer. Aber mir eine Tür gegen den Schädel rammen! Ein echtes Prachtexemplar von Journalist war dieser Koschak.
    »Können Sie mir endlich erklären, was Sie von mir wollen?«, sagte er. Er saß in einem Bürostuhl, blinzelte immer wieder zu seinem Laptop hinüber und sah übernächtigt aus. Ein ehemals sportlicher Typ, dessen graue Haut ahnen ließ, was er seinem Körper über die Jahre alles zugemutet hatte. Ich habe schon unter ganz anderen Bedingungen gelebt   …   Ja, das glaubte ich dem Mann sofort. Fußspitzen und Hände waren ständig in Bewegung. Wo er die Waffe verstaut hatte, war mir entgangen.
    »Ich habe es Ihnen doch gerade erklärt«, entgegnete Covet ein wenig gekränkt.
    »Das war eine Erklärung? Hab ich nicht gemerkt.«
    »Okay, zweiter Versuch«, übernahm ich das Staffelholz. »Ich bin Privatdetektiv. Herr Deininger hat mich mit Ermittlungen betraut, weil auf das Büro seiner Frau ein Brandanschlag verübt wurde. Dass dieser Anschlag mit dem Thema ihrer Dissertation in Verbindung steht, ist möglich, aber nicht erwiesen. Genau darüber wollte ich mit Ihnen sprechen.«
    »Was für ein Anschlag?«
    »Ein Brandsatz, der am frühen Montagabend in Evelyns Büro geworfen wurde. Als sie nicht im Raum, aber noch im Haus war. Die Zerstörungen sind unerheblich, da scheint eher das Signal eine Rolle gespielt zu haben.«
    Koschak schwieg.
    »Herr Deininger sieht darin eine Warnung an seine Frau, ihre Promotion nicht weiterzuführen. Sie schließt das aus, konnte mir aber bislang kein überzeugendes anderes Motiv nennen. Wie würden Sie die Sache einschätzen?«
    »Ich?« Er winkte ab. »Was soll ich dazu sagen? War ja nicht vor Ort. Keine Ahnung.«
    »Könnten Sie sich vorstellen, dass Butenschön oder sein Umfeld zu einer solchen Tat fähig wäre?«
    Er sah mir einige Sekunden blank ins Gesicht. »Nein. Obwohl   …   vorstellen kann man sich alles.« Ich wollte fortfahren, doch er unterbrach mich. »Hört sie jetzt auf mit der Promotion? Die Deininger, meine ich. Schmeißt sie die Flinte ins Korn?«
    »Anders als Sie ist sie unbewaffnet, und im November gibt es kein Korn, in das man etwas schmeißen könnte«, antwortete ich, und es war mir egal, wie oberlehrerhaft ich klang. »Machen Sie sich um Ihre Story mal keine Sorgen, Herr Koschak. Frau Deininger kann ziemlich stur sein, wenn sie will. Also noch mal: Würden Sie bei diesem Anschlag auf eine Machenschaft Butenschöns tippen?«
    »Nein«, druckste er. »Würde ich nicht. Aber was hilft Ihnen das? Da kann man doch nur raten!«
    »Okay, dann hätte ich eine andere Frage. Angenommen, Frau Deininger sollte tatsächlich von ihrer Promotion abgehalten werden. Woher könnten die Täter von den russischen Dokumenten wissen?«
    Wieder starrte er mich lange an. »Von mir nicht!«, rief er schließlich. »Oder

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