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Butenschön

Butenschön

Titel: Butenschön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbisweiler
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herausfinden, warum er sich nicht meldet. Und falls er da ist: mit ihm reden. Mehr nicht.«
    Koschaks Wohnhaus war ein Bungalow aus den Achtzigerjahren in einer stillen, um nicht zu sagen komatösen Siedlung. Der einzige Lichtblick waren zwei Knirpse, die sich im Nachbargarten um einen platten Fußball balgten. Wir läuteten dreimal an Koschaks Tür. Keine Reaktion. Auch sonst gab es nichts, was auf einen anwesenden Hausbewohner hätte schließen lassen: kein Licht, kein Rauch aus dem Schornstein, keine Joggingschuhe neben der Eingangstür.
    »Versuch’s weiter«, bat ich Marc. »Ich drehe mal eine Runde ums Haus.«
    Unbeobachtet von den beiden Fußballern schlüpfte ich um die Ecke. Die Rollläden an den Fenstern waren oben, ich spähte durch die Scheiben, konnte aber auch hier keinen Hinweis auf Koschak entdecken. An der Verandatür fiel mir eine Alarmanlage auf. Der kleine Garten wirkte ungepflegt. Als ich zu Covet zurückkehrte, zuckte der die Achseln.
    »Das wird nichts, Max. Da ist keiner.«
    Ich zog mein Handy und wählte Koschaks Festnetznummer. Wenn man sein Ohr direkt ans Schlüsselloch legte, hörte man das Läuten drinnen. Sonst nichts. Ich beendete den Anruf und steckte das Handy ein.
    »Wars das?«, wollte Covet wissen.
    »Noch nicht.« Gemeinsam verließen wir das Grundstück, um uns dem Kickernachwuchs nebenan zuzuwenden. »Ist jemand von euren Eltern zuhause?«
    »Von meinen oder von seinen?«, fragte der größere von beiden.
    »Egal. Hauptsache da.«
    Er zeigte über die Straße. »Meine Eltern wohnen da drüben. Und sie sind nicht da.«
    »Deine vielleicht?«, fragte ich den anderen.
    »Meine Mutter. Sie kocht und will nicht gestört werden, hat sie gesagt.«
    »Ich hab ja nur eine kurze Frage.«
    Gnädig zuckte der Kleine mit den Schultern und ging voran. Er ließ den Finger so lange auf der Türklingel, bis eine Frau in meinem Alter aus dem Haus schoss.
    »Was willst du …?«, begann sie, dann erblickte sie Covet und mich. Wenn ich eine gestresste Mutter mit Schürze erwartet hatte, so stimmte in diesem Fall nur der Stress. Von einer Schürze keine Spur, es gab auch keine Küchendämpfe, und die lauten Brutzelgeräusche kamen aus dem Fernseher. Eine Kochshow, wie schön. Erst die Theorie, dann die Praxis.
    Ich entschuldigte mich für die Störung, fragte nach Koschak und ob sie ihn in den letzten Tagen zu Gesicht bekommen hätte. »Wir sind Kollegen von ihm und machen uns Sorgen, weil er auf unsere Anrufe nicht reagiert.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Den Herrn Koschak habe ich schon ewig nicht mehr gesehen. Der ist unterwegs, würde ich sagen. Wie so oft. Wenn Sie auch Journalisten sind, wissen Sie ja, wovon ich spreche.«
    »Sie haben keine Idee, wie man ihn erreichen könnte? Oder wo er sich vielleicht gerade aufhält? Gibt es irgendeinen Ort, den er regelmäßig besucht?«
    Sie verneinte. Ihre Ratlosigkeit ließ die beiden Knirpse feixen.
    »Schade. Dann entschuldigen Sie noch mal. Was gibt’s denn heute Gutes zu Mittag?«
    »Wie?« Sie wurde rot. »Nichts. Also für mich nichts, ich bin auf Diät. Für die Jungs Fisch.«
    »Fisch, bäh!«, schrien beide wie aus einem Mund.
    »Natürlich in Stäbchenform«, zwinkerte sie mir zu. »Sonst wäre er ja ungenießbar. Aber verraten Sie nichts.«
    Ich grinste. War also doch nicht auf den Mund gefallen, Koschaks Nachbarin. Fragte sich nur, wofür sie die Kochshow brauchte, bei Fischstäbchen und Nulldiät?
    »Tschüs, Jungs«, sagte ich im Gehen und versuchte, den Ball mit der Fußspitze über sie zu lupfen. Die Haustür schloss sich.
    »Der sitzt im Keller«, sagte der Sohn der Köchin.
    »Wer?«
    »Der Koschak.«
    »Was heißt das, er sitzt im Keller?«
    »Sie wollten doch wissen, wo er ist. Er sitzt im Keller und macht das Licht nicht an. Auch nachts nicht. Höchstens hinter den zunen Rollläden.«
    Covet und ich sahen uns an. Sollte uns der Knirps noch mehr staunen lassen als seine Mutter? »Woher weißt du das?«, hakte ich nach.
    »Ich hab’s gesehen. Wir haben es beide gesehen, der Kalle und ich. Gestern. Wir dachten, wir könnten drüben spielen, weil er nicht da ist, deshalb sind wir in seinen Garten. Bei dem seinen Blumen machts nichts, wenn man sie kaputt kickt.«
    »Das sind doch keine Blumen«, tippte sich Kalle an die Stirn. »Unkraut ist das, sagt meine Mutter.«
    Auch Kalles Mutter hätte ich gerne einmal kennengelernt. »Ihr seid also rüber?«
    »Ja, und da haben wir an einem Kellerfenster Licht gesehen, ganz wenig nur. Der

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