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Butenschön

Butenschön

Titel: Butenschön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbisweiler
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mit Bücherstapeln, die bis zur Decke wüchsen.
    »Aber nicht in einer dieser Ketten«, bemerkte ich, als er endlich einmal Luft holte.
    »Wieso nicht?«
    »Keine Ahnung. Da bin ich konservativ.«
    »Das legt sich mit dem Alter. Hat sich schon jemand beschwert von den Lesern?«
    »Wie, beschwert?«
    »Na, von all den Leuten, über die du herziehst: die Heidelberger Hautevolee, Studenten, Burschenschafter …«
    »Moment: über die du mich herziehen lässt! Das ist ein gewaltiger Unterschied. Von dem, was du mir Seite für Seite in den Mund legst, habe ich nicht die Hälfte gesagt!«
    »So?«, spöttelte er. »Dann muss ich dich falsch verstanden haben.«
    »Ist doch wahr! Hinterher kriege ich die Prügel für deine schnittigen Formulierungen, und du sonnst dich im Glanz der Literaturkritik. So nicht, Alter!«
    »Deine Prügel«, winkte er ab, »bekommst du auch ohne Leser, wie man heute wieder gesehen hat. Aber zurück zu den Studenten. Du sagst, diese Frau Deininger verdächtigt sie, hinter dem Brandanschlag zu stecken.«
    Überrascht von diesem unerwarteten Themenwechsel, nickte ich.
    »Gut, ich höre mich mal um. Vielleicht habe ich eine Idee, wie man da weiterkommen könnte.«
    Natürlich verriet er mir nicht, um was für eine Idee es sich handelte. Lieber lästerte er über den Freiheitskampf der rechtlosen Handschuhsheimer Landwirte gegen die drohenden Enteignungen durch die Stadt. 500 Jahre nach den Bauernkriegen, da sei man in der Kurpfalz ja fast noch rechtzeitig dran. Schweigend hörte ich zu und dachte mir mein Teil. Sollte Marc irgendwann meinen aktuellen Fall zwischen zwei Buchdeckel pressen, würde er mir genau diese Lästereien in den Mund legen. Und dann hatte ich den Handschuhsheimer Salat.
    »Nee«, sagte er beim Aussteigen, beladen mit Andenken. »So toll ist Ägypten auch wieder nicht. Muss man nicht gewesen sein. Aber danke fürs Abholen.«
    »Schau zu, dass du eine Karte für diese Feier in der Alten Aula kriegst. Dann habe ich einen Verbündeten vor Ort.«
    Zuhause angekommen, legte ich mir einen mit Eiswürfeln gefüllten Waschlappen auf die pochende Schläfe und mich selbst auf die Couch. Dann ließ ich mir die Ereignisse der letzten Tage durch den Kopf gehen. Möglichst so, dass sie der Beule nicht zu nahe kamen. Bevor ich eindöste, meldete sich mein Handy. Vielleicht wieder so ein Wildehurenfantast? Nein, die Büchereileiterin einer Umlandgemeinde, die von meiner erfolgreichen Buchvorstellung erfahren hatte und mich zu einer Lesung in ihren Räumen einlud. Sie bot mir sogar Honorar an, nicht zu viel allerdings, wegen der Rezession und überhaupt. Außerdem müsse sie sich mein Buch erst noch anschauen und bitte mich im Ernstfall, bei der Vorstellung auf blutrünstige Stellen zu verzichten, wegen der vielen älteren Damen im Publikum. Ich erinnerte mich an das zufriedene Gesicht einer Oma, die vor drei Tagen in der ersten Reihe gesessen und bei den heftigsten Szenen genüsslich geschmunzelt hatte. Aber ich war milde gestimmt und sagte zu.
    Anschließend schaltete ich das Handy ab und schloss die Augen. Der nasse Waschlappen landete in einer herumstehenden Kaffeetasse. Dann schlief ich ein.
    Ohne meine schmerzende Schläfe hätte ich die Verabredung mit Dörte Malewski wohl verpennt. So wachte ich nach einem halben Stündchen wieder auf, wiederholte die Eiswürfelprozedur und machte mir trotz Handicaps etwas zu essen. Fischstäbchen wären passend gewesen, aber ich hatte keine. Musste eben der Rest Kürbissuppe herhalten. Danach probierte ich die Gewürze, die Marc mir vom Markt in Kairo mitgebracht hatte. Es waren drei unterschiedlich rote Pulver in Plastiksäckchen. Das erste schmeckte entfernt nach Paprika, das zweite wie Kreuzkümmel, nur zitroniger, das dritte schmeckte gar nicht, sondern brannte bloß. Und wie es brannte! Ich stopfte mir den Lappen samt Eiswürfel in den Mund, aber das half nichts. Röchelnd rannte ich ins Bad, drehte die Dusche auf und spülte den Rachen mit fließendem Wasser aus. Dieser verdammte Covet! Dem würde ich demnächst ein Teufelshühnchen mit genau diesem Zeug vorsetzen.
    Erst als ich wieder auf dem Sofa saß, merkte ich, dass etwas fehlte. Der Kopfschmerz: Weg war er! Lag das nun an den Tabletten oder den alten Ägyptern? Egal, er war weg, und er blieb es, solange ich das Eis nicht zu fest gegen die Stirn drückte. Irgendwann war es auch genug mit dem Kühlen. Also fort mit dem Waschlappen und auf nach Kirchheim.
    Dörte Malewski war nicht das, was man

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