Butler Parker Buch 1 - Der Butler setzt auf Sieg!
wenn es ihr hier gefällt. Wir haben ein kleines Gästezimmer.“
„Ich nehme das Angebot dankend an“, sagte die Lady. „Und ich verspreche, pflegeleicht zu sein. Ich bin froh, hier untertauchen zu können, um Verschiedenes zu klären.“ Die Lady und der junge Obermann lieferten Ruth Henschel eine Zusammenfassung des Gespräches, das sie im Auto geführt hatten. Dabei bemerkte sie, wie selbstbewusst der vorher so scheue junge Mann in Gegenwart seiner Freundin wirkte. Die junge Frau ähnelte ihrem ständig lächelnden Vater überhaupt nicht, fand die Lady. Sie war nicht besonders hübsch, aber voll Energie, die sich über ihre strahlenden dunklen Augen bemerkbar machte.
Ruth Henschel öffnete eine Flasche Weißwein und füllte die Gläser. „Die ist noch von meinem Vater“, erklärte sie.
„Mein Beileid, Ruth, zu Ihrem großen Verlust“, sagte die Lady. Seit dem Unfall waren nur ein paar Tage vergangen.
Ruth nickte dankbar. „Mein Vater war die einzig verbliebene Bezugsperson. Meine Mutter starb, als ich fünfzehn war. Auch bei einem Autounfall.“
„Fast zeitgleich mit meiner Mutter“, sagte Stefan Obermann. „Wir erfuhren im Internat davon, und ...“
„Unsere Freundschaft und Liebe geht auf diese Zeit zurück“, ergänzte Ruth.
„Sie waren im selben Internat?“
Die beiden nickten.
„Dann ist also Frau Obermann nicht Ihre Mutter, Stefan?“, fragte Lady Marbely.
„Nein. Ich mag sie auch nicht sonderlich. Aber man ist wohl Stiefmüttern gegenüber immer etwas ungerecht.“
Lady Marbely betrachtete nachdenklich die mit Holz verkleidete Zimmerdecke. „In den deutschen Märchen, die ich sosehr liebe, sind es wirklich immer böse Frauen.“
„Mir ist, ehrlich gesagt, die Angelegenheit völlig unklar“, überlegte Stefan weiter. „Wir dachten, in Ihnen und Ihrem Butler die Ursache für alle Probleme gefunden zu haben. Das war ein Irrtum, zumindest, was Sie betrifft, äh ... Amanda. Ich bin froh, dass Sie zu uns übergelaufen sind.“
„Was meinen Butler betrifft, so zweifele ich. Entweder ist er Teufel oder ...“
„Oder?“
„Oder Schutzengel, dem sein Schützling entwischt ist. Ich hoffe, letzteres trifft zu. Wir werden sehen. Er hat mir mehrere Male das Leben gerettet. Sein Bemühen um Aufklärung der dunklen Vorgänge um Jakob Aufhausers Erbe wirkte authentisch.“ Lady Marbely schien in Gedanken versunken. „James, meinem Butler, und mir sind die Ringe aufgefallen, die der Richter im Nachlassverfahren, der Rechtsanwalt und ... ach ja ... und Herr Henschel, also Ihr Vater, trugen. Silberne Ringe mit schwarzem Schmuckstein, auf dem sich zwei liegende Zeichen für unendlich befanden. Mein Butler befasste sich eingehend mit diesem Symbol. Allerdings, und das fällt mir erst jetzt auf, verriet er mir das Ergebnis seiner Recherchen nicht.“
„Es ist ein ziemlich heikles Thema, das eine Engländerin vielleicht nicht verstehen wird“, meinte Stefan Obermann.
„Versuchen Sie es! Vielleicht hilft uns ein Glas Wein.“ Lady Marbely lächelte dem jungen Paar aufmunternd zu.
Ruth Henschel entschuldigte sich, dass sie nicht daran gedacht hatte, nachzuschenken. „Ich hatte mich zu sehr auf unser Gespräch konzentriert.“
„Ich habe einen Mund, um mich zu Wort zu melden. Morgen werde ich für Nachschub sorgen. Sie müssen keine Angst haben, dass Sie mich durchfüttern müssen“, erklärte die Lady lachend. „Kochen und abwaschen kann ich auch. Wenn ich auch durch mein privilegiertes Leben etwas aus der Übung gekommen bin. Also, was hat es mit den Ringen auf sich?“
„Ich erinnere mich, dass mein Vater einen schwarzen Ring trug“, antwortete Ruth Henschel, „kann aber nicht sagen, welche Bedeutung er für ihn hatte.“
„Mein Vater befürchtete, eine rechtsgerichtete Gruppierung versuche Einfluss auf Aufhausers Betriebe zu nehmen“, ergänzte Stefan Obermann.
„Und Sie glauben“, fragte Lady Marbely, „dass die Ringe damit in Zusammenhang stehen?“
„Die zwei Lemniskaten auf dem Schmuckstein“, erklärte der junge Obermann, „liegen nur, wenn man sie aus einem bestimmten Blickwinkel betrachtet. Dreht man sie um neunzig Grad, werden sie zu zwei Achten.“
„Und das bedeutet?“ Lady Marbely machte erwartungsvoll große Augen.
„88. Ein Zeichen für Neonazis. Der achte Buchstabe im Alphabet. HH. Heil Hitler. Dreht man das Alphabet um und zählt von hinten, kommt man auf SS.“
„Du meinst, dass Vater ...“, wandte sich Ruth Henschel an ihren Freund.
„Ich
Weitere Kostenlose Bücher