Butler Parker Buch 1 - Der Butler setzt auf Sieg!
zufällig, um wen es sich da handelt?“, fragte die Lady.
Die Männer schüttelten unisono ihre Köpfe.
„Im Moment scheint niemand hier zu sein“, bemerkte die Lady mit einem Blick auf die geschlossenen Fenster.
„Sie kommen nur an bestimmten Tagen“, antwortete der Hagere. „Schloss Ziegenberg stellte das Zentrum des Führerhauptquartiers Adlerhorst dar. Es eignete sich wegen des noblen Herrenhauses und der Wirtschaftsgebäude ganz besonders dafür. Die Autobahn war nicht weit entfernt, und bei Hasselborn, keine zwanzig Kilometer entfernt, gab es einen Eisenbahntunnel, in dem man Züge vor den Bombenangriffen der Feinde schützen konnte.“
„Der Ort hat etwas Unheimliches an sich“, meinte Lady Marbely, obwohl sie fürchtete, von ihren Begleitern verlacht zu werden.
„Ein Ort, den auch Hitler nicht besonders mochte“, erklärte der Weißhaarige zustimmend und steckte sich eine Zigarette an. „Aber er war hier. Vermutlich, weil die ausgedehnten Bunkeranlagen hohe Sicherheit versprachen. Am Ende des Jahres 1944 und in den ersten Wochen 1945. Wenn man sich einigermaßen hier auskennt, kann man noch die Reste der Stollenanlagen um das Schloss herum erkennen. Zwei der Bunker sowie ein Verbindungsgang wurden einige Jahre nach dem Krieg gesprengt. Angeblich gibt es noch einen Bunker, den Bunker Nummer fünf. Aber das kann auch ein Gerücht sein. Wie so vieles, was den Adlerhorst betrifft.“
„Erzählen Sie, bitte“, ermunterte Lady Marbely den Mann.
„Diejenigen, die sich nach alten Zeiten zurücksehnen, schwafeln von einer Auferstehung des sogenannten Tausendjährigen Reiches.“
„Einer Fortsetzung“, korrigierte ihn der Hagere; er hatte sich ebenfalls eine Zigarette in den Mundwinkel gesteckt.
„Das heißt, die alten Nationalsozialisten sind nur untergetaucht und arbeiten politisch weiter“, versuchte Lady Marbely Klarheit in die Andeutungen der beiden Männer zu bekommen.
„Bunkerleute, Maulwürfe“, sagte der eine.
„Nicht nur die Alten. Sie haben neue Anhänger“, ergänzte der andere eifrig.
„Aber alles nur Gerüchte, die wir vor einer Fremden ... Sie entschuldigen doch diesen Ausdruck? Also, das ist alles nur ein Latrinengerücht, um in der Sprache dieser Zeit zu bleiben“, schloss der Weißhaarige das Gespräch und hatte es plötzlich sehr eilig, die Rückfahrt anzutreten. „Ich muss jetzt leider wieder nach Hause.“ Er strebte auf den vor dem Schloss abgestellten VW Polo zu. Lady Marbely und der Hagere folgten ihm.
Nachdem sie eine Weile gefahren waren, stoppten sie aufgrund merkwürdiger Fahrgeräusche. Gemeinsam verließen sie den Wagen. Die Männer entfernten die aufgesteckten Radkappen. Mit einem Drehschlüssel kontrollierten sie die Radmuttern, fanden heraus, dass die hinteren Räder in Ordnung waren, die beiden vorderen jedoch lose an den Naben hingen.
„Das hätte ins Auge gehen können“, sagte der Weißhaarige und zog die Radmuttern nach. „Gut, dass wir es rechtzeitig bemerkt haben.“
„Jemand muss das Fahrzeug manipuliert haben, während wir im Schlosshof waren“, vermutete Lady Marbely.
Die Männer rauchten nachdenklich neue Zigaretten und stiegen danach wieder ein. Während der gesamten Rückfahrt zur Tankstelle herrschte betretenes Schweigen. Während der Weißhaarige wortlos den VW verließ, meinte der Hagere mit gedämpfter Stimme: „Sie haben gefährliche Gegner. Passen Sie auf sich auf!“
Lady Marbely fuhr rasch weiter Richtung Siegen und fühlte sich wie der Held in Franz Kafkas Roman Das Schloss . Alles um sie herum hatte sich verdüstert. Sie hatte ihren treuen Begleiter, wenn nicht gar Freund, den Butler James verdächtigt, an der Spitze der Feinde zu stehen, war nun völlig allein unterwegs, wieder einmal knapp dem Tod entronnen und keinen Schritt weitergekommen in den Ermittlungen gegen die Täter. Nun, das stimmte nicht ganz. Sie ahnte, dass die Morde und Mordversuche vom Schloss ausgingen, dem ehemaligen Führerhauptquartier Adlerhorst. Und da das Schloss an sich nicht böse sein konnte, musste es Menschen geben, die für die Angriffe auf sie und andere verantwortlich waren. Offenbar, um an die Erbschaft Jakob Aufhausers heranzukommen, mit der man dunkle Pläne finanzieren wollte. Pläne, die irgendwie mit dem Nationalsozialismus zu tun hatten.
An der Spitze dieser Bewegung musste jemand stehen, der eine Verbindung zu Jakob Aufhausers Firmen hatte. Jemand, der erhofft hatte, dessen Besitz zu erben. Und dieser Jemand kannte Lady
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