Butler Parker Buch 1 - Der Butler setzt auf Sieg!
seitdem sie angehalten hatte, folgte. Ein kleiner VW mit Siegener Kennzeichen. Hatte der Butler bereits ihre Spur aufgenommen? Diesen Gedanken verwarf Lady Marbely, indem sie an das Schlafmittel in dessen Mineralwasser dachte und dabei sogar den Anflug eines schlechten Gewissens verspürte. Würde der Butler, falls er tatsächlich unschuldig war, sie nicht für eine reichlich schreckhafte, wenn nicht gar verrückte Person halten? Wenn es nicht der Butler war, der ihr folgte, wer war es dann? Ein Mensch, der zufällig dieselbe Route fuhr wie sie?
Als sie den nächsten größeren Ort, Oberreifenberg, erreichte, entschloss sie sich, eine Bleibe zu suchen. Hinweisschilder führten sie zu einem Waldhotel. Als sie vor dem schmucklosen Gebäude in der Tannenbaumstraße hielt, wurde ihr bewusst, dass sie mit dem Maybach auf dem Hotelparkplatz Aufsehen erregen würde. Sie entschloss sich, das Auto auf einem nahen Waldweg abzustellen, am nächsten Vormittag nach einem Mietwagen zu suchen und dann erst ein Zimmer zu nehmen.
Der Maybach Guard bot absolute Sicherheit. Also konnte sie versuchen, einige Stunden zu schlafen. Sie machte es sich auf den weichen Ledersitzen bequem. Minuten später klopfte jemand ans Fenster. Ein junger Mann starrte mit großen Augen gegen die verspiegelte Scheibe. Er stand auf der falschen Seite, weil er den Fahrer links vermutete. Lady Marbely rutschte auf den Beifahrersitz, öffnete die Scheibe einen winzigen Spaltbreit und fragte: „Sie wünschen?“
„Ich bin Stefan, der Sohn von Hans Obermann. Ich möchte mein Verhalten bei unserem Telefonat entschuldigen. Der Tod meines Vaters hatte mich so geschockt, dass ich nicht die richtigen Worte fand. Können wir uns unterhalten?“
Lady Marbely war über diese unerwartete Begegnung mehr als nur verblüfft, erkannte jedoch eine entfernte Ähnlichkeit mit dem Ermordeten. Der Sohn wirkte vielleicht noch düsterer. Ansonsten war er ein typischer Student, mit blondem, etwas zu langem Haar und einer billigen Brille auf der Nase. Sofort regte sich in Lady Marbely der Mutterinstinkt, den sie leider nie hatte entfalten können. Wie sehr hatte sie sich mit ihrem Gatten Graham ein Kind gewünscht! Also warf sie alle Vorsicht über Bord, ins Meer seiner traurig blickenden Augen, öffnete die Beifahrertür und bat den jungen Mann, einzusteigen. Dieser drückte der Lady höflich die Hand, bedankte und entschuldigte sich nochmals für die unfreundlichen Worte am Telefon.
„Ach, das habe ich schon vergessen.“
Dann entschuldigte sich Stefan Obermann noch für seine Aufdringlichkeit. „Aber ich wusste keinen anderen Weg. Ich muss mit Ihnen reden. Es war Zufall, dass ich Ihren Wagen gesehen habe.“ Vom schwarzen Rollkragenpulli und den Jeans des jungen Mannes ging der Geruch von Zigaretten aus, der Lady Marbely dazu anregte, einen Zigarillo anzustecken. Sie bot Stefan Obermann ebenfalls einen an und gab ihm Feuer.
Der junge Mann sog schweigend den Rauch in seine Lunge und wirkte allmählich etwas entspannter. „Ich habe mir vorgenommen, den Tod meines Vaters aufzuklären und möchte wissen, was Sie damit zu tun haben.“
Lady Marbely sah ihn entsetzt an.
„Natürlich möchte ich damit nicht andeuten, dass Sie Schuld daran sind“, fuhr der junge Obermann rasch fort, „aber etwas merkwürdig ist es schon, dass zuerst Onkel Jakob ums Leben kommt, Sie mit Ihrem Bodyguard auftauchen, fast alles erben und dann auch noch mein Vater stirbt.“
Sie nickte. „Das kann ich verstehen. Alles muss Ihnen sonderbar erscheinen. Ich kann Ihnen jedoch noch keine Lösung dieses Rätsels anbieten, nur die Bereitschaft, gemeinsam mit Ihnen danach zu suchen.“
„Danke! Das habe ich gehofft.“
„Und der worst case , wie sah der für Sie aus?“
„Dass Sie mich von Ihrem Bodyguard beiseiteräumen lassen.“ Stefan Obermann senkte seinen Kopf. „Entschuldigen Sie meine unbedachten Worte, Frau ...“
„Nennen Sie mich Amanda. Bitte, erzählen Sie von sich, von Ihrer Familie. Sie sind Student. Was studieren Sie?“
„Das ist eine komplizierte Geschichte. Ich begann mit Psychologie, wollte die Laufbahn eines Therapeuten einschlagen. Das war leider eine Fehlentscheidung. Jetzt studiere ich Technische Physik in Frankfurt. Ich wollte in die Firma meines Vaters ... also, in Ihre Firma, einsteigen.“
„Und privat? Ich meine Hobbys, Freundinnen und so weiter.“
Als der junge Obermann schwieg, entschuldigte sich die Lady für ihre Neugier. „Ich erzähle Ihnen von mir,
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