Butterschmalz zum Fruehstueck
für eine subversive Idee. Deswegen waren sie in den letzten fünfzig Jahren meist geschlossen. Oder mit Restriktionen belegt. Zum Beispiel wurde die Anzahl Bücher beschränkt, die ein Student besitzen durfte. Ein Ort jedenfalls, an dem Ideen getötet wurden. Dadurch wurde das Land wissensmäßig fast in die Steinzeit katapultiert, und nun fehlen zwei Generationen Ärzte, Lehrer, Ingenieure, Juristen. Diesen Zustand zu verändern wird sehr schwierig werden, denn es gibt keine Lehrer, die jemandem etwas beibringen könnten, und so schlägt das Elend bis auf die Grundschulen durch. Aber es gibt auch weder genug Räume, noch genug Schulbänke noch genug Lehrmittel. Das Land muss bei null anfangen. Es muss jetzt aus dem Nichts ein funktionierendes Schul- und Ausbildungswesen zaubern, wenn es Anschluss an die Zukunft will. Entwicklungshilfe nützt nur bedingt, weil die Lehrer ja Burmesisch können müssen.
Die Leute sind aber außerordentlich motiviert. Im Tourismus sieht man hauptsächlich Frauen, die Gruppen in deren Muttersprache führen. Was ich so auf Englisch, Spanisch, Französisch gehört habe, machte durchaus einen soliden Eindruck. Auch Japaner und Chinesen machen den Eindruck, als würden sie gut folgen können. Und über die Sprachbegabung der fliegenden Händler braucht man kein Wort zu verlieren.
Sylvester feiern wir im Hotelgarten. Außer uns ist noch eine Gruppe Japaner da. Der Reiseleiter möchte uns eine CD mit einem Märchen vorspielen, das auf die Reise nach Nirwana abhebt. Wir sollen in uns gehen und zuhören. Die Japaner staunen über eine große Gruppe, die mucksmäuschenstill, ohne Getränke und alles, in der recht kühlen Abendstille einer Stimme mit sehr sparsamen Soundeffekten lauschen – aber danach wird aufgedreht. Es gibt Musik, Getränke und Tänze mit den Hotelangestellten. Ansonsten bleibt es still. Neujahr wird hier nicht gefeiert. Unser Kalender spielt nur eine untergeordnete Rolle. Das buddhistische Neujahr wird im April gefeiert und die Buddhisten sind uns zeitlich voraus, befinden sie sich doch schon etwa im Jahr 2500.
1. Januar 2013
Sensationelle Pagoden nonstop
Als Neujahrsgeschenk hat Ko Ko für jeden von uns einen Schlüsselanhänger mit Bildern von Aung San Suu Kyi. Ich sage ihm, dass er wohl viel von ihr halte und er verfällt in eine quasireligiöse Verzückung. Er sagt, es reiche, ihr Gesicht zu sehen, um Kraft, Hoffnung und Zuversicht zu schöpfen, dabei rollt er mit den Augen vor Glück. So geht es offensichtlich vielen Burmesen. Die Militärs allerdings hassen sie so wie andere sie lieben und lassen nichts unversucht, um sie zu diskreditieren, aber sie hat mittlerweile einen Status zwischen Heilige und Popstar, dem so leicht nichts etwas anhaben kann, obwohl das Heiligenbild erste Risse bekommt.
Wir fahren zum Ananda -Tempel. Dieser befindet sich außerhalb der Stadtmauern Pagans und ist ein Juwel. Die vier Buddhastatuen verändern faszinierenderweise ihren Gesichtsausdruck von streng nach lächelnd, je nachdem, in welcher Entfernung man guckt. Außerdem wird in unzähligen Nischen das Leben Buddhas nachgestellt. In den größten Nischen wird die Zeit vor seiner Zeugung bis zu seiner Geburt dargestellt. Man sieht die Träume seiner Mutter, und wie diese schließlich dadurch befruchtet wird, dass ein weißer Elefant seinen Rüssel auf ihren Bauch drückt. Wir sehen die Entwicklung der Schwangerschaft, bis Buddha schließlich aus der Hüfte seiner Mutter geboren wird.
Die goldene Kürbispagode ist die nächste. Sie heißt so, weil sie kürbisförmig aussieht. Danach folgt ein Spaziergang am Fluss Irawaddy entlang. Dort stehen sehr einfache Hütten. Die Menschen fristen ein kärgliches Dasein durch Fischfang und die Verladung von Flusskieseln. Es folgen nochmals zwei Pagoden mit besonderen Merkmalen, die ich aber durch einen eintretenden Info-Overkill nicht richtig mitbekommen habe.
Nachmittags ist die Dammayazhika -Pagode dran, und die finde ich sensationell. Sie hat nämlich nicht den klassischen Grundriss aller Pagoden: vier Eingänge, für die vier Buddhas dieses Äons. Ein Äon umfasst einen ziemlich langen Zeitraum, etwa 150.000 Jahre. Dieser Äon wird wohl noch 30.000 Jahre dauern, dann fängt ein Neues an und der erste Buddha dieses neuen Äons ist der Buddha Mettheya . Die Dammayazhika -Pagode ist nun sehr vorausschauend als Fünfeck mit einem Extra-Eingang für diesen kommenden Buddha gestaltet.
Danach gehen wir in ein Dorf, das damals, als das Areal als
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