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By the way Greta

By the way Greta

Titel: By the way Greta
Autoren: Marya Stones
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in vollen Zügen um sich schlug, waren die zwei Mädchen vergessen worden. Barbara und Greta waren beide davon ausgegangen, dass die jeweils andere die Kinder abholt. Etwa eine Stunde nach der regulären Abholzeit wurde Barbara vom Kindergarten aus angerufen. Marcie wartete immer noch auf ihre Mutter und Barbara wurde von der Erzieherin zum wiederholten Male beschimpft. Es sei ja nicht das erste Vorkommnis dieser Art und ob sie sich denn gar nicht im Griff habe? Kurz: Barbara bekam einen hysterischen Anfall. Und Sarah und Marcie mussten noch zwei weitere Stunden auf Greta warten, weil diese beim Einkauf telefonisch nicht erreichbar war.
    Als Greta dann endlich im Kindergarten ankam und zuerst Marcie einsackte, um dann zwanzig Minuten später auch Sarah abzuholen, hatte sie zwei völlig verstörte, verängstigte Mädchen im Wagen. Marcie konnte gar nichts mehr sagen, wollte nur noch im Arm gehalten werden und Sarah stellte nur die eine Frage: "Warum hast du mich vergessen?"
    Die Kinder in einem derartig traurigen Zustand zu sehen, war für Greta erschütternd und demütigend. Die Kinder konnten nicht verstehen, dass die Mutter und das Kindermädchen sie vergessen hatten. Mutter war ja schwanger und das Baby machte sie manchmal komisch, so hatte Greta den Kindern den Grund für Barbaras hysterische Anfälle beschrieben. Das konnten die zwei noch begreifen, aber dass nun Greta sie auch noch vergessen hatte, das war für Sarah und Marcie ein Vertrauensbruch. Es war einfach zu viel für ihre Kinderseele - zu viel, zu verstehen und zu viel, zu verarbeiten.
    Greta wusste seit diesem Tag, dass in Zukunft niemand mehr auf sie warten sollte. Es ging um Zuverlässigkeit, um Respekt und nicht zuletzt um Zuwendung, um Liebe und Vertrauen. Diese unendlich traurigen, ängstlichen und verstörten Kinderaugen wollte sie nie wieder sehen.
    Das schrecklich schlechte Gewissen, das sie fortan plagte, und das Gefühl, versagt zu haben, hing ihr noch Wochen nach. Die Kinder hatten den Vorfall zwar vergessen, aber noch nicht verarbeitet. Für Greta aber war es eine Wendung in ihrer Einstellung zu Zeit und dem Umgang mit anderen Menschen.
    Wertschätzung zu zeigen, Vertrauen aufzubauen und zu bewahren, glaubwürdig und wahrhaftig zu sein, dies waren alles Qualitäten, die sie mit dieser schmerzlichen Erfahrung verinnerlicht hatte. Andere Menschen – große und vor allem kleine – nicht zu enttäuschen, wenn sie sich auf einen verließen, das wollte Greta leben . Und ein Mosaiksteinchen, um so zu leben, war eben die Pünktlichkeit und damit auch die Verlässlichkeit.
    Das restliche Halbjahr in Boston verflog viel zu schnell. Die Geburtstage der Mädchen, die Geburt des kleinen Gerry Petersen. Alles war im Fluss und als es Zeit für Greta war, ihre Koffer zu packen, um nach Deutschland zurückzukehren, fiel es allen unendlich schwer, dem Abschied ins Auge zu sehen.
    Barbara bot Greta eine Stelle als Nanny an. Beide wussten, dass dies nicht das Richtige war, aber Barbara versuchte noch irgendetwas zu finden, um Greta für eine Weile bei sich zu halten.
    Da kam John mit einer blendenden Idee und Überraschung für alle: Eine Kurzreise für die zwei Frauen nach New York, nur Barbara und Greta. Er selbst würde das Wochenende auf die Kinder aufpassen und die Frauen sollten zum Abschluss einen „drauf machen“. Anschließend würden alle – John eingeschlossen - zusammen auf Long Island noch drei Wochen Ferien machen. Ein Ferienhaus eines seiner Kollegen stünde jetzt gerade zur Verfügung.
    Greta und Barbara waren begeistert und organisierten alles. Es sollten die schönsten gemeinsamen Wochen der gesamten Au-pair-Zeit für Greta werden.
    Auf dieser Reise nach New York wurde ihre Liebe zur Stadt geboren: Shopping, Musicals, Bars, Sightseeing, alles mit Barbara, die ihr mehr den je zur vertrauten „großen Schwester“ geworden war.
    Die anschließenden drei Wochen auf Long Island brachten eine weitere Überraschung. John hatte eine Nanny für die Kinder eingestellt. Louise Flink, zweiunddreißig Jahre alt, erfahrene Montessori Erzieherin, fließend deutschsprachig durch deutsche Eltern, aber seit fünfzehn Jahren in den USA.
    Perfekt!
    Sarah, Marcie und der kleine Gerry schlossen Louise sofort ins Herz. Barbara und Greta waren zwar etwas überrascht, konnten aber Louises Mary-Poppins–Charme nicht widerstehen. Genau zwei Tage lang dauerte die Aufwärmphase, dann war das Eis auch hier gebrochen. Die morgendlich frischen Pancakes mit
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