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Byrne & Balzano 3: Lunatic

Titel: Byrne & Balzano 3: Lunatic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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Fairmount Parks war es um diese Zeit dunkel. Es herrschte nur wenig Verkehr. Walt Brigham öffnete das Fenster und ließ die kalte Luft ins Wageninnere strömen. Es erfrischte und belebte ihn ein wenig. In der Nähe hörte er den Wissahickon Creek rauschen.
    Brigham hatte den Umschlag eingeworfen, ehe er losgefahren war. Es war hinterlistig, beinahe kriminell, ihn anonym zu verschicken, doch er hatte keine andere Wahl gehabt. Wochenlang hatte er um die Entscheidung gerungen, und jetzt hatte er sie getroffen. Achtunddreißig Dienstjahre als Cop lagen hinter ihm. Jetzt war er ein anderer Mensch.
    Er dachte an Annemarie DiCillos Ermordung. Es kam ihm so vor, als hätte er erst gestern den Anruf bekommen. Walt Brigham erinnerte sich noch genau, wie er an jenem stürmischen, regnerischen Tag am Tatort angehalten hatte – genau an dieser Stelle – und wie er seinen Schirm aus dem Wagen genommen hatte und in den Wald gelaufen war.
    Innerhalb weniger Stunden hatten sie die üblichen Verdächtigen aufgetrieben, die Spanner, die Pädophilen, die Männer, die kürzlich aus dem Gefängnis entlassen worden waren, nachdem sie ihre Haftstrafe verbüßt hatten, weil sie Kindern, vor allem jungen Mädchen, Gewalt angetan hatten. Niemand stach aus der Menge heraus. Niemand brach zusammen oder haute einen anderen Verdächtigen in die Pfanne. Aufgrund ihres Charakters und ihrer wahnsinnigen Angst, wieder in den Knast zu wandern, konnte man Pädophile normalerweise schnell weichkochen. Damals jedoch war nicht einer in die Knie gegangen.
    Eine Zeitlang schien alles auf einen besonders abscheulichen Scheißkerl namens Joseph Barber hinzuweisen, doch für den Tag der Morde im Fairmount Park hatte er ein Alibi vorweisen können, auch wenn es ziemlich wackelig gewesen war. Als Barber dann selbst ermordet wurde – mit dreizehn Stichen eines Steakmessers –, keimte in Brigham der Verdacht, dass Barber von der Vergangenheit eingeholt worden war und für seine Sünden hatte zahlen müssen.
    Die Umstände von Barbers Tod ließen Walter Brigham nicht mehr los. Im Laufe der nächsten fünf Jahre spürte er eine Reihe verdächtiger Pädophiler in Pennsylvania und New Jersey auf. Sechs dieser Männer waren ermordet worden. Sämtliche Morde waren von extremer Gewalt und äußerster Brutalität gekennzeichnet, doch kein einziger Fall konnte aufgeklärt werden. Zugegeben – kein Detective überschlug sich vor Arbeitseifer, um einen Mordfall aufzuklären, wenn das Opfer ein Kinderschänder war. Dennoch wurden Spuren gesammelt und ausgewertet, Zeugen befragt, Fingerabdrücke genommen, Berichte geschrieben. Doch kein einziger Verdächtiger hatte sich herauskristallisiert.
    Lavendelblau, dachte Brigham. Was hatte es mit dem Lavendelblau auf sich?
    Ingesamt entdeckte Walt Brigham sechzehn ermordete Männer. Sie alle waren Kinderschänder gewesen. Man hatte sie verhört und wieder frei gelassen. In mehreren Fällen hatten die Ermordeten zum Kreis der Verdächtigen gehört, waren aber getötet worden, ehe sich Schuld oder Unschuld erwiesen hatte.
    Es war verrückt, aber möglich.
    Jemand ermordete die Verdächtigen.
    Doch Brighams Theorie fand keine Zustimmung in der Abteilung; daher ließ er sie fallen. Offiziell. Denn er hatte sich detaillierte Aufzeichnungen gemacht. Auch wenn diese Männer ihm völlig gleichgültig waren, sah er sich aufgrund seines Jobs als Detective der Mordkommission gezwungen, Ermittlungen vorzunehmen. Mord war Mord. Es stand allein Gott zu, über die Opfer zu richten, nicht Walter J. Brigham.
    Seine Gedanken schweiften zu Annemarie und Charlotte. Erst seit kurzem geisterten sie nicht mehr durch seine Träume, aber das bedeutete nicht, dass die Bilder ihn nicht mehr verfolgten. Sobald der April auf den März folgte und Walter Brigham kleine Mädchen sah, die frühlingshaft gekleidet waren, wurden die entsetzlichen Eindrücke von damals wieder lebendig ... der Geruch des Waldes, das Plätschern des Regens, der Anblick der Leichen der beiden Mädchen, die aussahen, als würden sie schlafen. Die Augen geschlossen, die Köpfe gesenkt. Und dann das Nest.
    Das kranke Schwein, das sie umgebracht hatte, hatte ein Nest um sie herum gebaut.
    Walt Brigham spürte wieder die Wut, die sich wie eine stählerne Faust in seine Brust bohrte. Er kam ihm immer näher. Er spürte es. Inoffiziell war er schon in Odense gewesen, einer kleinen Stadt in Berks County. Er war mehrmals dorthin gefahren. Er hatte Erkundigungen eingezogen, hatte Fotos gemacht

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