Byrne & Balzano 3: Lunatic
Jessica.
»Außerdem wurde das Blut, das euer Serienkiller an den Körpern seiner Opfer hinterlassen hat, weiteren Tests unterzogen«, fügte Nicci hinzu.
»Und was haben sie ergeben?«
»Das Blut ist alt.«
»Alt?«, fragte Jessica. »Was soll das heißen?«
»Dass derjenige, dem es gehört hat, vermutlich schon lange tot ist.«
67.
R oland rang mit dem Teufel. Für einen Mann des Glaubens wie ihn war das zwar eine alltägliche Herausforderung, aber heute hatte der Teufel ihn im Schwitzkasten.
Er hatte sich sämtliche Fotos bei der Polizei angesehen und auf ein Zeichen gehofft. Er hatte sehr viel Böses in diesen Augen gesehen und sehr viele schwarze Seelen erkannt. Alle sprachen zu ihm von ihren Missetaten. Keiner sprach von Charlotte.
Aber das konnte kein Zufall sein. Charlotte war am Ufer des Wissahickon gefunden und so in Pose gesetzt worden, als wäre sie eine Puppe in einer Geschichte.
Und jetzt die Morde am Fluss.
Roland wusste, dass die Polizei ihm und Charles über kurz oder lang auf die Schliche kommen würde. Er war all die Jahre mit seiner List, seinem gerechten Herzen und seinem Durchhaltevermögen gesegnet gewesen.
Er würde ein Zeichen bekommen. Da war er ganz sicher.
Gott der Herr wusste, dass Zeit von entscheidender Bedeutung war.
»Ich hatte nie die Kraft, dorthin zurückzukehren.«
Elijah Paulson erzählte die erschütternde Geschichte seines Überfalls auf dem Rückweg vom Reading Terminal Market nach Hause.
»Vielleicht werde ich es eines Tages schaffen, mit dem Segen des Herrn. Aber nicht jetzt«, sagte Elijah Paulson. »Es wird noch lang dauern.«
An diesem Tag nahmen nur vier Personen an der Gruppensitzung teil. Sadie Pierce, die stets dabei war. Der alte Elijah Paulson. Eine junge Frau namens Bess Schrantz, eine Kellnerin aus Nord-Philadelphia, deren Schwester einem brutalen Überfall zum Opfer gefallen war. Und Sean. Wie so oft saß er außerhalb der Gruppe und hörte zu. Doch heute schien unter der Oberfläche etwas zu brodeln.
Als Elijah Paulson sich setzte, wandte Roland sich Sean zu. Vielleicht war heute der Tag gekommen, da Sean seine Geschichte erzählen wollte. Stille trat ein. Roland nickte. Nachdem Sean eine Minute lang die Hände gewrungen hatte, stand er auf und begann.
»Mein Vater verließ uns, als ich klein war. Ich lebte mit meiner Mutter und meiner Schwester zusammen. Meine Mutter arbeitete in einer Fabrik. Wir hatten nicht viel, aber wir kamen zurecht. Wir hatten einander.«
Die Anwesenden nickten. Niemandem hier ging es besonders gut.
»Eines Tages im Sommer besuchten wir einen kleinen Vergnügungspark. Meine Schwester fütterte gerne die Tauben und Eichhörnchen. Sie mochte das Wasser und die Bäume. Sie war ein sehr sanftmütiges Mädchen.«
Während des Zuhörens brachte Roland es nicht über sich, Charles anzusehen.
»An diesem Nachmittag war sie plötzlich verschwunden, und wir konnten sie nirgends finden«, fuhr Sean fort. »Wir haben sie überall gesucht. Dann wurde es dunkel. In der Nacht hat man sie dann im Wald gefunden. Sie ... sie war ermordet worden.«
Ein Murmeln erhob sich. Worte des Mitleids und der Trauer wurden laut. Roland spürte, dass seine Hände zitterten.
Seans Geschichte war beinahe seine eigene.
»Wann ist das passiert, Bruder Sean?«, fragte Roland.
Es dauerte einen Moment, bis Sean sich wieder gefasst hatte. »Das war 1995.«
Zwanzig Minuten später wurde die Sitzung mit einem Gebet und einem Segen beendet. Die Gläubigen gingen.
»Gott segne Sie«, sagte Roland an der Tür zu jedem Einzelnen. »Bis Sonntag.« Sean war der Letzte. »Kann ich Sie noch kurz sprechen, Bruder Sean?«
»Sicher, Herr Pastor.«
Roland schloss die Tür und trat vor den jungen Mann. Dann sagte er: »Wissen Sie, wie wichtig dieser Tag heute für Sie war?«
Sean nickte. Ihm war anzumerken, dass seine Gefühle in Aufruhr waren. Roland schloss Sean in die Arme. Sean schluchzte leise. Als ihm Tränen über die Wangen rannen, rückten die Männer wieder voneinander ab. Charles durchquerte den Raum, reichte Sean eine Schachtel Papiertücher und zog sich wieder zurück.
»Können Sie mir mehr dazu sagen, was damals passiert ist?«, fragte Roland.
Sean neigte den Kopf. Als er ihn wieder hob, schweifte sein Blick durch den Raum, und er senkte die Stimme, als wollte er Roland ein Geheimnis anvertrauen. »Wir wussten immer, wer es war, aber sie haben nie irgendwelche Beweise gefunden. Die Polizei, meine ich.«
»Ich verstehe.«
»Das Büro des
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