Byrne & Balzano 3: Lunatic
Personen, die in den letzten sechs Monaten in der psychiatrischen Klinik bei Lisette Simon in Behandlung waren«, sagte Park.
»Wie viele Namen sind das?«, fragte Byrne.
»Vierhundertsechsundsechzig.«
»O Gott.«
»Gott ist so ziemlich der Einzige, der nicht aufgeführt ist.«
»Vielleicht sollten wir zunächst nur alle Männer zwischen achtzehn und fünfzig Jahren heraussuchen.«
»Gute Idee.«
Eine Stunde später hatten sie die Liste auf überschaubare siebenundneunzig Namen reduziert. Dann begannen sie mit der ermüdenden Arbeit, diese Namen in den verschiedenen polizeilichen Datenbanken zu überprüfen.
Josh Bontrager sprach mit Ruben Simon. Rubens verstorbene Frau Lisette hatte niemals etwas mit dem Theater zu tun gehabt.
66.
E s war noch ein paar Grad kälter geworden, und jetzt herrschte in dem Lagerraum wirklich eine Temperatur wie in einem Kühlschrank. Jessicas Finger hatten sich blau verfärbt. Sie zog ihre Lederhandschuhe an, auch wenn das die Suche in den Papieren erheblich erschwerte.
Der letzte Karton, den Jessica durchsah, hatte einen Wasserschaden. Er enthielt nur eine Registermappe, in der feuchte Fotokopien von Akten lagen, die Mordfälle aus den letzten zwölf Jahren betrafen. Jessica suchte die neusten Unterlagen heraus.
Sie fand zwei großformatige Schwarzweißfotos, zwei Aufnahmen desselben Gebäudes, eine aus größerer Entfernung und die andere aus der Nähe. Die Fotos hatten sich aufgrund des Wasserschadens gewellt, und alle waren oben rechts mit einem Stempel Duplikat versehen. Es waren keine offiziellen Polizeifotos. Das Gebäude auf den Bildern sah wie eine Farm aus. Auf dem Foto, das aus größerer Entfernung gemacht worden war, konnte man erkennen, dass die Farm auf einem Hang lag; im Hintergrund standen schneebedeckte Bäume.
»Hast du noch andere Bilder von diesem Haus gefunden?«, fragte Jessica.
Nicci schaute sich die Fotos an. »Nein. Hab ich nicht gesehen.«
Jessica drehte eines der Fotos um. Auf der Rückseite standen fünf Zahlen, doch die letzten beiden waren durch den Wasserschaden unleserlich. Bei den ersten drei Zahlen handelte es sich um eins-neun-fünf. Vielleicht eine Postleitzahl? »Weißt du, wo die Postleitzahlen mit 195 beginnen?«, fragte sie.
»Hundertfünfundneunzig?«, sagte Nicci. »Berks County vielleicht?«
»Das hab ich auch gerade gedacht.«
»Wo in Berks?«
»Keine Ahnung.«
Niccis Pager piepste. Sie nahm ihn vom Gürtel und las die Nachricht. »Das ist der Chef«, sagte sie. »Hast du dein Handy dabei?«
»Hast du keins?«
»Frag mich lieber nicht«, sagte Nicci. »Ich hab in den letzten sechs Monaten drei Stück verloren. Bald werden sie mir das Geld vom Gehalt abziehen.«
»Das passiert mir immer mit meinen Pagern«, sagte Jessica. Sie reichte Nicci ihr Handy. Nicci ging hinaus, um zu telefonieren.
Jessica schaute noch einmal auf eines der Fotos, auf dem das Farmhaus aus der Nähe abgelichtet war, und drehte es um. Auf der Rückseite standen drei Buchstaben. Sonst nichts.
ADC .
Was bedeutet diese Abkürzung?, fragte Jessica sich. Die Abkürzung irgendeiner Organisation? Und wenn, welcher?
Auch Jessica hatte oft solche Kürzel benutzt, die nur für sie selbst bestimmt waren, und sie in eine Akte geschrieben, mit der Absicht, sie später zu ergänzen. Die Notizhefte der Detectives wurden stets zu den Beweisen gelegt, und der Gedanke, ein Fall könnte von etwas abhängen, das man in aller Eile an einer roten Ampel gekritzelt hatte, während man einen Cheeseburger und eine Tasse Kaffee in der anderen Hand balancierte, war immer eine Herausforderung.
Doch als Walt Brigham diese Notizen gemacht hatte, hatte er nicht gewusst, dass eines Tages ein anderer Detective sie lesen und versuchen würde, den Sinn zu entschlüsseln – ein Detective, der wegen Walts Ermordung ermittelte.
Jessica drehte das erste Foto noch einmal um. Nur diese fünf Zahlen. Auf die 195 folgten zwei Zahlen, bei denen es sich um 72 oder 78 oder vielleicht um 18 handeln konnte.
Hatte dieses Farmhaus etwas mit Walts Tod zu tun? Das Foto jedenfalls war wenige Tage vor seinem Tod aufgenommen worden.
Oh Mann, Walt, dachte Jessica. Da wirst du umgebracht und hinterlässt den Kollegen, die in deinem Mordfall ermitteln, ein Sudoku-Rätsel.
195.
ADC .
Nicci kam zurück und reichte Jessica ihr Handy.
»Es war das Labor«, sagte Nicci. »Sie haben in Walts Wagen nichts gefunden.«
Dann mussten die Kriminaltechniker noch mal von vorne anfangen, dachte
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