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Byrne & Balzano 3: Lunatic

Titel: Byrne & Balzano 3: Lunatic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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Kleinstadtatmosphäre, die neuerdings einen besonderen Reiz auf sie ausübte. Vielleicht suchte sie jetzt, da Sophie älter wurde, eine solche Umgebung. Jessica fragte sich, wie die Schulen hier wohl waren. Ob es hier überhaupt Schulen gab.
    Nicci stupste sie an und riss sie aus ihren Tagträumen. Es wurde Zeit zu gehen.
    »Danke, dass Sie Ihre Zeit geopfert haben«, sagte Jessica zu Nadine.
    »Kein Problem«, erwiderte Nadine und brachte sie zur Tür. Jetzt fiel Jessicas Blick auf eine Holzkiste neben der Heizung. In der Kiste lag eine Katze mit fünf Jungen.
    »Hätten Sie Interesse an einer oder zwei jungen Katzen?«, fragte Nadine mit einem hoffnungsvollen Lächeln.
    »Nein, wirklich nicht«, sagte Jessica.
    Sie öffnete die Tür und schaute auf die idyllische Schneelandschaft. Ehe sie hinaustrat, warf sie noch einen Blick zurück auf die Katzen.
    Alle bekamen Babys.

73.
    D ie Fahrt zu dem Haus dauerte viel länger als zehn Minuten. Sie fuhren über abgelegene Straßen und durch tiefe Wälder. Es hörte nicht auf zu schneien. Ein paar Mal gerieten sie in starkes Schneegestöber und mussten anhalten. Nach etwa zwanzig Minuten erreichten sie eine Straßenbiegung und einen Privatweg, den man zwischen den Bäumen nur erahnen konnte.
    Ben hielt, winkte sie heran und ließ das Seitenfenster herunter. »Es gibt noch andere Wege dorthin, aber von hier ist es sicher am einfachsten. Fahren Sie hinter mir her.«
    Er bog auf den verschneiten Weg ein. Jessica und Nicci folgten ihm. Kurz darauf erreichten sie eine Lichtung, von der ein Weg abzweigte. Vermutlich war es der lange Zufahrtsweg zum Haus.
    Als sie sich dem Gebäude näherten und eine kleine Anhöhe hinauffuhren, hielt Jessica das Foto hoch. Es war von der anderen Seite des Hügels aufgenommen worden, doch selbst aus dieser Entfernung war ein Irrtum ausgeschlossen. Sie hatten das Haus gefunden, das Walt Brigham fotografiert hatte.
    Die Zufahrt endete auf einem Wendeplatz, etwa zwanzig Meter von dem Haus entfernt. Es waren keine anderen Fahrzeuge zu sehen.
    Als sie ausstiegen, fiel Jessica nicht als Erstes die Abgeschiedenheit des Hauses oder die malerische Winterlandschaft auf, sondern die Stille. Sie hörte beinahe, wie die Schneeflocken auf den Boden rieselten.
    Jessica war in South Philly aufgewachsen, hatte an der Temple University studiert und ihr ganzes bisheriges Leben im näheren Umkreis der Stadt verbracht. Wenn sie heutzutage an einem Tatort in Philly eintraf, wurde sie normalerweise von Autohupen, dem Rumpeln von Lastwagen und dem Plärren lauter Musik begrüßt. Manchmal auch vom Geschrei wütender Bürger. Dieses Fleckchen Erde war dagegen das reinste Idyll.
    Ben Sharp stieg aus dem Lieferwagen, ließ den Motor laufen und zog Wollhandschuhe an. »Ich glaube nicht, dass hier noch jemand wohnt.«
    »Wissen Sie, wer hier früher gewohnt hat?«, fragte Nicci.
    »Nein. Tut mir leid.«
    Jessica spähte auf das Haus. Vorne waren zwei Fenster, die sie wie finstere Augen anstarrten. Es brannte kein Licht. »Woher kennen Sie das Haus?«
    »Wir waren als Kinder oft hier«, sagte Ben. »Es war ziemlich unheimlich.«
    »Das ist es jetzt auch«, meinte Nicci.
    »Sie hatten zwei große Hunde auf dem Grundstück.«
    »Liefen die frei herum?«, fragte Jessica.
    »O ja«, erwiderte Ben lächelnd. »Für uns war das eine Art Mutprobe.«
    Jessica ließ den Blick über das Grundstück und den Eingangsbereich schweifen. Keine Ketten, keine Wasserschüsseln, keine Pfotenspuren im Schnee. »Und wie lange ist das her?«
    »Oh, sehr lange«, sagte Ben. »Fünfzehn Jahre.«
    Gut, dachte Jessica. Als sie noch Uniform getragen hatte, hatte sie oft mit großen Hunden zu tun gehabt. Das ging allen Cops so.
    »Okay, Sie können dann wieder zum Geschäft zurückfahren«, sagte Nicci.
    »Soll ich nicht auf Sie warten?«, fragte Ben. »Und Ihnen den Rückweg zeigen?«
    »Wir kommen schon klar«, sagte Jessica. »Vielen Dank für Ihre Hilfe.«
    Ben sah ein wenig enttäuscht aus. Vielleicht hatte er gehofft, bei einer polizeilichen Ermittlung mitmischen zu können. »Gern geschehen.«
    »Und vielen Dank auch an Ihre Tante.«
    »Richte ich aus.«
    Kurz darauf stieg Ben in seinen Lieferwagen, drehte im Wendekreis und fuhr zur Straße. Sekunden später war der Wagen zwischen den Kiefern verschwunden.
    Jessica warf Nicci einen Blick zu. Sie schauten beide auf das Haus.
    Es stand noch immer da.
    Zu dem Haus gehörte eine gemauerte Veranda. Die Eingangstür aus massiver Eiche war mit einem

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