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Byrne & Balzano 3: Lunatic

Titel: Byrne & Balzano 3: Lunatic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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verrosteten Türklopfer aus Eisen versehen. Er sah älter aus als das Haus.
    Nicci klopfte mit der Faust an. Nichts. Jessica presste ein Ohr an die Tür und lauschte. Stille. Nicci klopfte noch einmal, diesmal mit dem Klopfer. Das laute Geräusch hallte über die alte Steinveranda. Wieder keine Antwort.
    Auf dem Fenster rechts neben der Eingangstür klebte der Schmutz vieler Jahre. Jessica wischte kurz mit der Hand über die Scheibe, schirmte die Augen ab und spähte ins Innere, sah aber nur den Dreck auf der Innenseite der Fensterscheibe. Sie war vollkommen undurchsichtig. Jessica konnte nicht einmal erkennen, ob Gardinen oder Jalousien vor dem Fenster hingen. Gleiches traf auf das Fenster links neben der Tür zu.
    »Was sollen wir machen?«, fragte Jessica.
    Niccis Blick schweifte zur Straße und zurück zum Haus. Dann schaute sie auf die Uhr. »Am liebsten würde ich jetzt ein heißes Schaumbad nehmen und ein Glas Pinot Noir trinken. Aber das kann ich im Augenblick wohl vergessen.«
    »Sollen wir den Sheriff anrufen?«
    Nicci lächelte. Jessica kannte ihre Kollegin so gut nicht, aber sie kannte das Lächeln. Jeder Detective hatte dieses Lächeln in seinem Repertoire. »Noch nicht.«
    Nicci drückte die Türklinke. Fest verschlossen. »Ich schau mal nach, ob es noch einen Eingang gibt«, sagte sie, sprang von der Veranda herunter und lief um das Haus herum.
    Zum ersten Mal an diesem Tag fragte Jessica sich, ob das alles nicht Zeitverschwendung war. Es gab keinen einzigen konkreten Beweis, dass dieses Haus irgendetwas mit Walt Brighams Tod zu tun hatte.
    Jessica zog ihr Handy aus der Tasche. Sie hielt es für das Beste, Vincent anzurufen. Sie schaute aufs Display. Kein Netz. Jessica steckte das Handy wieder ein.
    Ein paar Sekunden später tauchte Nicci wieder auf. »Ich hab eine offene Tür gefunden.«
    »Wo?«, fragte Jessica.
    »Auf der Rückseite. Ich glaube, sie führt in einen Vorratskeller. Oder einen Sturmkeller.«
    »Die Tür war auf?«
    »Sozusagen.«
    Jessica folgte Nicci um das Gebäude herum. Das Gelände hinter dem Haus fiel in eine talähnliche Senke ab, hinter der sich ein Waldstück befand. Als sie zur Rückseite des Hauses gingen, verstärkte sich Jessicas Gefühl, vom Rest der Welt abgeschnitten zu sein. Einen kurzen Augenblick lang hatte sie geglaubt, es könnte ihr gefallen, an einem solchen Ort zu leben, fern vom Lärm, Schmutz und den Verbrechen. Jetzt war sie sich nicht mehr so sicher.
    Sie erreichten den Eingang zum Vorratskeller. Zwei schwere Holztüren, über denen ein Querbalken lag, waren in den Boden eingelassen. Die beiden Frauen hoben den Querbalken hoch, legten ihn zur Seite und zogen die Türen auf.
    Augenblicklich schlug ihnen der Geruch von Schimmel und verrottetem Holz entgegen, vermischt mit einem leichten Gestank von Tieren.
    »Da soll mal einer sagen, die Polizeiarbeit sei nicht reizvoll«, meinte Jessica.
    Nicci schaute ihre Kollegin an. »Okay?«
    »Nach dir. Ich verlass mich auf dich.«
    Nicci schaltete ihre Taschenlampe ein. »Polizei!«, rief sie in das schwarze Loch. Keine Antwort. Sie warf Jessica noch einen Blick zu. Jetzt war sie richtig in ihrem Element. »Ich liebe diesen Job.«
    Nicci übernahm die Führung. Jessica folgte ihr.
    Als die beiden Detectives in die Dunkelheit des eiskalten Kellers hinunterstiegen, ballten sich immer mehr dunkle Wolken über Pennsylvania zusammen.

74.
    R oland spürte die warme Sonne auf dem Gesicht. Er hörte das Klatschen des Spielballs gegen Leder und nahm den kräftigen Geruch von Klauenfett wahr. Der Himmel war wolkenlos.
    Er war fünfzehn Jahre alt.
    An jenem Tag waren sie zu zehnt gewesen, mit Charles elf. Es war Ende April. Jeder von ihnen hatte seinen Lieblingsbaseballspieler – Lenny Dykstra, Bobby Munoz, Kevin Jordan und Mike Schmidt, obwohl der seine Karriere beendet hatte. Die Hälfte von ihnen trug selbst genähte Mike-Schmidt-Trikots.
    Sie hatten ein Match auf einer Wiese in der Nähe des Lincoln Drive gespielt, nur ein paar hundert Meter von dem kleinen Fluss entfernt.
    Roland schaute zu den Bäumen hinüber. Er sah seine Stiefschwester Charlotte dort mit ihrer Freundin Annemarie. Meistens alberten sie herum, kicherten und lachten über Dinge, die niemand sonst auf der Welt interessieren würde. Aber nicht immer. Nicht Charlotte. Charlotte war ein ganz besonderes Mädchen – so wie ihr Zwillingsbruder Charles ein besonderer Junge war. Sie hatten beide wunderschöne blaue Augen, die heller strahlten als der

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