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Byrne & Balzano 3: Lunatic

Titel: Byrne & Balzano 3: Lunatic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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Frühlingshimmel.
    Charlotte und Annemarie waren unzertrennlich. An jenem Tag standen sie dort in ihren Sommerkleidchen, die im strahlenden Licht der Sonne glänzten. Charlotte hatte lavendelblaue Bändchen im Haar. Es war die Geburtstagsparty beider Mädchen: Sie waren an demselben Tag zur Welt gekommen, in einem Abstand von genau zwei Stunden. Annemarie war die Ältere von ihnen. Mit sechs Jahren hatten sie sich im Park kennen gelernt, und jetzt wollten sie dort ihren Geburtstag feiern.
    Um sechs Uhr hörten sie alle den Donner, und kurz darauf rief ihre Mutter nach ihnen.
    Roland war fort. Er hatte seinen Fanghandschuh genommen, war davongegangen und hatte Charlotte zurückgelassen. An jenem Tag hatte er sie dem Teufel in die Hände gespielt, und seitdem wohnte der Teufel in seiner Seele.
    Wie für viele andere Geistliche war der Teufel auch für Roland kein abstraktes Wesen, keine bloße Vorstellung. Den Teufel gab es leibhaftig, und er konnte sich in vielerlei Gestalt manifestieren.
    Roland dachte an die Jahre, die auf Charlottes Tod gefolgt waren. Er dachte daran, wie jung er gewesen war, als er die Mission eröffnet hatte. Er dachte an Julianne Weber, die von einem Mann namens Joseph Barber vergewaltigt worden war, und an Juliannes Mutter, die ihn aufgesucht hatte. Er hatte mit der kleinen Julianne gesprochen. Er dachte an den Tag, als er Joseph Barber in der Bruchbude in North Philly gegenübergestanden hatte. Er erinnerte sich an Barbers Gesichtsausdruck, als dieser erkannt hatte, dass das Jüngste Gericht schon auf Erden stattfand und dass er den Zorn Gottes gleich zu spüren bekommen würde.
    Dreizehn Messerstiche , dachte Roland. Die Teufelszahl.
    Joseph Barber. Basil Spencer. Edgar Luna.
    So viele andere.
    Waren sie unschuldig? Nein. Vielleicht waren sie nicht direkt verantwortlich für das, was Charlotte zugestoßen war, aber sie waren Handlanger des Teufels gewesen.
    »Da ist es.« Sean hielt am Straßenrand. Neben einem schmalen, verschneiten Pfad stand ein Schild zwischen den Bäumen. Sean stieg aus dem Van und wischte den frischen Schnee von dem Schild.
    WILLKOMMEN IN ODENSE
    Roland ließ das Fenster herunter.
    »Ein Stück weiter ist eine einspurige Holzbrücke«, sagte Sean. »Ich kann mich erinnern, dass sie früher in sehr schlechtem Zustand war. Könnte sein, dass es die Brücke nicht mehr gibt. Ich schaue mal nach, bevor wir weiterfahren.«
    »Danke, Bruder Sean«, sagte Roland.
    Sean zog seine Wollmütze tief in die Stirn und machte einen Knoten in den Schal. »Ich bin gleich wieder da.«
    Langsam ging er den Weg hinunter und stapfte durch den wadenhohen Schnee. Kurz darauf verloren sie ihn im Schneegestöber aus den Augen.
    Roland warf Charles einen Blick zu.
    Charles wrang die Hände und rutschte auf seinem Sitz unruhig hin und her. Roland legte eine Hand auf Charles’ breite Schulter. Es würde nicht mehr lange dauern.
    Bald würden sie Charlottes Mörder gegenüberstehen.

75.
    B yrne schaute sich den Inhalt des Briefumschlags an. Er enthielt eine Hand voll Fotos, aber er hatte keine Ahnung, was sie bedeuteten. Auf jedem Foto stand unten ein handgeschriebener Vermerk. Byrne schaute noch einmal auf den Umschlag. Er war an ihn adressiert, c/o Police Department. Die Adresse war mit schwarzer Tinte in Druckschrift geschrieben. Kein Absender. Poststempel aus Philadelphia.
    Byrne saß im Büro im Roundhouse an seinem Schreibtisch. Es war kaum noch jemand da. Alle, die Silvester feiern wollten, bereiteten sich nun darauf vor.
    Es waren sechs Aufnahmen, Polaroid-Fotos, und auf jedem standen unten mehrere Zahlen. Die Zahlen kamen Byrne bekannt vor. Offenbar handelte es sich um Nummern von Akten der Polizeibehörde. Byrne verstand jedoch nicht, was die Fotos zu bedeuten hatten. Es waren keine offiziellen Polizeifotos.
    Eines war ein Schnappschuss eines kleinen lavendelblauen Plüschtieres. Es sah aus wie ein Teddybär. Ein anderes Bild zeigte die Haarspange eines Mädchens – ebenfalls lavendelblau. Auf einem anderen Foto waren zwei kleine Söckchen abgebildet. Aufgrund der leichten Überbelichtung war die Farbe schwer zu erkennen, aber es war gut möglich, dass die Söckchen ebenfalls lavendelblau waren. Es gab noch drei weitere Fotos von lavendelblauen Gegenständen, die man nicht genau erkennen konnte.
    Byrne betrachtete sämtliche Fotos noch einmal. Es waren größtenteils Nahaufnahmen, die kaum etwas darüber verrieten, wie sie aufgenommen worden waren. Drei der Gegenstände lagen auf

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