Byrne & Balzano 3: Lunatic
Expressway erreichten, fuhren sie achtzig Meilen die Stunde.
80.
E s war beinahe stockdunkel. Nur ein dünner Strahl kalten Tageslichts drang durch den Spalt zwischen den beiden Falltüren in den Sturmkeller.
Jessica rief ein paar Mal und lauschte.
Stille. Totenstille.
Sie stemmte sich mit der Schulter gegen die fast horizontalen Türen und drückte dagegen.
Nichts tat sich.
Jessica verbog den Körper, um mehr Kraft einsetzen zu können, und versuchte es noch einmal. Die Türen bewegten sich nicht. Sie spähte durch den Spalt und sah in der Mitte einen dunklen Streifen. Das bedeutete, dass der Querbalken wieder über den Türen lag. Sie waren mit Sicherheit nicht von alleine zugefallen.
Da draußen war jemand. Jemand hatte den Querbalken auf die Türen gelegt.
Wo war Nicci?
Jessica sah sich in dem Keller um. An der Wand standen eine alte Harke und eine Schaufel mit einem kurzen Stil. Sie nahm die Harke und versuchte, den Stiel in den Spalt zwischen den beiden Türen zu stecken. Er passte nicht hinein.
Als sie in den anderen Raum ging, schlug ihr der Geruch von Schimmel und Mäusen entgegen. Sie fand nichts. Kein Werkzeug, keine Brechstange, keinen Hammer, keine Säge. Und das Licht ihrer Maglite wurde immer schwächer. Hinten an der Wand hing ein roter Vorhang. Jessica fragte sich, ob dahinter noch ein Raum lag.
Sie riss den Vorhang herunter. In der Ecke stand eine Leiter, die mit Bolzen und zwei Halterungen an der Steinmauer befestigt war. Jessica richtete die Taschenlampe auf ihre Handfläche, damit das Licht etwas heller leuchtete. Dann ließ sie den Lichtstrahl über die von Spinnweben überzogene Decke gleiten und entdeckte dort oben eine Falltür. Es sah aus, als wäre sie seit vielen Jahren nicht mehr benutzt worden. Jessica schätzte, dass sie sich etwa in der Mitte des Hauses befand. Sie wischte flüchtig den Ruß von der Leiter und stellte sich vorsichtig auf die erste Sprosse. Sie knarrte und knackte, hielt ihrem Gewicht aber stand. Jessica klemmte die Taschenlampe zwischen die Zähne und stieg die Leiter hinauf. Als sie gegen die Falltür drückte, rieselte schwarzer Dreck auf sie herunter.
»Scheiße!«
Jessica stieg wieder hinunter, wischte sich den Schmutz aus den Augen und spuckte mehrmals aus. Dann zog sie den Mantel aus und bedeckte damit Kopf und Schultern, ehe sie die Leiter wieder hinaufstieg. Sie knarrte bedrohlich, und einen kurzen Augenblick sah es fast so aus, als würde eine Sprosse durchbrechen. Jessica verlagerte ihr Gewicht auf die andere Seite der Leiter und machte sich auf das Schlimmste gefasst. Als sie diesmal gegen die Luke drückte, drehte sie den Kopf zur Seite. Das Holz bewegte sich. Die Falltür war nicht vernagelt, und es stand nichts Schweres darauf.
Sie drückte noch einmal, diesmal mit aller Kraft. Die Falltür gab nach. Als Jessica sie langsam aufdrückte, wurde sie von fahlem Nachmittagslicht begrüßt. Sie schob die Tür ganz auf, worauf sie auf den Fußboden des Raumes über ihr fiel. Obwohl die Luft im Haus stickig und abgestanden war, atmete Jessica tief durch.
Sie zog den Mantel wieder an und hob den Blick zu der aus dicken Holzbalken bestehenden Decke des alten Farmhauses. Ihrer Schätzung nach müsste die Falltür in eine kleine Vorratskammer neben der Küche führen. Jessica blieb stehen und lauschte. Nur das Rauschen des Windes war zu vernehmen. Sie steckte die Taschenlampe ein, zog die Waffe und stieg die Leiter ganz hinauf.
Sekunden später kroch Jessica durch die Öffnung ins Haus, heilfroh, endlich die bedrückende Enge des feuchten Kellers hinter sich zu lassen. Langsam drehte sie sich im Kreis. Was sie sah, nahm ihr beinahe den Atem. Sie hatte nicht nur ein altes Farmhaus betreten.
Sie hatte ein anderes Jahrhundert betreten.
81.
D ank Vincents schnellem Wagen und seiner Geschicklichkeit, sich bei einem Schneesturm durch den Verkehr auf der Schnellstraße zu schlängeln, erreichten Byrne und Vincent Berks County in Rekordzeit. Nachdem sie sich einen groben Überblick über die Grenzen des Postbezirks 195 verschafft hatten, waren sie in Robeson Township angekommen.
Sie fuhren auf einer zweispurigen Straße Richtung Süden. Die Häuser lagen hier weit verstreut; keines ähnelte dem abgelegenen alten Farmhaus, das sie suchten. Nach ein paar Minuten Fahrt sahen sie einen Mann, der neben der Straße Schnee schippte.
Der Mann war Ende sechzig und schaufelte den Schnee von seinem Zufahrtsweg, der bestimmt zwanzig Meter lang war.
Vincent hielt
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