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Byrne & Balzano 3: Lunatic

Titel: Byrne & Balzano 3: Lunatic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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auf der anderen Straßenseite und kurbelte das Fenster herunter, worauf sofort Schnee ins Wageninnere geweht wurde.
    »Hallo«, sagte Vincent.
    Der Mann unterbrach seine Arbeit und hob den Blick. Es sah so aus, als trüge er alles an Kleidung, was er besaß – drei Mäntel, zwei Hüte, drei Paar Handschuhe. Seine regenbogenfarbenen Schals waren selbst gestrickt.
    Der Mann war bärtig und hatte sein graues Haar zu einem Zopf geflochten. Offenbar ein Alt-Hippie. »Guten Tag, junger Mann«, sagte er freundlich.
    »Sie haben doch nicht den ganzen Schnee weggeschippt?«
    Der Mann lachte. »Nein, das haben meine beiden Enkelsöhne gemacht. Sie machen nie etwas zu Ende.«
    Vincent zeigte ihm das Foto des Farmhauses. »Kennen Sie dieses Haus?«
    Der Mann kam langsam über die Straße und betrachtete aufmerksam das Bild. »Nein. Tut mir leid.«
    »Haben Sie heute zufällig zwei Kolleginnen von uns gesehen? Zwei Detectives vom Philadelphia Police Department in einem Ford Taurus?«
    »Nein, Sir«, sagte der Mann. »Kann nicht sagen, dass ich sie gesehen habe. Ich würde mich daran erinnern.«
    Vincent dachte kurz nach. Er zeigte auf die Kreuzung vor ihnen. »Kommt da noch was in dieser Richtung?«
    »Nur noch die Double-K-Autowerkstatt«, sagte der Mann. »Wenn jemand sich verirrt hätte oder etwas suchen würde, könnte er dort gefragt haben.«
    »Danke, Sir«, sagte Vincent.
    »Gern geschehen, junger Mann. Peace.«
    »Machen Sie sich nicht zu viel Arbeit mit dem Schnee«, rief Vincent ihm zu, als er den ersten Gang einlegte. »Im Frühling ist alles wieder weg.«
    Der Mann kicherte. »Es ist ein undankbarer Job«, sagte er und überquerte die Straße. »Aber ich muss mein Karma erfüllen.«
    Die Double-K-Autowerkstatt war in einem baufälligen Wellblechschuppen untergebracht, der ein Stück von der Straße entfernt stand. In einem Umkreis von mehreren hundert Metern lagen überall Autowracks und Autoteile herum. Die verschneite Landschaft sah aus wie ein von Aliens kunstvoll gestalteter Garten.
    Um kurz nach fünf betraten Vincent und Byrne die Werkstatt.
    Hinten in einer großen, dreckigen Eingangshalle stand ein Mann neben der Theke und las in einem Hustler . Er versuchte gar nicht erst, die Zeitschrift zu verstecken oder aus der Hand zu legen, als potentielle Kunden seine Werkstatt betraten. Der Mann war Anfang dreißig. Er hatte fettiges blondes Haar und trug einen schmierigen Arbeitsoverall. Auf seinem Namensschild stand Kyle .
    »Guten Tag«, sagte Vincent.
    Der Mann sagte kein Wort. Ein kühler Empfang. Eher schon kalt.
    »Wunderschönen guten Tag«, sagte Vincent und zeigte dem Mann seine Dienstmarke. »Ich wollte Sie fragen ...«
    »Ich kann Ihnen nicht helfen.«
    Vincent erstarrte, die Dienstmarke in der Hand. Sein Blick wanderte von Byrne zu Kyle. Einen Augenblick verharrte er in dieser Haltung. Dann fuhr er fort:
    »Ich wollte Sie fragen, ob heute zwei Polizistinnen hier waren. Zwei Detectives aus Philadelphia.«
    »Kann Ihnen nicht helfen«, sagte der Mann noch einmal und wandte sich wieder seiner Zeitschrift zu.
    Wie jemand, der sich darauf vorbereitete, ein schweres Gewicht zu stemmen, machte Vincent ein paar kurze, tiefe Atemzüge. Er trat einen Schritt vor, steckte die Dienstmarke ein und schlug seinen Mantel auf. »Das heißt, es waren heute nicht zwei Detectives aus Philadelphia hier. Ist das richtig?«
    Kyle verzog das Gesicht, als wäre Byrne geistig zurückgeblieben. »Entschuldigung, aber haben Sie was an den Ohren?«
    Vincent warf Byrne einen kurzen Blick zu. Er wusste, dass Witze über schlechtes Hörvermögen Byrne nicht gerade in einen Freudentaumel versetzten. Doch Byrne blieb cool.
    »Ich frage Sie ein letztes Mal in aller Freundschaft«, sagte Vincent. »Haben hier heute zwei Detectives aus Philadelphia nach einem Farmhaus gefragt? Ja oder nein?«
    »Davon weiß ich nichts, Sportsfreund«, sagte Kyle. »Schönen Tag noch.«
    Vincent lachte, und dieses Lachen hörte sich noch gruseliger an als sein grollender Ton. Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar und übers Kinn und schaute sich um. Sein Blick fiel auf etwas, das sein Interesse weckte.
    »Kevin«, sagte er.
    »Was ist?«
    Vincent zeigte auf einen Abfallkorb. Byrne schaute hinein.
    Dort lag auf ein paar schmierigen Pappschachteln eine Visitenkarte mit dem vertrauten Logo der Polizei – erhobene schwarze Buchstaben auf weißem Grund. Die Karte gehörte Detective Jessica Balzano, Philadelphia Police Department, Mordkommission.
    Vincent

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