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Byrne & Balzano 3: Lunatic

Titel: Byrne & Balzano 3: Lunatic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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zurückgekehrt waren, rief Jessica bei SEPTA an, dem städtischen Verkehrsunternehmen. Sie musste ihr Anliegen mehrere Male vorbringen, ehe sie endlich den Mann an der Strippe hatte, der nachts jenen Bus fuhr, der gegenüber vom City-Waschsalon hielt. Der Busfahrer bestätigte, diese Strecke in der Nacht gefahren zu sein, als Kristina Jakos ihre Wäsche im City-Wash gewaschen hatte – in der letzten Nacht, in der sie von Zeugen gesehen worden war. Der Fahrer erinnerte sich genau, dass in der ganzen Woche niemand an dieser Haltestelle zugestiegen war.
    Kristina Jakos hatte es an dem Abend nicht bis zum Bus geschafft.
    Während Byrne eine Liste von Billig- und Secondhand-Läden erstellte, überprüfte Jessica die vorläufigen Laborberichte. An Kristina Jakos’ Hals befanden sich keine Fingerabdrücke. Am Fundort wurde kein Blut gefunden, sah man von den winzigen Spuren am Ufer und an ihrer Kleidung ab.
    Blutspuren, dachte Jessica. Als sie an die Zeichnung des Mondes auf Kristinas Unterleib dachte, kam ihr eine Idee. Sie war vielleicht ein bisschen weit hergeholt, doch einen Versuch war es wert. Jessica hob den Hörer ab und rief in der Gemeinde St. Seraphim an. Es dauerte nicht lange, bis sie Pastor Greg am Apparat hatte.
    »Was kann ich für Sie tun, Detective?«, fragte er.
    »Ich hätte nur eine kurze Frage«, sagte Jessica. »Haben Sie einen Moment Zeit für mich?«
    »Natürlich.«
    »Vielleicht hört es sich ein wenig seltsam an ...«
    »Ich bin Priester in einer Großstadt«, erwiderte Pastor Greg. »Seltsame Dinge bestimmen meinen Alltag.«
    »Ich habe eine Frage über den Mond.«
    Schweigen. Jessica hatte fast damit gerechnet. »Über den Mond?«, sagte Pastor Greg schließlich.
    »Ja. Während unseres Gesprächs haben Sie den julianischen Kalender erwähnt. Ich frage mich, ob der Mond oder die Mondphasen oder so etwas im julianischen Kalender eine besondere Rolle spielen.«
    »Ich verstehe«, sagte Pastor Greg. »Offen gestanden, kenne ich mich nicht allzu gut damit aus. Ich weiß aber, dass der julianische Kalender – ebenso wie der gregorianische, der ebenfalls in Monate unterschiedlicher Länge unterteilt ist – nicht mehr auf die Mondphasen abgestimmt ist. Der julianische Kalender ist ein reiner Sonnenkalender.«
    »Die russisch-orthodoxe Kirche oder die Russen überhaupt schreiben dem Mond also keine besondere Bedeutung zu?«
    »Das habe ich nicht gesagt. Es gibt viele russische Volksmärchen und Sagen, die sich um Sonne und Mond drehen, aber mir fällt nichts ein, was sich auf die Mondphasen bezieht.«
    »Was sind das für Volksmärchen?«
    »Eines ist sehr bekannt. Die Geschichte heißt Die Sonnenjungfrau und der Halbmond .«
    »Um was geht es in dem Märchen?«
    »Es ist aus Sibirien, glaube ich. Möglicherweise eine Geschichte der sibirischen Urvölker. Einige halten sie für ziemlich grotesk.«
    »Ich bin Polizistin in einer Großstadt, Pastor Greg. Groteske Dinge bestimmen meinen Alltag.«
    Pastor Greg lachte. »Nun, ›die Sonnenjungfrau und der Halbmond‹ handelt von einem Mann, der sich in den Halbmond verwandelt und den die Sonnenjungfrau innig liebt. Unglücklicherweise – und das ist das Groteske an dieser Geschichte – wird der Mann entzweigerissen, als die Sonnenjungfrau und eine böse Hexe sich um ihn streiten.«
    »Er wird entzweigerissen?«
    »Ja«, sagte Pastor Greg. »Und es stellt sich heraus, dass die Sonnenjungfrau die Hälfte ohne das Herz unseres Helden bekommen hat und ihn immer nur für eine Woche wiederbeleben kann.«
    »Toll«, sagte Jessica. »Ist das eine Geschichte für Kinder?«
    »Nicht alle Volksmärchen sind Kindergeschichten«, entgegnete der Pastor. »Es gibt bestimmt noch andere Geschichten. Ich höre mich gerne mal um. In unserer Gemeinde leben viele ältere Leute. Die wissen bestimmt mehr über diese Dinge als ich.«
    »Es wäre sehr nett, wenn Sie sich umhören«, sagte Jessica, wenn auch mehr aus Höflichkeit. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass so eine Geschichte für die Aufklärung ihres Mordfalls von Bedeutung sein könnte.
    Jessica verabschiedete sich und legte auf. Sie nahm sich vor, die Geschichte in der Stadtbibliothek nachzulesen und nach einem Buch mit Holzschnitten oder nach Büchern zu suchen, die sich mit Abbildungen des Mondes beschäftigten.
    Ihr Schreibtisch war mit Fotos übersät, die sie mit ihrer Digitalkamera am Fundort der Leiche in Manayunk aufgenommen und ausgedruckt hatte. Drei Dutzend Bilder der Umgebung sowie Nahaufnahmen –

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