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Byrne & Balzano 3: Lunatic

Titel: Byrne & Balzano 3: Lunatic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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Billigladen in Chicago oder Denver oder San Diego gekauft hatte. Oder die Sachen hatten seit vierzig, fünfzig Jahren in einer alten Truhe gelegen.
    Jessica betrat den zehnten Billigladen auf ihrer Liste, den auf der Zweiten Straße, von wo aus jemand angerufen und eine Nachricht hinterlassen hatte. Jessica zeigte dem jungen Mann an der Kasse ihre Dienstmarke. Er war ein aufgedreht wirkender junger Bursche Anfang zwanzig mit großen, verschwommen blickenden Augen, die vermuten ließen, dass er zu viele Energiedrinks konsumiert hatte. Vielleicht ging es auch schon mehr in Richtung Aufputschpillen. Sogar sein stacheliges Haar sah irgendwie elektrisiert aus. Jessica fragte ihn, ob er die Polizei angerufen habe oder wisse, wer es getan hatte. Nachdem er überall hingeschaut hatte, nur nicht in Jessicas Augen, sagte der junge Mann, er wisse nichts davon. Jessica nahm an, dass irgendein Spinner angerufen hatte. Die sonderbaren Anrufe häuften sich in diesem Fall. Nachdem die Zeitungen und das Internet über die Ermordung von Kristina Jakos berichtet hatten, bekamen sie Anrufe von Piraten, Elfen, Feen und sogar von dem Geist eines Menschen, der in Valley Forge gestorben war.
    Jessica schaute sich in dem beengten Laden um. Es war ein sauberer, heller Raum, und es roch nach einem neuen Anstrich. In dem stufenförmig angelegten Schaufenster standen ein paar Haushaltsgeräte – Toaster, Mixer, Kaffeemaschinen, kleine Heizgeräte. An der Rückwand waren Brettspiele, LPs und ein paar gerahmte Kunstreproduktionen ausgestellt. Rechts standen Möbel.
    Jessica ging zu dem Bereich, in dem die Damenkleidung untergebracht war. Es waren nur fünf oder sechs Kleiderständer, doch es schien alles sauber und in gutem Zustand zu sein. Im Vergleich zum TrueSew herrschte hier Ordnung.
    Als Jessica die Temple University besucht hatte und die zerschlissenen, verblichenen Designer-Jeans gerade in Mode kamen, hatte sie bei der Heilsarmee und in Secondhand-Läden eine solche Hose gesucht. Sie hatte bestimmt an die hundert Hosen anprobiert. Auf einem Ständer in der Mitte des Ladens entdeckte sie eine schwarze Gap-Jeans für 3,99 Dollar. Genau ihre Größe. Sie musste sich zusammenreißen.
    »Kann ich Ihnen helfen?«
    Jessica drehte sich zu dem Mann um. Sie war verwundert, denn mit einer solchen Frage hätte sie eher bei Nordstrom oder Saks gerechnet. Sie war es nicht gewohnt, in einem Secondhand-Laden bedient zu werden.
    »Ich bin Detective Jessica Balzano.« Sie zeigte dem Mann ihre Dienstmarke.
    »Ah, ja.« Es war ein großer, gepflegter Bursche mit manikürten Händen und ausgesprochen freundlich. In diesem Secondhand-Laden wirkte er irgendwie fehl am Platze. »Ich habe Sie angerufen.« Er reichte ihr die Hand. »Willkommen im New-Page-Kaufhaus. Mein Name ist Roland Hannah.«

50.
    B yrne befragte drei Tänzerinnen im Stiletto. Es war zwar eine angenehme Aufgabe, doch erfuhr er so gut wie nichts, außer dass die exotischen Tänzerinnen mindestens eins achtzig groß sein mussten. Keine der jungen Damen erinnerte sich an einen Mann, der besonderes Interesse an Kristina Jakos bekundet hatte.
    Byrne beschloss, sich die Pumpstation in Shawmont noch einmal anzusehen.
    Ehe Byrne auf den Kelly Drive fuhr, klingelte sein Handy. Es war Tracy McGovern von der Kriminaltechnik.
    »Wir haben die Vogelfedern identifiziert«, sagte Tracy.
    Byrne zuckte zusammen, als er an den Vogel dachte. Mann, er hasste es, so einen Mist zu bauen. »Was für ein Vogel ist es?«
    »Sind Sie auf alles gefasst?«
    »Hört sich nach einer Fangfrage an«, sagte Byrne.
    »Es ist eine Nachtigall.«
    »Eine Nachtigall? « Byrne erinnerte sich an den Vogel in den Händen des Opfers. Es war ein kleiner, ganz gewöhnlich aussehender Vogel gewesen, nichts Besonderes. Er hatte geglaubt, eine Nachtigall würde irgendwie exotisch aussehen.
    »Ja, eine Nachtigall. Luscinia megarhynchos «, erklärte Tracy. »Und jetzt kommt die gute Nachricht.«
    »Brauche ich eine gute Nachricht?«
    »In Nordamerika leben keine Nachtigallen.«
    »Das ist die gute Nachricht?«
    »Ja. Ich sage Ihnen auch, warum. Die Nachtigall gilt gemeinhin als englischer Vogel, doch man findet sie auch in Süd- und Mitteleuropa und in Afrika. Und jetzt kommt eine noch bessere Nachricht. Nicht so sehr für den Vogel, aber für uns. Nachtigallen bekommt die Gefangenschaft nicht sehr gut. Neunzig Prozent der Nachtigallen, die man fängt, sterben innerhalb eines Monats.«
    »Okay«, sagte Byrne. »Und wie kommt es dann, dass

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