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Byrne & Balzano 3: Lunatic

Titel: Byrne & Balzano 3: Lunatic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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so ein Vogel in den Händen eines Mordopfers in Philly landet?«
    »Gute Frage. Wenn man sich nicht selbst einen aus Europa mitbringt – und das ist im Zeitalter der Vogelgrippe eher unwahrscheinlich –, gibt es nur eine Möglichkeit, sich einen zu beschaffen.«
    »Und das wäre?«
    »Von einem Züchter exotischer Vögel. Nachtigallen können in der Gefangenschaft überleben, wenn sie gezüchtet werden. Sozusagen mit der Hand aufgezogen.«
    »Sagen Sie mir bitte, dass es in Philadelphia einen Züchter gibt.«
    »Nein, aber in Delaware. Ich habe dort angerufen, doch mir wurde gesagt, dass sie seit Jahren keine Nachtigall verkauft oder gezüchtet hätten. Der Besitzer des Geschäfts hat angeboten, eine Liste von Züchtern und Importeuren zusammenzustellen und zurückzurufen. Ich habe ihm Ihre Nummer gegeben.«
    »Gute Arbeit, Tracy.« Byrne legte auf und hinterließ die Information dann auf Jessicas Mailbox.
    Als Byrne auf den Kelly Drive auffuhr, setzte Eisregen ein, der die Straße mit einer rutschigen Schicht überzog. Byrne überkam das Gefühl, der Winter würde niemals enden, und dabei musste er noch drei Monate überstehen.
    Nachtigallen.
    Als Byrne das alte Wasserwerk in Shawmont erreichte, hatte der Eisregen sich in einen richtiggehenden Eissturm verwandelt. Nachdem er die wenigen Schritte vom Wagen bis zur spiegelglatten Steintreppe der stillgelegten Pumpstation zurückgelegt hatte, war er völlig durchnässt.
    Byrne stand in dem riesigen geöffneten Tor und ließ den Blick durch die große Halle des Wasserwerks schweifen. Er staunte noch immer über die Größe und die abgelegene Lage des Gebäudes. Er hatte sein ganzes Leben in Philadelphia verbracht und war bis zu diesem Fall noch nie hier gewesen. Obwohl das Wasserwerk nicht allzu weit von Center City entfernt war, lag es so versteckt, dass viele Bürger der Stadt mit Sicherheit nichts davon wussten.
    Der Wind fegte den Regen in das Gebäude. Byrne trat tiefer in die Dunkelheit hinein. Er dachte an das hektische Treiben vergangener Zeiten. Ein paar Jahrzehnte lang hatten hier Menschen gearbeitet und dafür gesorgt, dass das Wasser floss.
    Byrne berührte die gemauerte Fensterbank, auf der sie Tara Grendels Leiche gefunden hatten ...
    ... und sieht den Schatten des Mörders, den die Dunkelheit beinahe verschluckt ... sieht, wie er die Frau mit dem Gesicht zum Fluss in Pose setzt ... hört das Singen der Nachtigall, als er den Vogel in ihre Hände legt, die rasch die Leichenstarre annehmen ... sieht, dass der Killer hinaustritt und auf den Mond starrt ... hört den rhythmischen Klang eines Kinderreims ...
    ... dann trat er wieder zurück.
    Es dauerte einen Moment, bis Byrne die Bilder abschütteln konnte. Dann versuchte er, den Sinn zu entschlüsseln. Er hatte die ersten Zeilen eines Kinderverses im Ohr gehabt – es schien sogar die Stimme eines Kindes gewesen zu sein –, die Wörter aber nicht verstanden. Irgendetwas über kleine Mädchen.
    Byrne ging durch die riesige Halle und richtete das Licht seiner Taschenlampe auf den zerfurchten Boden. Die Spurensicherung hatte zahlreiche Fotos gemacht, maßstabgerechte Zeichnungen angefertigt und alles nach Spuren durchkämmt. Sie hatten keine bedeutsamen Funde gemacht. Byrne knipste die Taschenlampe aus und beschloss, zurück ins Roundhouse zu fahren.
    Ehe er hinaustrat, hatte er eine andere Empfindung: das unheimliche, bedrohliche Gefühl, beobachtet zu werden. Er wirbelte herum und schaute in die Ecken des riesigen Raumes.
    Niemand.
    Byrne neigte den Kopf zur Seite und lauschte. Er hörte nur den Regen und den Wind.
    Er trat in den Eingang und spähte hinaus. Durch den dicken grauen Regenschleier sah er auf der anderen Seite des Flusses einen Mann am Ufer stehen, der die Hände in die Hüften stemmte. Der Mann schien ihn zu beobachten. Die Gestalt stand ein paar hundert Meter entfernt, und Byrne konnte keine Einzelheiten erkennen, nur einen Mann in einem dunklen Mantel, der dort im Schneeregen stand und ihn beobachtete.
    Byrne trat zurück ins Gebäude, sodass der Mann ihn nicht mehr sehen konnte, und wartete einen Augenblick. Dann steckte er den Kopf um die Ecke.
    Der Mann stand noch immer reglos da und betrachtete das riesige Gebäude am Ostufer des Schuylkill. Für eine Sekunde trat die kleine Gestalt aus dem Regenschleier hervor, um sofort wieder zu verschwinden.
    Byrne wich in die Dunkelheit des Wasserwerks zurück und rief übers Handy seine Kollegen an. Er bat Nick Palladino, sich am Westufer des

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