BZRK Reloaded (German Edition)
auf bis auf die Knochen. Alles …
Ende des Transkripts
SECHS
Die Anwaltskanzlei schickte eine Limousine, um Plath abzuholen. Allerdings nicht zum Unterschlupf von BZRK. Die Limousine holte Plath und Keats bei der Adresse ab, die sie den Anwälten gegeben hatte: vor dem Andaz Hotel auf der Fifth Street.
Plath hatte zwar nicht im Andaz übernachtet, und eine oberflächliche Untersuchung würde das enthüllen, aber wenigstens war es glaubhaft, dass sie dort übernachtet haben könnte, denn die McLure Company hatte dort rund um die Uhr eine Suite angemietet, um wichtige Gäste unterzubringen.
Glaubhaft.
»Warum hast du mir nicht gesagt, dass dir eine schicke Suite in einem Hotel zur Verfügung stand?«, grummelte Keats, während sich der Wagen in Richtung Innenstadt schob. »Warum stecken wir noch immer in diesem armseligen Drecksloch, wenn wir auf sauberen Laken herumturnen könnten?«
»Herumturnen? Ich meine mich daran zu erinnern, dass ich mit dir turnen wollte. Ich wollte dich um den Verstand turnen.« Sie war entschlossen, keine miese Stimmung aufkommen zu lassen. Welle auf Welle aus Trauer und Angst war über sie hereingebrochen seit jenem schrecklichen Tag, als ihr Vater und ihr Bruder ermordet worden waren. Und es würden noch weitere über sie hinwegrollen.
Zu viele.
Sie durfte nicht zusammenbrechen. Vielleicht würde der Tag kommen, an dem sie zusammenbrach, aber jetzt noch nicht. Deshalb lächelte sie, und Keats tat es ihr nach. Ihr kam es vor, als wäre es für sie beide das erste echte Lächeln seit Langem gewesen.
»Tut mir leid, ich musste erst noch schnell dein Leben retten«, sagte Keats. »Erst die Pflicht, dann das Vergnügen.«
»Du solltest nicht immer der nette Junge sein, Keats«, scherzte sie. »Weißt du nicht, dass so durchgeknallte Mädels wie ich eher auf die bösen Buben stehen?«
»Du spielst mit mir.«
»Früher habe ich meine Spielsachen immer kaputt gemacht«, sagte sie.
»Soll das eine Warnung sein?«
»Dich würde ich nicht kaputt machen. Aber vielleicht ein bisschen lädieren …«
»Okay, das reicht mir.«
»Könnte dich verrenken. Es könnten ein paar Kratzer zurückbleiben …«
Keats grinste, da es ihm nicht gelang, die ernste Miene aufrechtzuerhalten. »Jetzt bist du also vom Spielen zum Quälen übergegangen.«
»Ganz genau.«
»Das ist grausam.«
»Mmm. Ich versuche nur, kein liebes Mädchen zu sein.«
»Niemand hält dich für ein liebes Mädchen«, sagte er.
»Sicher?«, fragte sie reumütig. »Jin braucht mich, sogar Lear braucht mich, wenn es Lear überhaupt wirklich gibt, aber ich habe sie alle enttäuscht, oder etwa nicht?«
Keats warf einen Blick zum Fahrer. Der schien nicht zuzuhören, und sie unterhielten sich flüsternd. Trotzdem beugte sich Keats zu ihr rüber. »Hör mir zu, Plath …«
»Sadie, solange wir unterwegs sind«, unterbrach sie ihn. »Der Anwalt und die anderen kennen mich unter meinem richtigen Namen. Deshalb sollten wir während dieser Aktion keine verrückten BZRK-Spielchen spielen. Lass uns so tun, als wären wir einfach ganz normale Menschen.«
»Sadie«, sagte er und prüfte den Klang des Namens. Er gefiel ihm. Und er fühlte sich geschmeichelt, dass er ihn benutzen durfte. »Willst du meinen richtigen Namen wissen?«
»Keats genügt mir. Ich mag den Namen. Er passt zu dir. Du könntest auf jeden Fall ein Dichter sein.«
Sie lenkte von der Tragödie ab, zurück auf sicheren Grund.
Wir nehmen die Namen von Wahnsinnigen an, weil Wahnsinn unser Schicksal ist. Aber Keats, der echte Keats, der Dichter, war nicht wirklich wahnsinnig gewesen, sondern lediglich depressiv und abhängig.
Plath dagegen: den Kopf im Gasherd, während im Nebenzimmer die Kinder spielten.
Auch davon wollte sie lieber ablenken.
»Ich kenne mich mit Dichtung nicht aus«, sagte Keats.
Plath sagte eine Zeit lang nichts, sah die Straße vorbeirauschen und fragte sich, ob Caligula sie beide beobachtete. Fragte sich, ob auch AFGC sie beobachtete. Das Bekanntgabe eines Testaments ist keine sehr private Angelegenheit, allenfalls noch die eigentliche Verlesung, doch nicht das Ereignis an sich.
»Es könnte gefährlich werden«, sagte sie.
»Schon möglich«, pflichtete Keats ihr schnell bei. »Weißt du, wie das abläuft? Ich meine, diese ganze Testamentsverlesung? Da geht es um eine Menge Geld, oder nicht?«
Sie nickte. »Geld. Und Macht.«
»Und das ist okay für dich? Bist du nicht nervös?«
»Ich bin nervös«, gab sie zu. »Aber ich weiß, was
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