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BZRK Reloaded (German Edition)

BZRK Reloaded (German Edition)

Titel: BZRK Reloaded (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Grant
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sagte Keats.
    Doch das tat sie nicht. Sie beobachtete, die Hand immer an der Wagentür, beobachtete mit Augen, die heute viel mehr als früher erkannten. War es das, was Gewalt und Furcht anrichteten? Veränderte es die Sicht der Dinge?
    Alles geschah beinahe unmerklich. Irgendwie, auf einer unterbewussten Ebene, erkannten die McLure-Leute in den Touris eine Bedrohung.
    Und irgendwie erkannten dieselben McLure-Leute den Mann im verblichenen Samt, nicht als Individuum, denn sie kannten ihn nicht, aber in seiner Funktion.
    Genauso war es bei den Touris.
    Sein Name, jedenfalls der, den er selbst benutzte, war Caligula.
    Plath wusste, er musste derjenige gewesen sein, der Ophelia getötet hatte. Er würde auch sie töten, wenn sie BZRK jemals gefährdete. Sie hatte ihn schon in Aktion gesehen und machte sich keine Illusionen für den Fall, dass er es auf sie abgesehen hätte.
    Unsichtbare Linien spannten sich zwischen den McLure-Leuten und Caligula. Ohne dass es erkennbar oder greifbar war, wurde abgewägt und kalkuliert. Vielleicht lag auch ein bestimmter Geruch in der Luft, vielleicht hatten sie auch ein unhörbares Flüstern in den Ohren.
    Die Touris gingen weiter.
    Und Plath – Sadie McLure – ging mit Keats an den McLure-Leuten vorbei, die alle lächelten – angespannt, wachsam – und ihr die Tür aufhielten.
    »Alles okay mit dir?«, fragte sie Keats.
    »Bin froh, dass ich mir nicht in die Hose gemacht habe«, sagte er. »Es ist aber noch nicht vorbei. Die werden uns auflauern, wenn wir wieder rauskommen.«
    Doch Plath bezweifelte das.
    Keats’ Hand schloss sich um ihre. Sie konnte sich lebhaft vorstellen, was auf der Nanoebene geschah: Haut wie abgefallenes Laub, Fingerabdrücke wie die Furchen eines umgepflügten Ackers, Schweißperlen, die bei der Berührung aufplatzten und sich vermischten.
    Es war ein absurd romantischer Wahn, anzunehmen, sie könnten dem Tod entgehen, solange sie sich gegenseitig hielten. Aber Plath, die den Namen einer Dichterin trug, hatte das Recht auf ein gewisses Maß an trügerischem Wahn.

    Dr. Anya Violet, die gegen ihren Willen in Gewalt, in Wahnsinn und Schrecken hineingezogen worden war, saß in ihrem Zimmer, in ihrem engen, schmutzigen Zimmer, und dachte gegen alle Logik und Wahrscheinlichkeit an Vincent.
    Oh, sie wusste, dass dies alles Teil desselben Wahnsinns war. Sie wusste, dass Vincent in ihren Kopf eingedrungen war, dass er sie verdrahtet hatte. Sie war Wissenschaftlerin und eine geübte Beobachterin, sie wusste Bescheid.
    Früher einmal hatte sie Vincent begehrenswert gefunden. Das war ehrlich gewesen, echt. Sie erinnerte sich, dass sie ihn getroffen hatte, um … Zumindest glaubte sie, sich zu erinnern. Sie suchte nach der Erinnerung, ging die Bilder in ihrem Kopf durch, prüfte, ob sie manipuliert worden waren. Das ließ sich schwer sagen. Man konnte sich kaum sicher sein. Eigentlich konnte man sich überhaupt nicht sicher sein. Aber sie glaubte zumindest an diese erste Begegnung, und das erste Bauchgefühl war echt gewesen.
    Sie hatte ihn interessant gefunden. Und traurig. Traurigkeit war für sie jedoch nichts Schlimmes. Sie war gebürtige Russin, aus Samara, das mitten im Nirgendwo lag. Sie war nicht wie eine Amerikanerin mit der Vorstellung groß geworden, dass Glück das natürliche menschliche Grundgefühl war. Schnell hatte sie lächelnde Menschen über gehabt. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag. Hey, Liebes, lächle doch mal.
    Bei Vincent hatte sie eine gewisse Vorsicht wahrgenommen, er hatte die Lektion gelernt, die Schmerzen durchlebt, seine Grenzen akzeptiert. Zwar war er vielleicht zehn Jahre jünger als sie, aber das war nur eine Frage der zeitlichen Abfolge.
    Da, wo es nicht darauf ankam, war Vincent jung. In jeder anderen Hinsicht war er alt, alt und traurig.
    Bei dieser ersten Begegnung hatte er sie berührt. Ja, natürlich hatte er es auf sie abgesehen gehabt. Sie war Wissenschaftlerin bei McLure, eine Forscherin und Entwicklerin auf dem Gebiet der Bioten, und Vincent hatte ihr in weiser Voraussicht ein Hintertürchen bei McLure eröffnet.
    Damals hatte er sie also berührt, und ja, seine unsichtbaren, winzigen Bioten waren ihre zitternde Schulter und ihren Hals hinauf geflitzt und durch Nase, Ohren oder Augen in sie eingedrungen.
    In ihr Gehirn, wo sie tasteten, entdeckten, spionierten und sie verdrahteten. Um sie für die Beziehung vorzubereiten, die er brauchte und die sie wünschte.
    Ja, sie hatte es gewollt. Ja, das war gewiss eine wahre

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