C14-Crash
(vgl. Tabelle 8.14 ) anzusetzen ist und der zur Kalibrierung
dienende Meßwert wegen des unzutreffenden Simultanitätsprinzips, aber auch
wegen des zu erwartenden Metafehlers kaum geringer anzusetzen ist, kann im
Grunde für einen zurückliegenden Zeitraum von rund 500-1.000 Jahren über-
haupt keine Signifikanz erwartet werden. Diese bleibt für den anschließenden
Zeitraum »weniger Vielfacher« von 500-1.000 Jahren immer noch völlig un-
befriedigend. Das sollte man bei der Hinzuziehung der C14-Methode bei
Chronologieproblemen insbesondere der Ära »nach Christi Geburt« in Rech-
nung ziehen. Die C14-Methode kann diesem Dilemma grundsätzlich nicht
ausweichen, denn sie gründet ihre Altersangaben nun einmal auf die Diffe-
renz zwei fehlerbehafteter Messungen.
Um den C14-Hindernislauf auf den Höhepunkt zu treiben, darf der Hin-
weis nicht fehlen, daß die (ohnehin gerne übersehene) Unsicherheit über die
Höhe des Wertes der Startaktivität nicht nur aus der reinen Messung stammt,
sondern auch aus dem Umstand, daß das zugeordnete Datum rekonstruiert
werden muß. Auch diese Rekonstruktion ist naturgemäß mit einem Fehler be-
haftet. Wir gehen sogar davon aus, daß dieser Fehler aufgrund unzutreffender
spekulativer Annahmen über die Historie der atmosphärischen Zusammenset-
zung unkontrolliert hoch ist.
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Diese Situation lag 1949 vor, als Libby Messungen von C14-Aktivitäten zu interpretieren hatte, deren Höhe in der Größenordnung der Hintergrundstrahlung lag. Da Libby und seine Mitarbeiter den Einfluß der Hintergrundstrahlung keineswegs im Griff hatten, eröffnete sich ihnen andererseits ein erheblicher Spielraum bei der Interpretation der ermessenen
Absolutalter.
6. Die Entdeckung und Entwicklung der C14-Methode
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6.2.3 Die Kontaminationsgeschichte für C14 muß bekannt sein
Die Medizintechnik kann für eine begrenzte Zeit nach der Impfung eines Pati-
enten mit Radioisotopen örtlich den Verlauf der Strahlung nachweisen und
diese dann grundsätzlich unabhängig von der radiologischen Vorgeschichte
des Patienten interpretieren. Wenn ein Radiologe Radioaktivität mißt, dann
hat er damit – von der Hintergrundstrahlung abgesehen – den Effekt, auf den
es ankommt. Würden dagegen zu medizinischen Zwecken Radioisotope mit
langer Halbwertszeit in entsprechenden Mengen erzeugt und in Verkehr ge-
bracht werden, so würden auf Dauer die Patienten bereits kontaminiert zur
Untersuchung antreten und müßten erstmal eine fehlerbehaftete Nullmessung
über sich ergehen lassen. Das ist ein Umstand, den die Radiologie aus vieler-
lei Gründen meidet.
Die C14-Methode ist hingegen darauf angewiesen, daß die untersuchten
Objekte kontaminiert waren und daß die Kontaminationsgeschichte der irdi-
schen Atmosphäre soweit bekannt ist, daß aus der verbliebenen Kontaminati-
on der Probe auf den Zeitpunkt der Entkopplung zwischen beiden Kontami-
nationsgeschichten, die durch das Stoffwechselende der Probe ausgelöst wur-
de, zurückgeschlossen werden kann. Die Kontaminationsgeschichte der Probe
kann im Idealfall errechnet werden, die der Atmosphäre muß rekonstruiert
werden.
Angesichts eines Patienten, der möglicherweise doch mit dem fraglichen
Radioisotop kontaminiert ist, würde ein Radiologe nicht lange theoretisieren,
sondern vermutlich eine Nullmessung machen. Damit erhielte er schnellen
und sicheren Aufschluß über die verbliebenen Auswirkungen einer zurücklie-
genden Kontamination und könnte entscheiden, ob eine weitere Untersuchung
zu diesem Zeitpunkt angezeigt ist oder nicht. Auf keinen Fall würde er aus
dem (unter Umständen exakt bekannten) Zeitpunkt der letzten radiologischen
Untersuchung auf die verbliebene Radioaktivität schließen, denn das würde ja
ein Untersuchungsergebnis vorwegnehmen. Schließlich soll mit den Tracern
die in Frage stehende Effektivität einer bestimmten Stoffwechselbahn erst
noch eruiert werden. Ein hoher Anteil an radioaktivem Jod in einem bestimm-
ten Organ kann mithin sowohl eine kurz zurückliegende Kontamination in
Verbindung mit relativ uneffektiver Assimilation, als auch eine länger zurück-
liegende Kontamination in Verbindung mit relativ effektiver Assimilation be-
deuten. Der Witz besteht ja darin, daß
a) das zu Untersuchungszwecken verabreichte Jod eine von dem natürlichen
Isotopenmischungsverhältnis abweichende Zusammensetzung hat und
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C14-Crash
6.4 Nur die fiktive Vergangenheit der Probe ist
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