C14-Crash
Folgeuntersuchung kommen. Es ist in der Regel gar
nicht vorgesehen, daß der Radiologe am Patienten eine Nullmessung für das
Isotop seiner Wahl durchführt, um auf diese Weise sicherzustellen, daß die
im nachhinein gemessene Radioaktivität ausschließlich von den jetzt verab-
reichten Radioisotopen hervorgerufen wird.
6. Die Entdeckung und Entwicklung der C14-Methode
213
Das Radiokarbon C14 hat dagegen eine so lange Halbwertszeit, daß eine
6.2 Die lange
Halbwertszeit von
einmal aufgenommene Menge während der ganzen Verweilzeit im Körper
C14 führt dazu,
daß jedes Fehler-
quasi ohne Einbuße mit der Initialdosis weiterstrahlt. Andererseits ist die
prozent aus der
Aktivitätsmessung
eine Datierungsun-
Strahlung von C14, wenn es in natürlicher Beimengungshöhe vorliegt, so ge-
sicherheit von 83
Jahren ergibt.
ring, daß sie von der sogenannten Hintergrundstrahlung um ein Vielfaches
Wenn unter Abwä-
gung aller Fehler-
übertroffen wird und grundsätzlich nur mit technischen »Tricks« nachgewie-
quellen ein sum-
marischer Fehler
sen werden kann. Im Hinblick auf die Umrechnung der gemessenen Aktivität
von 10% zuge-
standen wird, ist
in ein Datum ist die für sich schon betrübliche Tatsache, daß die Dosis aus
man bereits bei ei-
nem knappen
C14 äußerst gering und nur mit großem Aufwand aus der natürlichen Hinter-
Jahrtausend als
möglicher Fehler-
grundstrahlung herausgefiltert werden kann, nur die eine Seite der Medaille.
bandbreite ange-
langt.
Die zweite, die Kehrseite der Medaille, wird allzugerne übersehen, denn zu-
6.3 Da zur Alters-
sätzlich zu der an sich schon diffizilen Messung der momentanen Aktivität
bestimmung jedes
an einer Probe ge-
muß noch eine zweite, ebenfalls fehlerbehaftete Aussage über die Aktivität
wonnene C14-Da-
tum mit dem einer
zum Zeitpunkt des Todes gemacht werden.
absolutdatierten
Probe abgeglichen
Das errechnete Alter der Probe, daran sei an dieser Stelle erinnert, leitet
werden muß, ad-
dieren sich die
Fehler zweier Akti-
sich nicht aus einem einzigen Aktivitätswert ab, sondern aus dem Unterschied
vitätsmessungen.
zwischen
1) der Aktivität, mit der die Probe ihren Stoffwechsel beendet hat, und
2) der Aktivität gleicher Höhe, die an einer entsprechend alten Probe gemes-
sen und nach deren bekanntem Alter dann auf ihre gemeinsame Startakti-
vität zurückgerechnet wird (von dem Mehrdeutigkeitsproblem wollen wir
an dieser Stelle absehen).
Beide Werte müssen als Restaktivität gemessen worden sein und sind entspre-
chend fehlerbehaftet. Nur wenn die Startaktivität seit je tatsächlich exakt
gleich gewesen wäre, dann könnte ein ähnlich präziser Wert für die heute
herrschende C14-Aktivität wie für eine radiologische Initialdosis erzielt wer-
den.
Ein von der C14-Methode erzieltes Ergebnis in Form eines Absolutda-
tums leitet sich grundsätzlich aus der Differenz zweier fehlerbehafteter Abso-
lutwerte ab und nicht – wie bei der Radiologie – a priori aus einem einzigen
Absolutwert, denn die medizinisch verabreichte Initialdosis ist grundsätzlich
wesentlich genauer fixiert als die nachgeschaltete Messung am Körper des
Patienten. Und während eine Unsicherheit im Prozentbereich an der Aussage-
fähigkeit einer Diagnose wenig rütteln wird und selbst lediglich qualitative
Aussagen von Wert sein können, ist wegen der langen Halbwertszeit von C14
ein Fehler bei der Messung der C14-Aktivität im Prozentbereich grundsätz-
lich unakzeptabel (siehe Kapitel 6.2.1). Sowohl die Kenntnis der verbliebe-
nen Aktivität des C14 als auch die Kenntnis seiner Startaktivität muß im Pro-
214
C14-Crash
millebereich liegen, wenn die Unsicherheit – ohne Diskussion anderer Fehler-
quellen – in der Größenordnung unterhalb eines Jahrhunderts liegen soll.
Ein Radiologe wird in der Regel das Tracern bei einem Patienten, der mit
dem zu verwendenden Isotop kontaminiert ist, ablehnen, weil er eine Diffe-
renz von zwei mit ununterdrückbaren Fehlern behafteten Messungen nur we-
sentlich schlechter interpretieren könnte, als eine einzige fehlerbehaftete Mes-
sung. Gerade wenn die Differenz klein ist, bzw. sogar in die Größenordnung
der Meßfehler selber kommt, wird das Ergebnis aus der Differenzmessung
nicht-signifikant15.
Das erklärt andererseits auch, wieso C14-Datierungen der jüngeren Ver-
gangenheit eigentlich wertlos sind. Da der Fehler für eine Einzelmessung mit
±300-600 Jahren
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