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C14-Crash

C14-Crash

Titel: C14-Crash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blöss / Niemitz
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Kohlen-
    stoffs treten hingegen theoretisch höchstens durch 2 Zählrohre, sind in Praxis
    6.7
    aber viel zu schwach, um das Hauptzählrohr überhaupt zu verlassen.
    Mit diesem neuen Arrangement blieb ein Residuum der Hintergrundstrah-
    lung, das als beherrschbar angesehen wurde. Während man ohne diesen
    228
    C14-Crash
    »Trick« immerhin bei einer Hintergrundstrahlung von 150 Zerfällen pro Mi-
    nute (counts per minute bzw. cpm) angelangt war [Arnold 1992, 6], sprach Libby
    1970 von 13 cpm, die damals dank der neuen Auswertetechnik verblieben ge-
    wesen seien [Libby 1970a, 5]. In einem anderen Aufsatz berichtete er [1967, 10-11]
    dagegen von einer Hintergrundstrahlung unter optimierter Abschirmung von
    100 cpm, die durch das Anti-Koinzidenz-Arrangement auf 5-6 cpm gesenkt
    werden konnte. In einer Veröffentlichung in SCIENCE [Libby et al. 1949, 227] be-
    zifferte Libby diesen Sprung mit 140 cpm, nämlich von 150 auf 10 cpm, wäh-
    rend in einer anderen Veröffentlichung aus demselben Jahr [Arnold/Libby 1949b,
    678] die verbliebene Hintergrundstrahlung mit 7.5 cpm angegeben wurde. Für
    1951 wurden dann 4 cpm an verbliebener Hintergrundstrahlung vermeldet
    [Anderson et al. 1951].
    Wir kommen nicht umhin, diese unterschiedlichen Angaben als Hinweis
    zu nehmen, wie vertrackt das Problem »Hintergrundstrahlung« seinerzeit trotz
    aller Bemühung blieb, und wie oft die Methode verändert und verfeinert wur-
    de, um überhaupt zu einigermaßen passablen Ergebnissen zu kommen. Das
    Bereinigen des Meßwertes von der Hintergrundstrahlung ist von entscheiden-
    der Bedeutung, solange diese in der Größenordnung des erwarteten Signals
    selber ist. Die uneinheitlich angegebene Hintergrundstrahlung birgt mithin die
    Gefahr von ganz erheblichen Datierungsdifferenzen. Das sollte nicht verges-
    sen werden, wenn im Folgenden auf die Stichhaltigkeit von Libbys Beweis
    des sogenannten »Fundamentalprinzips« eingegangen wird, nach dem die
    C14-Konzentration in der altertumswissenschaftlich bedeutsamen Vergangen-
    heit stets konstant gewesen sei.
    Allein wenn man bedenkt, daß der Wirkungsgrad des Libby-Zählrohrs nur
    bei 5% lag [Taylor 1987, 157], dann verursacht eine um einen Prozent abwei-
    chende Neubestimmung des Wertes der Hintergrundstrahlung (was eine äu-
    ßerst schmeichelhafte Annahme darstellt) eine Datierungsverschiebung von
    über 1.600 Jahren. Es gab also von Anfang an genügend Anlaß, den auf dem
    seinerzeitigen Stand der Technik getroffenen Aussagen Libbys über die an-
    gebliche Gültigkeit von Fundamental- und Simultanitätsprinzip mit großer
    Vorsicht gegenüberzutreten. Wie jeder weiß, huldigt man den Ergebnissen
    aber bis heute nahezu kritiklos.
    Während des ganzen Jahres 1948 wurden nach und nach Teilprobleme be-
    wältigt: die Unterbindung der Verunreinigung des Zählgases mit radioakti-
    vem Radon, die Entwicklung einer Methode zur wiederholten Messung der
    Hintergrundstrahlung während der (prinzipiell mehrtägig durchgeführten) Ak-
    tivitätsmessung, die penible Aufbereitung einer Kohlenstoffpaste aus der
    6. Die Entdeckung und Entwicklung der C14-Methode
    229
    fraglichen Probe zur Aufbringung in ein während der Messung beweglich ge-
    6.6 Die anfängli-
    che Streuung der
    haltenes Rohr.
    C14-Datierungen
    war so groß, daß
    Das alles diente zur Vorbereitung der dann unter Hochdruck (und vermut-
    genügend »rich-
    tige« Daten vorla-
    gen oder durch
    lich auch Hochspannung) vollzogenen Aktivitätsmessung an zahlreichen
    statistische Tricks
    erzeugt werden
    Holzproben lebender bzw. gerade gefällter Bäume aus unterschiedlichsten
    konnten, um den
    Glauben an die
    Gegenden der Erde. Die Streuung in der C14-Aktivität bei den so zusammen-
    Grundidee der
    C14-Methode fe-
    getragenen Holzproben war die Unsicherheit, die durch technische Optimie-
    stigen zu können.
    Widersprüchliche
    rung etc. nicht kompensierbar war, und demzufolge für die »natürliche« Unsi-
    Datierungen wur-
    den nie ernsthaft
    cherheit der C14-Altersbestimmung stehen würde. Der Ausgang dieses »Ex-
    als Hinweis auf fal-
    sche Vorstellungen
    perimentum crucis« würde über das Schicksal des von Libby und seinen Kol-
    von der C14-Me-
    thode genommen,
    legen so mühsam in Gang gesetzten und vorangebrachten Projektes entschei-
    sondern immer als
    bedauerliche Aus-
    den, das mittlerweile von einigen Archäologen aufmerksam mitverfolgt
    nahmen beurteilt.
    wurde.
    6.7 Libbys »Be-
    weis«, daß gleich-
    altrige – in diesem
    Fall

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