C14-Crash
Jahresskalie-
rung entspricht dem angegebenen Alter von 4000 ± 50 Jahren. Die angegebene
Wahrscheinlichkeitsverteilung entspricht der Gauss'schen bzw. Normalvertei-
lung [nach Aitken 1990, 80].
7. Statistik muß sein – Lüge oder Unwahrheit?
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und entsprechend ausgerechnet wird (vergleiche Bild 7.4 ). Es liegen bereits
95% aller gemessenen Mittelwerte innerhalb der zweifachen Standardabwei-
chung und 99.7% innerhalb der dreifachen Standardabweichung. Für das Fol-
gende ist wichtig:
a) Die gemessenen Werte der Radioaktivität von identischen bzw. – im Sin-
ne der Theorie der C14-Methode – zeitgleichen Proben weisen eine Nor-
malverteilung um einen mittleren Wert auf, der als wahrer Wert für die
Radioaktivität angenommen werden darf.
b) Umgekehrt gilt genauso: Radioaktivitäten, die sich nicht um einen – fikti-
ven – Wert normalverteilen, stammen nicht bzw. teilweise nicht von iden-
tischen/zeitgleichen Proben (bzw. die von ihnen erhaltenen Werte sind im
Einzelnen systematisch verfälscht). Für die Abschätzung der Wahrschein-
lichkeit, inwieweit die Proben tatsächlich identisch sind, können entspre-
chende Tests gemacht werden.
c) Die ±-Abweichung für eine Einzelmessung wird so interpretiert, daß der
erst aus einer Vielfachmessung sich herauskristallisierende mittlere bzw.
wahre Wert mit 68% Wahrscheinlichkeit in diesem Bereich liegen wird.
d) Werden qualitativ vergleichbare Einzelmessungen an Proben zusammen-
getragen, die für zeitgleich gehalten werden, so müssen diese grundsätz-
lich normalverteilt sein. Je schwächer diese Normalverteilung ausfällt, de-
sto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, daß die Proben tatsächlich zeit-
gleich sind.
Mehrere Radioaktivitätsmessungen zeitgleicher Proben ergeben immer ein
genaueres Ergebnis als nur eine einzige. So ist es allemal erstrebenswert, nach
Möglichkeiten zu suchen, mehrere Messungen auch unterschiedlicher Proben
zusammenzufassen, so daß der Fehler des ermittelten Datums deutlich ge-
senkt werden kann. Doch die Voraussetzung der Gleichaltrigkeit im radiome-
trischen Sinne muß unbedingt gegeben sein, sonst ist es Augenwischerei. Daß
der Tatbestand der Augenwischerei erfüllt ist, werden wir im Folgenden zei-
gen.
7.6 »One date is no date«
Die oft zitierte Formel »one date is no date« (sinngemäß: »eine einzelne Da-
tierung ist gar keine Datierung«) sei, so M.J. Aitken, sowohl wegen weit zu-
rückliegender als auch wegen bestimmter aktueller Einflüsse auf die Proben –
Kontaminierung, eingeschlossene Materialien, mißverstandene Merkmale,
7.4
Fehler im Labor etc. – evident [Aitken 1990, 95]. Aitken schreibt deshalb: »Eine
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C14-Crash
zweite Bestimmung für dieselbe archäologisch bestimmte Schicht erhöht die
Nützlichkeit eines einzelnen Datums um ein Vielfaches: Solange sich die 1σ-
Spannen (jeweils 68% Wahrscheinlichkeit für Beinhalten des wahren Wertes)
noch überlappen [d.h. der Abstand der Werte maximal 2σ beträgt], ist die
Vertrauenswürdigkeit beider Daten enorm gesteigert, wenn hingegen auch die
2σ-Spannen nicht überlappen, dann kann in keines von ihnen Vertrauen ge-
setzt werden.«
Aitken stellt damit fest, daß die C14-Daten zweier historisch gleichaltriger
Proben ohne Einbuße der Glaubwürdigkeit so stark voneinander abweichen
dürfen, daß für ihre radiometrische Gleichzeitigkeit nur noch eine Wahr-
scheinlichkeit von 15% übrig bleibt20. Und erst wenn diese Wahrscheinlich-
keit auf einige wenige Prozent abgesunken ist, könne den Proben gar kein
Vertrauen mehr entgegengebracht werden (vergleiche dazu Bild 3.2 ). Damit
werden äußerst fragwürdige Regeln benannt, wie mit offenbar »normalen«
Abweichungen umgegangen werden soll, die über das Maß ohnehin zu erwar-
tender Streuungen einzelner Aktivitätsmessungen deutlich hinausgehen.
Diese Toleranz wäre nur legitim, wenn das Gros aller derart betrachteten
Paare mit ausreichend ähnlichen radiometrischen Daten verbunden wäre. Nur
dann ließe sich ein Vertrauen in die Methode so weit begründen, um auch für
die seltenen Fälle divergierender radiometrischer Daten historische Gleichzei-
tigkeit annehmen zu dürfen. (Tatsächlich sagt ja die Statistik auch voraus, daß
immer ein paar Ausreißer vorhanden sein sollten.) Aitken stellt seine Regeln
jedoch nicht für die Ausnahme, sondern für den Normalfall auf.
Erneut ist ein Zirkelschluß festzustellen: Schon immer war ein
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