C14-Crash
einzelnes
Datum wertlos, weil nämlich ein weiteres Datum in der Regel (und nicht in
der Ausnahme) zu einem quantitativ anderen Ergebnis führte. Dabei geht es
wohlgemerkt um Datierungsdifferenzen jenseits zufälliger Schwankungen
zwischen einzelnen Aktivitätsmessungen. Mithin war niemals die Vorausset-
zung gegeben, zwei divergente Daten als vertrauenswürdig im Rahmen der
Gesetzmäßigkeit großer Zahlen zu akzeptieren. Das »one date is no date« ent-
zieht der C14-Methode endgültig ihre entscheidende Basis, nämlich das Si-
20
In der Radiomedizin gilt derselbe (2σ-)Abstand der Mittelwerte, der für Aitken immer noch Vertrauen in Gleichzeitigkeit begründet, als Grenzwert, um von signifikanten Unterschieden zu sprechen [zum Winkel 1975, 55]. Gingen die Mediziner sicherheitsphilosophisch
wie die C14-Wissenschaftler vor, so würden sie Aktivitätswerte bereits als unterschiedlich interpretieren, die noch zu 95% [bzw. 85%] Wahrscheinlichkeit für Gleichheit ausweisen.
C14-Wissenschaftler signalisieren nach den Spielregeln wissenschaftlicher Statistik, daß beim Umgang mit ihren Daten jegliche Gefährdung für Mensch und Material ausgeschlossen sein müsse, weil ein hohes Maß an falschen Schlüssen zu tolerieren sei. Wissenschaftler, die sich auf C14-Daten stützen wollen, haben da sicherlich etwas höhere Ansprüche.
7. Statistik muß sein – Lüge oder Unwahrheit?
257
multanitätsprinzip, nach dem für gleichaltrige Proben auch das gleiche C14-
7.4 Wenn die an-
erkannten Regeln
Alter nachweisbar sein muß. Wer nach 50 Jahren Praxis nicht zu Korrektur-
für die Auswertung
von C14-Daten de-
verfahren vorgedrungen ist, die die vorhandenen Divergenzen sicher bereini-
ren Inkonsistenz
als Normalfall und
nicht als Ausnah-
gen können, der hat endgültig kein Motiv mehr, an der Glaubwürdigkeit di-
me zugrundele-
gen, dann ist die
vergenter Daten festzuhalten.
Vertrauensbasis
für die C14-Metho-
Aitken beschrieb eingangs die Goldenen Regeln für die Beurteilung der
de zu schmal ge-
worden, um fun-
historischen Gleichzeitigkeit zweier Proben trotz radiochronologischer Diver-
dierte chronologi-
sche Schlüsse ab-
genz. Ähnliche »Regeln« existieren auch für die Auswertung einer größeren
leiten zu können.
Anzahl historisch an sich gleichaltriger Proben. In einem solchen Ensemble
sollten trotz Gleichzeitigkeit tatsächlich immer auch Paare mit divergieren-
den Meßwerten zu finden sein. Deshalb führt die Betrachtung einzelner Paare
hier nicht weiter, sondern es muß die Ähnlichkeit der tatsächlichen Verteilung
der Meßwerte zu der Normalverteilung überprüft werden.
Bei der Auswertung von C14-Daten für ein Ensemble, das mehr als zwei
Proben umfaßt, wird die »Gleichzeitigkeit« nun folgendermaßen geprüft: Die
Annahme der Gleichzeitigkeit soll dann legitimiert sein, wenn rund b (ent-
sprechend den 68% der 1σ-Spanne) der Meßwerte, die das Probenensemble
repräsentieren, den Mittelwert, der aus allen in Frage kommenden Meßwerten
errechnet wurde, mit ihrer jeweiligen 1σ-Spanne erfassen, wobei die 68% bei
einem kleinen Ensemble (vergleiche Bild 7.5 ) natürlich recht hemdsärmelig
zu handhaben sind. Diese Forderung ist zwar notwendig, aber keineswegs
hinreichend, um von einer Normalverteilung ausgehen zu können, das heißt,
diese Bedingung wird auch von Verteilungen erfüllt, die hochwahrscheinlich
nicht von radiometrisch gleichaltrigen Proben erzeugt wurden. Aitken [1990,
97] bringt hierzu auch zwei instruktive Beispiele:
a) Hier erfassen 4 von 7 Meßwerten, also nur 57% statt 68%, den aus allen 7
Meßwerten gebildeten Mittelwert mit ihrer 1σ-Spanne, was mit der oben
wiedergegebenen Definition von »Gleichzeitigkeit« zwar nicht gut ver-
träglich ist, von Aitken jedoch als »coeval« (dt. gleichaltrig) akzeptiert
wird,
b) Hier erreichen eingangs nur 2 der 8 Werte mit ihrer 1σ-Spanne den aus al-
len 8 Meßwerten gebildeten Mittelwert. Unter Weglassen der 2 gröbsten
Ausreißer erfassen nunmehr 4 aus 6 Werten (also 67%) mit ihrer 1σ-Span-
ne den aus den verbliebenen 6 Meßwerten ermittelten Mittelwert.
Wir merken dazu kritisch an: Ein F-Test erbringt für beide von Aitken be-
nannten Fälle eine Wahrscheinlichkeit deutlich kleiner als 50% dafür, daß die
Ensembles aus gleichaltrigen Proben bestehen könnten. Aitken muß also, um
mit diesen Ensembles weiterarbeiten zu können, eigentlich so argumentieren,
258
C14-Crash
7.5 Umgang mit
Weitere Kostenlose Bücher