C14-Crash
techni-
sche Standard hat den Fehler
aus der Messung selber
schon längst beherrschbar
gemacht. Das wird nur zu
gerne übersehen, um eine
Art Entschuldigung für den Restfehler aufrechterhalten zu können. Seit der Ent-
wicklung der Beschleunigermassenspektrometrie (»Accelerator Mass Spectro-
metrie«, Abk.: AMS), die in ausgewählten Labors durchgeführt werden kann,
wird allerdings die Zuverlässigkeit der Zählung der Zerfallsereignisse (»Low
Level Counting«, Abk.: LLC) angezweifelt. Der Grund wird in fehlenden Kon-
trol messungen aufgrund der Begrenztheit des Materials gesehen. Bei der AMS
genügen Proben im Milligrammbereich, während die konventionelle Aktivitäts-
messung 1.000 mal mehr Material (also im Grammbereich) benötigt. Die Tabel e
gibt einen Vergleich der beiden Meßmethoden [nach Wölfli 1992, 31].
Eigenschaften
LLC
AMS
Kohlenstoffbedarf
> 0.5 Gramm
> 0.5 Milligramm
Meßzeit
mehrere Tage
< 30 Minuten
Präzision
2 - 5 ‰
2 - 5 ‰
Zuverlässigkeit
???
hoch
Altersbereich
< 40.000 Jahre
< 50.000 Jahre
7. Statistik muß sein – Lüge oder Unwahrheit?
249
2.2 Ermittlung und Kompensation einer Verschiebung der C14-Konzentration
in der Probe gegenüber der C14-Konzentration, die seinerzeit in der At-
mosphäre geherrscht hat, durch den Vorgang der Isotopenfraktionierung
im lebenden Organismus19 (Ermittlung durch zusätzliche Messungen be-
stimmter anderer Isotopenverhältnisse).
3.1 Beurteilung des Einflusses der Vorbehandlung während und nach der Pro-
bengewinnung (»pretreatment«).
3.2 Abschätzung des möglichen Grades der Kontaminierung (»contaminati-
on«), d.h. dem tatsächlichen Grad der Isolation des fraglichen Kohlen-
stoffträgers vom Kohlenstoffaustausch – jenseits des Metabolismus zu
Lebzeiten – während der gesamten Lagerzeit.
3.3 Abschätzung der Auswirkung von Tiefseewasser, von altem und »hartem«
Wasser, von geographischer Nähe zu vulkanischer Aktivität, der geogra-
phischen Breite im allgemeinen (Nord/Südgefälle) (»reservoir effects«)
auf den Stoffwechsel lebender Proben.
4.1 Angabe und Versuch einer Quantifizierung sonstiger diffuser Fehlerquel-
len, die naturgemäß nicht korrigiert werden können.
Der vom Labor angegebene Wert enthält in der Regel alle Korrekturen bis
auf die unter 3. genannten. Es wird dabei nicht selten beklagt, daß das Proze-
dere von den Laboren nicht eindeutig gehandhabt bzw. beschrieben wird. Für
den Laborprozeß gibt es zusätzliche Metafehler, solche also, die auch eine
gewissenhafte Fehlerbetrachtung seitens des Labors nicht zu berücksichtigen
vermag und die erst durch Vergleich mit den Messungen an identischen bzw.
sicher gleichaltrigen Proben durch andere Labors zu Tage kommen. Wir ver-
weisen zu diesem Thema auf das Kapitel 8.6.
Der veröffentlichende Wissenschaftler diskutiert in Kenntnis der archäo-
logischen Situation für gewöhnlich die probenspezifischen Korrekturen und
nimmt auch die Kalibrierung vor. Je dringlicher die Art des Kohlenstoffträ-
gers einerseits und die des Fundortes andererseits eine Korrektur verlangen,
desto stärker wird das erwartete Alter in diese Diskussion einfließen. Daß die
Labors im allgemeinen nicht vorab kalibrieren, ist verständlich, weil es hier-
für keine allgemein akzeptierte bzw. vorgeschriebene Vorgehensweise gibt.
Alle aufgeführten Korrekturverfahren haben also das Ziel, das so bereinigte
C14-Alter mittels einer Konkordanz zwischen C14- und Kalenderjahren in
ein historisches Alter übersetzen zu können. Die genannten Korrekturverfah-
19
Mit »Isotopenfraktionierung« wird die von Art zu Art unterschiedliche Bevorzugung der
leichteren Isotope gegenüber den schwereren Isotopen eines bestimmten Elementes
7.2
bezeichnet.
250
C14-Crash
ren revidieren nicht etwa einige nebensächliche Effekte vor der endgültigen
Transformation in ein historisches Alter, sondern häufen in der Regel etliche
Jahrhunderte zusätzlicher Datierungsunsicherheit an und werfen dadurch
nicht selten schon immanent die Frage nach der Substanz der C14-Methode
auf.
Die Umrechnung eines wie auch immer gewonnenen C14-Alters in ein hi-
storisches Alter steht gerade wegen der immer wieder bedrohlich kumulieren-
den Korrekturprobleme im Fokus unserer Kritik. Wir wollen in diesem Kapi-
tel zeigen, daß eine Betrachtung des Fehlers, der aus dem zufälligen Charak-
ter des radioaktiven Zerfalls rührt, nicht ausreicht, um oftmals
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