C14-Crash
die
gemessene Radioaktivität (Summe der registrierten Zerfallsereignisse geteilt
durch die entsprechende Meßzeit) verbunden. Anderenfalls müßte die aufge-
wendete Zeit für die Messung der Zerfallsereignisse unendlich lang angesetzt
werden, damit die so errechnete Zerfallsrate auch den »wahren« Wert wieder-
gibt (wobei natürlich mit jedem Zerfallsereignis die Aktivität selber bereits
sinkt). Da der radioaktive Zerfall des einzelnen Kohlenstoffatoms C14 zufäl-
lig vonstatten geht, werden in begrenzten Beobachtungszeiträumen bei Mehr-
252
C14-Crash
7.3 Nagelbrett zur Veranschaulichung einer Normalverteilung
Unter der Annahme, daß die Anzahl der zufällig wirksamen Fehlerfaktoren sehr
groß ist (»Nägel«), sind deren Auswirkungen (»gleichwahrscheinliche Ab-
weichungen nach rechts bzw. links«) bei vielen Wiederholungsmessungen nor-
malverteilt [Bortz 1993, 77]. Eine Normalverteilung ergibt sich also immer dann,
wenn die Ereignisse vielen Einflüssen ohne erkennbare Systematik ausgesetzt
sind.
7. Statistik muß sein – Lüge oder Unwahrheit?
253
fachmessungen grundsätzlich unterschiedlich viele Zerfallsereignisse auftre-
ten.
Die Zerfallsrate des C14 ist tatsächlich so gering, daß erst nach etlichen
Tagen bis Wochen permanenter Messung (je nach Höhe der C14-Aktivität
der Probe) diese Unsicherheit aus dem Zufallscharakter des radioaktiven Zer-
falls in den Promillebereich heruntergedrückt werden kann (vgl. die Zahlen
sowie die Abgrenzung zur AMS-Messung in Bild 7.2 ). Zur Erinnerung: Jedes
Fehlerprozent macht rund 83 C14-Jahre Datierungsunsicherheit aus (hierzu
Textbox 7.7 ). Im Kapitel 6.2 wird auf die diesbezüglich extrem unterschiedli-
chen Bedingungen zwischen kommerzieller Radiomedizin und der C14-Da-
tierungsmethode eingegangen.
Teilt man also eine Kohlenstoffprobe in mehrere gleiche Teile auf und
vermißt diese gleichzeitig durch entsprechend viele Apparaturen (oder nach-
einander in derselben Apparatur), dann kommen am Ende der Messungen na-
turgemäß unterschiedliche Meßwerte für die Zerfallsrate heraus. Und je kür-
zer der Zeitraum für die Messung war, desto größer wird auch die Streuung
zwischen den Werten sein. Nichtsdestotrotz sollten sich die so erhaltenen
Meßwerte stets auf charakteristische Weise um einen Mittelwert verteilen
(siehe Bild 7.8 ). Diese Verteilung wird Normalverteilung genannt. Erst aus
einer größeren Zahl von Messungen kristallisiert sich also der wahre Wert
heraus, der aus einer einzigen dieser (gleich langen) Messungen nur entspre-
chend ungenau angegeben werden kann (dazu auch Bild 7.3 ).
Um aber umgekehrt Daten aus mehreren C14-Messungen zum Zwecke
der Erhöhung der Genauigkeit zu einem Mittelwert »schnüren« zu dürfen,
müssen diese selbstverständlich dieselbe C14-Konzentration aufweisen bzw.
alle, je länger die Meßzeit veranschlagt wird, immer ähnlichere Aktivitäts-
werte produzieren. Meßwerte aus präzisen Einzelmessungen, die in Relation
zu den angegebenen Fehlern zu weit (wir kommen noch auf die Bedeutung
von »zu weit« zu sprechen) auseinander liegen, dürfen nicht als gleichzeitig
und damit zur Kalkulation eines »Metamittelwertes« herangezogen werden.
Damit ist eine der meistgenutzten und zugleich fragwürdigsten Vorgehens-
weisen der C14-Wissenschaft skizziert, um zu schein-signifikanten Datierun-
gen zu gelangen.
Die Theorie des radioaktiven Zerfalls, die elementar auf der Unabhängig-
keit des einzelnen Zerfallsereignisses fußt, sagt eine Normalverteilung mehr-
fach durchgeführter zeitlich begrenzter Messungen an identischen Proben
voraus. Bei einer solchen Normalverteilung liegen 68% aller Meßwerte inner-
halb der sogenannten Standardabweichung (engl.: standard deviation), die als
7.3
mittlere Abweichung vom statistischen Mittel als dem wahren Wert definiert
254
C14-Crash
7.4 Die Interpretation der Standardabweichung
Es wird nach der Berücksichtigung al er Korrekturen die Wahrscheinlichkeit
quantifiziert, daß das wahre Alter der Probe in Maßen der Standardabweichung σ
von dem gemessenen Alter abweicht. Das Maß für die Wahrscheinlichkeit, das
wahre Alter in einem bestimmten Interval zu finden, ist durch den entsprechen-
den Flächenausschnitt im Verhältnis zur Gesamtfläche gegeben. Die Wahrschein-
lichkeiten, daß der wahre Wert sich im Intervall ±1σ, ±2σ bzw. ±3σ um den ge-
messenen Wert herum befindet, ist oben im Bild angegeben. Die
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