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C14-Crash

C14-Crash

Titel: C14-Crash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blöss / Niemitz
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divergierende
    Datierungen an Proben aus demselben archäologischen Zusammenhang hin-
    reichend zu erklären. Die Daten sind erratischen Charakters, mit teils uner-
    klärlichen Schwankungsbreiten von Jahrhunderten. Sie werfen ein düsteres
    Licht auf die jahrzehntgenau daherkommenden Kalibrierkurven. Wie soll eine
    Kalibrierung global einen derart genauen Maßstab abliefern, wenn schon lo-
    kal auch durch feinsinnigste Korrekturmaßnahmen nicht in den Griff zu be-
    kommende Makroschwankungen vorkommen?
    7.4 Was bedeutet der ±-Fehler bei den Altersangaben?
    Vom Labor veröffentlichte C14-Alter werden mit einem ±-Fehler angegeben,
    z.B. 4.000 ± 40 Jahre BP (siehe auch Bild 3.3 ). Das Alter von 4.000 Jahren BP
    wird einer Konvention zufolge nicht vom jeweils aktuellen Jahr aus
    gerechnet, sondern vom Jahr 1950 AD aus. Die Abweichung von ± 40 Jahren
    bezieht sich dabei grundsätzlich nur auf die Unsicherheit aus dem wesentli-
    chen Meßprozeß, d.h. der Zählung von (radioaktiven) C14-Zerfällen bzw. der
    direkten Zählung von C14-Atomen im Massenspektrometer. Solange keine
    Umrechnung des C14-Alters in ein Absolutalter erfolgt, braucht der Fehler
    aus der Bestimmung der Halbwertszeit nicht miteinzufließen (dieser wird mit
    ± 40 Jahren angegeben [Taylor 1987, 9]). Mögliche laborbedingte Abweichun-
    gen, die zum Zählfehler hinzukommen, werden in der Regel als systematische
    Fehler klassifiziert und durch eine Korrektur der Altersangabe berücksichtigt.
    Der angenommene Fehler der Korrektur selber spiegelt sich in einer Aufrun-
    dung oder sonstwie moderaten Erhöhung des zufälligen Fehlers wieder.
    Es ist üblich, den zufälligen Fehler des C14-Alters so anzugeben, daß von
    einer knapp 70%igen Wahrscheinlichkeit ausgegangen werden kann, daß das
    »wahre« C14-Alter, das wegen des zufälligen Charakters des radioaktiven
    Zerfalls mit einer zeitlich begrenzten Messung nicht enttarnt werden kann, in
    dem angegebenen Intervall liegt (vergleiche Bild 7.4 ). Dabei spielt es eine
    7. Statistik muß sein – Lüge oder Unwahrheit?
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    entscheidende Rolle, ob dieser Wert aus der Messung einer einzigen Probe
    7.3 Der Fehler ei-
    nes C14-Datums
    stammt, oder ob er aus der Auswertung von mehreren Werten vergesellschaf-
    resultiert zum
    kleinsten Teil aus
    teter und u.U. als gleichzeitig angesetzter Proben gewonnen wurde. Die stati-
    dem Zufallscha-
    rakter der Radio-
    aktivität, zum
    stische Behandlung der Ergebnisse aus solchen Mehrfachmessungen führt in
    größten Teil dage-
    gen aus fehlerbe-
    der Praxis zu einer bedeutenden Verringerung des angegebenen Fehlers und
    hafteten Korrektu-
    ren, mit denen
    kann deshalb über den erheblich höheren Fehler einer Einzelmessung hinweg-
    man zahlreiche,
    angeblich syste-
    täuschen. Und das, obwohl die C14-Daten zwischen den Proben wiederum so
    matisierbare Ein-
    flüsse auf die Pro-
    stark voneinander abweichen können, daß im mathematischen Sinne für die
    ben herausrech-
    nen möchte.
    tatsächliche Gleichzeitigkeit jeweils nur noch eine geringe Wahrscheinlich-
    keit verbleibt.
    Alle Quellen für eine systematische Differenz zwischen diesem C14-Alter,
    das einen mehr oder weniger sicher ermittelten Laborwert darstellt, und dem
    historischen Alter müssen unabhängig von dieser Betrachtung zusätzlich be-
    rücksichtigt werden und können ein Mehrfaches dieser zufälligen Abwei-
    chung betragen (vgl. insgesamt Kapitel 8). Die vor jeder systematischen Kor-
    rektur getroffene Aussage über ein C14-Alter (Zeitangabe ± Abweichung)
    darf – auch nach einer vorzeitig hier durchgeführten Kalibrierung – nicht da-
    zu verleiten, das historische Alter in dem resultierenden Zeitintervall zu ver-
    muten. Mit der Abweichung wird ausschließlich dem stochastischen Charak-
    ter des radioaktiven Zerfalls und den diesbezüglich beschränkten Meßmitteln
    sowie einigen laborinternen Unsicherheiten Rechnung getragen. Wenn von
    Hochpräzisionsmessungen die Rede ist, dann bezieht sich »Präzision« aus-
    schließlich auf die Handhabe der laborinternen Vorgänge und nicht auf die
    bessere Handhabe sonstiger die Probe direkt betreffenden Einflüsse. Im Fol-
    genden gehen wir detaillierter auf die Interpretation von »Abweichungen«
    bzw. »Meßfehlern« ein.
    7.5 Wie genau kann eine Radioaktivitätsmessung überhaupt sein?
    Auch im Idealfall – nämlich ohne weitere systematische Fehler – ist eine zeit-
    lich begrenzte Messung mit einem »Fehler« in dem angegebenen Wert für

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