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C14-Crash

C14-Crash

Titel: C14-Crash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blöss / Niemitz
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Pleistozän22, könnten signifikan-
    te Schlüsse aber auch aus wesentlich größeren zeitlichen Intervallen gezogen
    werden [Taylor 1987, 106]. Verantwortungsbewußte Archäometer fühlen sich bei
    C14-Daten, deren Unsicherheit nicht in etlichen Jahrhunderten angegeben
    wird, offensichtlich nicht mehr wohl in ihrer Haut [ISG 1982]. Damit ist an die-
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    »Präzision« wird in diesem Zusammenhang als Maß für die Abweichung vom »wahren«
    Wert verstanden. Der Begriff »Genauigkeit« bezieht sich dann auf die Sicherheit, die mit dieser Aussage verbunden ist. Wenn die Korrekturmaßnahmen unterbleiben würden, dann
    resultierten hochgenaue, jedoch äußerst unpräzise Angaben.
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    Name für die eiszeitliche Epoche, die dem gegenwärtigen, nacheiszeitlichen Holozän
    vorausging.

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    C14-Crash
    8.1 Globale Kohlenstoffreservoire
    In dem schematischen Diagramm auf dieser Seite [nach Taylor 1987, 8] sind die
    geschätzten Kohlenstoffvorkommen in den relevanten irdischen Kohlenstoffre-
    servoiren dargestellt (ebenso in dem Kreisdiagramm rechts, nach Bowman
    [1990, 13]; teilweise abweichende Zahlen sind auf uneinheitliche Annahmen zu-
    rückzuführen). Zusätzlich sind die möglichen Diffusionsströme zwischen den Re-
    servoiren eingezeichnet. Dabei kommt dem Austausch zwischen der Atmosphä-
    re und dem Ober- bzw. Tiefenwasser der Ozeane besondere Bedeutung zu (dik-
    ke Pfeile). Die Dynamik, die an diesen Reservoirübergängen zu erwarten ist,
    steht in Konflikt zu dem Stationaritätsgedanken, der von einer jahrtausendewäh-
    renden Konstanz der C14-Konzentration in der Atmosphäre ausgeht. Der mit
    rund 83% überwiegende Anteil des Kohlenstoffs ist in den Meeren (vorwiegend
    als Kohlendioxid und Kalziumkarbonat) gebunden. Die als gewaltige Transport-
    bänder wirkenden Meeresströmungen (vergleiche dazu Bild 9.10 ) regieren zu-
    sammen mit der Produktion von C14 in der Stratosphäre das C14-Alter des
    Oberflächenwassers.

    8. Verwässerung statt Verbesserung – noch mehr Fehler!
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    Diese Schicht zwischen der Atmosphäre und dem Tiefenwasser der Ozeane ist
    eine Art Puffer und bestimmt letztlich die C14-Konzentration der Atmosphäre
    wesentlich mit. Ist das Oberflächenwasser arm an C14, so ‘veraltet’ die Atmo-
    sphäre radiometrisch, ist es hingegen gesättigt und die Produktion von C14
    steigt darüberhinaus, so ‘verjüngt’ die Atmosphäre hinsichtlich ihres C14-Alters.
    Damit ist lediglich das beschrieben, was in den Kalibrierkurven als Schwankungen
    mit einer Periode von bis zu etlichen Jahrzehnten ohnehin zu erkennen ist.
    Die Annahme, daß ausgerechnet jene C14-Konzentration, die in den Jahren
    der Entwicklung der C14-Methode herrschte, auf die vergangenen 12.000 Jahre
    übertragbar sein müsse, wurde in völliger Verkennung des dynamischen Zustan-
    des des ozeanisch/atmosphärischen Systems getroffen. Nur so konnte man glau-
    ben, in dem Augenblickswert der C14-Aktivität einen Ausdruck stationärer Ver-
    hältnisse erkennen zu dürfen. Das völlig uneinheitliche Bild der C14-Alter aus
    den letzten 500 Jahren (vergleiche Bild 5.3 ) wurde – teilweise sicherlich zu recht
    – auf den Effekt der industriellen Revolution geschoben. Völlig divergente Abbil-
    der der atmosphärischen C14-Konzentration von unterschiedlichen Regionen
    der Welt für die vergangenen 1.000 Jahre lösten keinen Alarm aus, sondern
    wurden auf Fehl- oder Doppelringe in den betreffenden Baumringchronologien
    geschoben (Kapitel 2.3 ff.).
    Die C14-Wissenschaft sol te durch die Tatsache beunruhigt sein, daß für al e
    Zeiträume, die historisch sicher datiert sind, exzessive C14-Schwankungen in
    Raum und Zeit dokumentiert sind, die Rekonstruktion der atmosphärischen
    8.1
    C14-Konzentration andererseits fundamental auf die räumliche Homogenität ab-
    hebt. Wer die Bedeutung der Diffusion von C14 erkennt, dem muß der Lang-
    zeittrend der bekannten Kalibrierkurven mehr als fragwürdig erscheinen.
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    C14-Crash
    ser Stelle das Ergebnis dieses Kapitels – C14-Daten müssen als unpräzise an-
    gesehen werden – bereits vorweg genommen worden.
    Bezeichnend ist auch das Unbehagen Taylors, wenn genauere Datierun-
    gen in nichthistorischen Zusammenhängen gefragt sind. Anomalien können
    nämlich oftmals nur mit dem Zusatzwissen aus sonstigen historischen Datie-
    rungen erkannt werden. Entweder sind sie dann korrigierbar (und damit liegt
    keine unabhängige C14-Datierung mehr vor) oder das Datum muß aussortiert
    werden.

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