C14-Crash
sollte als Äquivalent zum exakten Abso-
lutalter der Probe angesehen werden können. Es hat sich im Laufe der Zeit
herausgestellt, daß die Dinge nicht so einfach zu haben sind. Die Konsequen-
zen für die Tragfähigkeit der Methode wurde der wissenschaftlichen Öffent-
lichkeit allerdings nicht in ihrer ganzen Tragweite offenbart.
Heute ist Meßgenauigkeit nur noch eine Kostenfrage, nämlich wieviel
Meßzeit und damit -aufwand man für die fragliche Probe zu zahlen bereit ist
(vergleiche Bild 7.2 ). Darüberhinaus stellte sich aber die Notwendigkeit her-
aus, zahlreiche Korrekturen an dem so erzielten Ergebnis vorzunehmen: eine
Korrektur wegen des Effektes der Isotopenfraktionierung, eine Korrektur we-
gen des Kontaktes mit hartem Wasser, eine Korrektur zur Kalibrierung, und
etliche andere mehr. Die Methoden wurden immer feiner. Damit einherge-
hend wuchsen aber auch die zu berücksichtigenden Fehlerquellen.
Die Methoden wurden vor allem deswegen immer weiter verfeinert, weil
die C14-Wissenschaftler im Dauerclinch mit Altertumswissenschaftlern ste-
hen, die natürlich vorher schon über andere ausgefeilte Datierungsmethoden
verfügten und ein Datum deutlich jenseits der bereits errichteten Datierungs-
systeme nicht ohne weiteres hinzunehmen bereit sind. Die Feinheit der Me-
thode ist also im Kreuzfeuer der Kritik entworfen worden. Wer weiß, was für
eine merkwürdige C14-Chronologie ohne »Kontrolle« durch die Altertums-
wissenschaft entstanden wäre.
Wie groß der Einfluß dieser Kontrolle ist, kann aus dem für den Außen-
stehenden unerwartet hohen Fehler am Ende der Auswertungsprozedur abge-
lesen werden, denn jede als notwendig erachtete Korrektur der Messung der
C14-Aktivität birgt naturgemäß selber eine Fehlerquelle. Während einerseits
Korrekturen den Meßwert dem »wahren Wert« näher bringen sollen (und das
resultierende Alter gleichermaßen herauf- und herunterschrauben können),
addieren sich andererseits die Fehler aus den Korrekturen gleichmäßig auf. Je
8. Verwässerung statt Verbesserung – noch mehr Fehler!
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feiner die Analyse am Ende ist, desto mehr einzelne Unsicherheiten haben die
8.1 Die Feinheit
der C14-Methode
Betrachtungen in der Summe angehäuft. Mit anderen Worten: Das Bestreben
spiegelt sich in ei-
nem für den Laien
nach mehr Präzision21 geht auf Kosten der Genauigkeit.
undurchschauba-
ren Maßnahmen-
katalog zur »Kor-
Wenn die C14-Methode auf die Feinheit ihrer Methoden verweist, dann
rektur« von C14-
Daten wieder. Sei-
muß man wissen, daß diese »Feinheiten« Nachbesserungen darstellen, die er-
ne Existenz ist auf
den Druck zurück-
fahrungsgemäß mehr oder weniger vage ausfallen und damit einen entspre-
zuführen, Datie-
rungsdiskrepanzen
chend großen »Zuschlag« für den am Ende offenzulegenden Gesamtfehler
erklären zu müs-
sen. Daß damit
erzeugen.
aber zugleich eine
enorme Anhäu-
Wie schwer ein Datum durch Korrekturen in den Griff zu bekommen ist,
fung von Korrek-
turfehlern verbun-
macht der in der C14-Wissenschaft oft verwendete Allgemeinplatz von der
den ist, bleibt weit-
gehend unberück-
»Anomalie« deutlich. Anomalien können nur auf der Basis bewährter Normen
sichtigt.
festgestellt werden. Die »Normen« der C14-Methode sind niemals durch em-
pirische Gegebenheiten begründet worden, sondern lediglich durch die Ele-
ganz und die scheinbare Evidenz einiger Annahmen über das Verhalten der
Natur. Die erzielten Ergebnisse werden also an einem durch Wunschdenken
erzeugten Standard und nicht an der Realität gemessen. So kann es nicht
Wunder nehmen, daß diese sich allzuoft als Anomalie bezeichnen lassen müs-
sen. Bei der Quantifizierung von Anomalien oder »sonstigen Abweichungen«
ist man in der Regel auch nicht kleinlich. Hier geht es schnell in den Bereich
mehrerer Jahrtausende. Dennoch wird der generell zu erwartende Datierungs-
fehler grundsätzlich als moderat angenommen.
Dezente Mahnungen im Zusammenhang mit der Interpretation von Alters-
angaben geben Aufschluß über die prekäre Situation bei der Handhabung des
angegebenen Fehlers. So weist R.E. Taylor darauf hin, daß die Angabe des
Gesamtfehlers in der Größenordnung von 100 Jahren in nichthistorischen ar-
chäologischen Zusammenhängen bereits eine »sehr präzise Schätzung« be-
deute. Für viele archäologische, paläoanthropologische oder allgemein geolo-
gische Fundsituationen, insbesondere für das
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