C14-Crash
identische Alter impliziert wird. Wir dürfen davon ausge-
hen, daß das im Zweifelsfall als Interpretationssache gehandhabt wird: Die-
selben Meßdaten, die für Campbell et al. ein Anlaß zu grundsätzlicher Kritik
an der C14-Methode gewesen sind, können also weniger von Zweifeln ge-
plagten Wissenschaftlern als Ausgangspunkt für eine Demonstration ihrer be-
wunderungswürdigen Leistungsfähigkeit dienen. Wir denken, daß dieses Bei-
spiel die Stoßrichtung unserer Kritik unmittelbar veranschaulicht. Ist es zu
provokativ, wenn wir behaupten, daß diese statistischen Unsicherheiten, wenn
es sie nicht geben würde, erfunden werden müßten, um ein je genehmes Feh-
lerintervall zu erzeugen, das bei steter Verkleinerung zugleich zu dem »richti-
gen« Mittelwert führt?
7.10 Schlußbemerkung
Es gibt eine interessante Bemerkung von J.G. Ogden III. über die Akzeptanz
der in seinem C14-Labor erzielten Datierungen bei den jeweiligen Auftragge-
bern – Archäologen, Geologen etc.. Diese liege für den betrachteten Bereich
unter 50%. Damit befindet er sich in Übereinstimmung auch mit anderen
Fachleuten (vergleiche Kapitel 2.1). Für diesen erschreckenden Split in »gut«
und »schlecht« lieferte dieses Kapitel ein summarisches, wenn auch sicherlich
nicht jede Einzelfallprüfung überstehendes Argument: Für gut befunden wer-
den diejenigen Ergebnisse, mit denen sich auf illegal-statistischem Wege ein
akzeptables Endergebnis hinrechnen läßt. Herausfallen müssen umgekehrt
diejenigen, die dieses jeweilige Spiel nicht aufgehen lassen.
An sich soll die Zusammenschau von C14-Daten organischer Proben, die
ihren Stoffwechsel zeitgleich beendet haben, zu einer deutlich sichereren
Kenntnis des fraglichen Zeitpunktes führen – solange die Einzelmessungen
normalverteilt vorliegen. Mit der Betrachtung von normalverteilten Ensem-
bles kann also die prinzipielle Unsicherheit von Einzeldaten verringert wer-
den. Wenn dagegen die entsprechenden C14-Daten nicht normalverteilt sind,
dann spricht das für weitere Quellen systematischer bzw. zufälliger Fehler,
7. Statistik muß sein – Lüge oder Unwahrheit?
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die mit der in der Natur der Sache liegenden Unsicherheit einer zeitlich be-
grenzten Messung der Radioaktivität nichts mehr zu tun haben.
Auch bei statistischer Unsicherheit einer Einzelmessung kann entschieden
werden, ob die zeitlich zusammengehörenden Proben »sauber« waren bzw. ob
es gelungen ist, systematischen »Dreck« auf korrekte Weise zu entfernen. Er-
fahrungsgemäß liegt aber der größte Teil der untersuchten Ensembles nicht
normalverteilt vor. Dabei wird dann die Tatsache, daß eine statistische Streu-
ung der Einzelmessungen wegen der Zufälligkeit des radioaktiven Zerfalls
immer vorliegt, als Alibi herangezogen, um die an sich erratisch streuenden
Werte auf der Basis unwissenschaftlicher Regeln in einen künstlichen zeitli-
chen Zusammenhang zu stellen und darüberhinaus unzutreffende Sicherheiten
über das so gewonnene, an sich aber bedeutungslose Datum vorzuspiegeln.
Eine Normalverteilung der C14-Daten für zeitlich als vergesellschaftet zu
betrachtender Proben ist in aller Regel nicht gegeben. Daraus muß gefolgert
werden, daß die systematischen Korrekturen unzureichend sind und/oder daß
jeweils weitere zufällige Fehler eingeflossen sind. Mithin begründet dieses
Kapitel über Statistik auch die kritische Betrachtung der Korrekturversuche
durch »Kalibrierung« in Kapitel 9. Statistische Scheinsignifikanz verdeckt die
Tatsache, daß das für die Kalibrierung unverzichtbare Simultanitätsprinzip
nicht gegeben ist. Bevor der Komplex »Kalibrierung« zur Sprache kommt,
soll im Kapitel 8 die ohnehin zu erwartende generell hohe Ungenauigkeit ei-
nes C14-Datums beschrieben werden.
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C14-Crash
8. Verwässerung statt Verbesserung – noch mehr Fehler!
8.1 Die »Feinheit« der Methode
In den Anfängen der C14-Methode war die Welt noch in Ordnung. Nur der
Zählfehler bei der Messung der C14-Aktivität galt als ernstzunehmende Quel-
le für eine mögliche Datierungsunsicherheit. Die Senkung dieses Zählfehlers
wurde als technische Herausforderung und nicht als ernsthaftes Hindernis be-
trachtet. Eine zeitliche und räumliche Invarianz der C14-Konzentration in der
Atmosphäre war dagegen selbstverständlich. Bei der Probennahme und -auf-
bereitung witterte man ebenfalls kein Ungemach. Kurz: Eine technisch opti-
mierte Messung der C14-Aktivität
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