Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
C14-Crash

C14-Crash

Titel: C14-Crash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blöss / Niemitz
Vom Netzwerk:
C14-Jahre).
    Konventionel – bei einer hypothetischen Jahresproduktion von 7.5 kg und
    einem dynamisch stabilen C14-Inventar von ca. 62.500 kg – bedeutete das im Fal
    B eine Erhöhung des C14-Inventars um 3.255 kg in 113 Jahren bzw. von rund
    28.8 kg/y. Mithin läge für diesen Zeitraum eine rund 4-fache Überproduktion
    vor. Für die Gerade C errechnet sich sogar eine 40-fach höhere Überprodukti-
    on. Dieses Beispiel zeigt, wie stark kurzfristige Schwankungen sein können und
    wie unrealistisch zugleich die Annahme ist, daß dieses »wilde« Schwanken über
    die Jahrtausende kaum 10% »Nettoschwankung« übrig gelassen habe (Daten aus
    Campbel et al. [1978, 35], zur Berechnungsmethode siehe Bild 9.4 ). Auch die
    Geraden D' und E', die al erdings für eine Zunahme des C14-Alters in den jünger
    werdenden Baumringen stehen, können Aufschluß über die Größenordnung der
    der Produktion entgegenwirkenden Prozesse geben, die sich um eine Größen-
    ordnung stärker als der radioaktive Zerfal auswirken. Für D' gilt, daß die Abnah-
    me des C14-Gehaltes 11-mal stärker ausfal en muß, als durch den radioaktiven
    Zerfal gegeben ist. Und für E' muß diese Abnahme des C14-Gehaltes sogar 24-
    mal stärker ausfallen, als es der radioaktive Zerfall allein vermag.
    Die einzig sinnvol e Erklärung für diese Schwankungen muß zusätzlich zu er-
    9.3
    heblichen Produktionsschwankungen drastische Diffusionsphänomene zugrunde-
    legen, die kurzfristig und lokal zu starken Erhöhungen bzw. zu starken Absen-
    kungen der C14-Konzentration in der Atmosphäre führen können. Es ist unmög-
    lich, daß sich diese global gleichförmig auswirken. Das Simultanitätsprinzip als Ba-
    sis für jede relative C14-Chronologie und für die Kalibrierung ist ungültig.
    330
    C14-Crash
    9.2 Die Kehrseite der langen Halbwertszeit
    Die radiometrische Zukunft einer organischen Probe ist vom Moment ihres
    Todes an festgelegt – sofern sie komplett gegen Kohlenstoffaustausch abge-
    schottet ist. Umgekehrt kann ihre radiometrische Vergangenheit zum Zeit-
    punkt der Ausgrabung bzw. nach der Messung des aktuellen Wertes ihrer
    Restaktivität vollständig kalkuliert werden – sogar beliebig weit über den tat-
    sächlich ja unbekannten Todeszeitpunkt hinaus. Im Gegensatz dazu unterliegt
    der sich zeitlich parallel entwickelnde C14-Anteil der Atmosphäre Einflüssen,
    deren Gesetzmäßigkeit weitgehend unbekannt ist. Da die Kenntnis dieser Ge-
    schichte für die Konvertierung einer C14-Aktivität in ein Absolutalter aber
    unerläßlich ist, wurde sie schon sehr früh aus dendrochronologisch datierten
    Proben rekonstruiert, die Jahr für Jahr die jeweils herrschenden atmosphäri-
    schen Verhältnisse konserviert haben sollen.
    Zur Rekonstruktion dieser jahrgenauen Aufzeichnungen wurde wiederum
    in umfassender Weise auf C14-Daten zurückgegriffen. Dieser Vorgehenswei-
    se lag ein bestimmtes Vorurteil zugrunde: Die C14-Konzentration ändert sich
    im wesentlichen nur in abgestorbenen Organismen, und zwar durch den radio-
    aktiven Zerfall, ansonsten herrscht überall und seit langer Zeit schon ein dy-
    namisches Gleichgewicht zwischen Produktion und Zerfall. Jahrzehntelange
    Feinarbeit an der jahrgenauen Rekonstruktion des atmosphärischen C14-Ge-
    haltes vermochte für die letzten 12.000 Jahre lediglich eine zehnprozentige
    Absenkung der C14-Konzentration in der Atmosphäre zu enthüllen.
    Diese einheitlich in allen veröffentlichten Kalibrierkurven dokumentierte
    Änderung liegt ziemlich genau eine Größenordnung unterhalb der gesetzmä-
    ßigen Änderungsrate durch den radioaktiven Zerfall innerhalb des abgestor-
    benen Organismus (nämlich 50% in knapp 6.000 Jahren). Damit wäre dann
    die entscheidende Voraussetzung für die Verwendung der atmosphärischen
    C14-Geschichte zur Konvertierung von C14-Daten in Absolutalter gegeben:
    Die Änderung der C14-Konzentration in abgestorbenen Organismen durch
    den radioaktiven Zerfall muß deutlich stärker ausfallen als die parallel dazu
    verlaufende Konzentrationsänderung innerhalb der Atmosphäre. Nur so führt
    der spätere zeitliche Vergleich der beiden Konzentrationsverläufe zu ausrei-
    chender Eingrenzung des Zeitpunktes, an dem der Organismus gestorben ist.
    Für die Verwendbarkeit von C14-Daten zur zeitlichen Vorsortierung
    schwimmender Baumringsequenzen gilt im übrigen dasselbe. Wären die Ver-
    hältnisse umgekehrt, nämlich atmosphärische Konzentrationsänderungen stär-
    ker als die, die durch

Weitere Kostenlose Bücher