C14-Crash
(hypothetisches) »C14-Alter«. Das zum
Schnittpunkt (4a) gehörende Alter ist dann das C14-Alter der Probe. Eben
weil die atmosphärischen Verhältnisse für C14 sich zeitlich ändern, entspricht
das C14-Alter nicht dem Absolutalter und weicht von diesem gegebenenfal s
stark ab.
Das C14-Alter taucht als Punkt (4b) in der unteren Graphik wieder auf.
Zusammen mit dem bereits ermittelten Absolutalter wird der Schnittpunkt
(5) als Element einer Kalibrierkurve, wie sie üblicherweise verwendet wird,
erzeugt.
! Grenzfall (C14-Konzentration ist zeitlich konstant): Für diesen Fal degenerieren die komplexen Zusammenhänge zwischen Restaktivität, C14-Alter und
Absolutalter zu einer einfachen mathematischen Beziehung: Da in diesem Fal
die Startaktivität der Probe (3’) feststeht (dieselbe Aktivität wie eine rezente
Probe), kann das Absolutalter der Probe aus der gemessenen Restaktivität
und dieser Startaktivität durch die Formel IX.1 ohne weitere Umwege er-
rechnet werden. Natürlich ergäbe sich dasselbe Alter (2’), wenn man sich die
(völlig überflüssige) Mühe machte, eine Restaktivitätenreihe absolutdatierter
Proben zu erstel en. Deren Verteilung würde im übrigen einer Exponential-
9.1
kurve gleichen. Die Erstellung einer Kalibrierkurve wäre in diesem Falle völlig
sinnlos, weil jedes C14-Alter mit dem Absolutalter identisch und eine Um-
rechnung folglich überflüssig wäre.
324
C14-Crash
ten Organismus einerseits und dem in der Atmosphäre andererseits. Zwei zeit-
liche Verläufe müssen also bekannt sein, um eine Zeitangabe oder Datierung
aus dem Abgleich zwischen ihnen möglich zu machen:
! der zeitliche Verlauf der C14-Konzentration, der aus der gemessenen
Restaktivität der Probe auf der Basis des Gesetzes für den radioaktiven
Zerfall zurückgerechnet werden kann, und
! der zeitliche Verlauf der C14-Konzentration, wie er für die Atmosphäre
z.B. mit Hilfe von Jahringchronologien rekonstruiert werden kann.
Der zeitliche Verlauf der C14-Aktivität der Atmosphäre kann nur aus einer
entsprechend großen Anzahl von Proben bekannten Alters durch Messung
von deren Restaktivität erschlossen werden. Anstatt diese Restaktivitäten über
die jeweils bekannten Absolutalter in deren äquivalente Startaktivitäten um-
zurechnen, um zu schauen, an welchen Zeitpunkten die rückgerechnete Zer-
fallskurve der Probe mit diesen übereinstimmt, genügte es am Ende völlig,
die Restaktivität der Probe unbekannten Alters mit den Restaktivitäten der da-
tierten Vergleichsproben abzustimmen (Bild 7.1 und 9.1 ).
Die C14-Wissenschaftler machen es sich dagegen erheblich schwerer: Sie
rechnen zuerst auf der Basis einer definierten Standardaktivität die Restakti-
vität der Probe in ein fiktives C14-Alter um. Deshalb müssen sie auch die
Restaktivitäten der benötigten Folge absolutdatierter Proben in gleicher Wei-
se in eine Folge fiktiver C14-Alter konvertieren, um wiederum aus Synchro-
nitäten im C14-Alter zu der gewünschten Aussage über das Absolutalter zu
kommen. Warum wird dieser mit erheblichem und zugleich doch überflüssi-
gem Mehraufwand verbundene Umweg genommen?
Das umständliche Umrechnen von Restaktivitäten in C14-Alter wurzelt in
der ursprünglich gehegten Meinung, daß die C14-Konzentration in der Atmo-
sphäre zeitlich konstant gewesen sein muß. Deshalb identifizierte man die ak-
tuell gemessene C14-Konzentration der Atmosphäre mit der ursprünglichen
Startaktivität jeder untersuchten archäologischen Probe und konnte so mit
Hilfe der Formel IX.1 ohne Umwege und verlockend elegant die dazwischen-
liegende Zeit ausrechnen. Ganz schnell bürgerte sich der Brauch ein, nicht die
gemessene Restaktivität in den Vordergrund zu stellen, sondern die daraus er-
rechnete Altersangabe.
Als 1960 endgültig erkannt wurde, daß sich die C14-Konzentration in der
Atmosphäre mit der Zeit ändert, konnte die aktuelle atmosphärische C14-
Konzentration nicht mehr als Startaktivität für die zu untersuchenden Proben
genommen werden. Man hätte von der Umrechnung der Restaktivität in ein
C14-Alter eigentlich wieder Abstand nehmen müssen. Stattdessen hätte man
9. Der radiometrische Tunnel – Kalibrieren? So nicht!
325
das wahre Alter aus der Korrelation der Restaktivität der Probe mit einer ent-
9.1 Der Gebrauch
von Kalibrierkur-
sprechend dicht belegten Reihe von Restaktivitäten bereits absolutdatierter
ven, die Absolutal-
ter und
anderer
Weitere Kostenlose Bücher