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Cabal - Clive Barker.doc

Cabal - Clive Barker.doc

Titel: Cabal - Clive Barker.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Admin
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gewesen.
    »Ja.«
    »Es gibt noch viel mehr zu sehen.«
    Er deckte das zweite auf und legte das erste neben den Stapel. Dieses zeigte eine auf einem Sofa liegende Frau, deren Ober- und Unterleib auf eine Weise verdreht waren, die die Natur nicht zugelassen hätte. Sie war zwar wahrscheinlich nicht mit dem ersten Opfer verwandt, aber der Schlächter hatte eine garstige Ähnlichkeit erzeugt. Diese Lippenlosigkeit, dieselbe Augenlosigkeit. Sie waren von verschiedenen Eltern geboren worden, aber sie waren Geschwister im Tod, von derselben Hand vernichtet.
    Und ich bin ihr Vater? überlegte sich Boone.
    › Nein ‹ , war die Antwort seines Innersten. ›Das habe ich nicht getan.‹
    Aber zwei Dinge hinderten ihn daran, sein Leugnen in Worte zu kleiden. Zunächst einmal wußte er, Decker würde das Gleichgewicht seines Patienten nicht in dieser Weise gefährden, wenn er nicht gute Gründe dafür hatte.
    Zweitens war das Leugnen wertlos, da sie beide wußten, 15

    wie leicht sich Boones Verstand in der Vergangenheit selbst getäuscht hatte. Selbst wenn er für diese Scheuß-
    lichkeiten verantwortlich war, herrschte keine Gewißheit, ob er es wissen würde.
    Daher wahrte er sein Schweigen und wagte nicht, zu Decker aufzusehen, weil er fürchtete, den Fels zertrümmert zu sehen.
    »Noch eines?« sagte Decker.
    »Wenn wir müssen.«
    »Wir müssen.«
    Er deckte ein drittes Foto auf und ein viertes, legte die Bilder wie Karten bei einer Tarotsitzung auf den Tisch, nur war in diesem Fall jede einzelne der Tod. In der Küche, vor der offenen Kühlschranktür. Im Schlafzimmer, neben Lampe und Wecker. Oben auf der Treppe; vor dem Fenster. Die Opfer waren in jedem Alter, jeder Hautfarbe; Männer, Frauen und Kinder. Welcher Dämon auch immer dafür verantwortlich war, er traf keinerlei Unterscheidun-gen. Er löschte das Leben einfach aus, wo immer er es fand. Nicht schnell; nicht rationell. Die Zimmer, in denen diese Menschen gestorben waren, legten ein deutliches Zeugnis ab, wie der Killer in bester Laune mit ihnen gespielt hatte. Möbel waren umgeworfen worden, als sie sich bemühten, dem coup de grace zu entgehen, ihre blutigen Fingerabdrücke waren auf Wänden und gestrichenen Flächen zu sehen. Einer hatte einen Finger an der Klinge verloren, hatte möglicherweise danach gegriffen; die meisten hatten ihre Augen verloren. Aber keiner war entkommen, wie tapfer ihr Widerstand auch gewesen sein mochte. Letztendlich waren sie alle gefallen, waren in ihre Unterwäsche verschlungen oder hatten hinter einem Vorhang Zuflucht gesucht. Waren schluchzend gefallen; waren würgend gefallen.
    Es waren alles in allem elf Fotos. Jedes war anders –

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    große und kleine Zimmer, nackte und bekleidete Opfer.
    Und doch waren sie alle gleich: Bilder von dargestelltem Wahnsinn, die aufgenommen worden waren, nachdem der Darsteller bereits wieder gegangen war.
    Allmächtiger Gott, war er dieser Mann?
    Da er selbst die Antwort nicht wußte, stellte er dem Fels die Frage, sprach, ohne von den glitzernden Karten aufzusehen.
    »Habe ich das getan?« sagte er.
    Er hörte Decker seufzen, bekam aber keine Antwort, daher wagte er es, seinen Ankläger anzusehen. Als die Fotos vor ihm ausgebreitet worden waren, hatte er den Blick des Mannes wie einen kribbelnden Schmerz auf der Kopfhaut gespürt. Aber jetzt stellte er fest, daß der Blick wieder abgewendet war.
    »Bitte sagen Sie es mir«, sagte er. »Habe ich das getan?«
    Decker wischte sich die feuchten Hautsäcke unter den grauen Augen ab. Er zitterte nicht mehr.
    »Ich hoffe nicht«, sagte er.
    Die Antwort schien lächerlich mild zu sein. Dies war keine unbedeutende Gesetzesübertretung, von der sie hier sprachen. Es war elffacher Mord; und wie viele weitere mochten es noch sein? Aus den Augen, aus dem Sinn?
    »Sagen Sie mir, wovon ich gesprochen habe«, bat er.
    »Sagen Sie mir die Worte...«
    »Es war größtenteils Gestammel.«
    »Wie kommen Sie dann darauf, daß ich verantwortlich bin? Sie müssen doch Gründe haben.«
    »Ich habe Zeit gebraucht«, sagte Decker, »um die ganze Sache zusammenzufügen.« Er sah auf die Leichenhalle auf dem Tisch hinab und schob eine etwas schief liegende Fotografie gerade.
    »Ich muß einen vierte ljährlichen Bericht über unsere Fortschritte abgeben. Das wissen Sie. Daher spiele ich die 17

    Bänder unserer früheren Sitzungen regelmäßig ab, um mir ein Bild zu machen, wie wir vorankommen...« Er sprach langsam, niedergeschlagen. »...und mir ist aufge-falle n,

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