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Cabal - Clive Barker.doc

Cabal - Clive Barker.doc

Titel: Cabal - Clive Barker.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Admin
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eine Zeitlang auf dem Rücken liegen und sah zum Himmel hinauf. Als sie wieder zu Atem gekommen war, stand sie auf und betrachtete den verletzten Arm. Die Wunden waren schmutzverkrustet, aber wenigstens hatte die Blu-tung aufgehört.
    Als sie die Beine bewegte, fiel etwas Feuchtes neben ihr in den Sand. Narcisses halbes Gesicht sah zu ihr auf. Sie schluchzte seinen Namen und sah die Maske an. Er zwängte sich wie ein Grabräuber in den Tunnel, dann ließ er sich zu ihr herunter. Das Messer war auf ihr Herz gerichtet. Wäre sie kräftiger gewesen, hätte es sie erwischt, aber so gab der Boden auf der Kuppe unter ihrem zurückweichenden Schritt nach, und sie hatte nicht die Kraft zu verhindern, daß sie Hals über Kopf den Hang hinabstürzte...
    Ihr Schrei verriet Boone die Richtung. Er kletterte über schrägstehende Bruchstücke des Pflasters in die aufgeris-257

    senen Tunnel und durch den Irrgarten eingestürzter Wän-de und erlöschender Feuer auf sie zu. Aber er sah nicht die Gestalt, die sich mit Messern in den Händen und zu allem bereit zu ihm umdrehte. Es war der Doktor. Endlich.
    Lori sah von der trügerischen Sicherheit des Hangs, wie sich die Maske, von ihrem Ziel abgelenkt, von ihr abwen-dete. Es war ihr gelungen, ihren Sturz aufzuhalten, indem sie sich mit der unverletzten Hand an einem Riß in der Mauer festhielt; und diese Hand tat ihre Pflicht lange genug, daß sie Boone im Durchgang oben sehen konnte.
    Selbst die Toten waren sterblich. Doch bevor sie Boone ein Wort der Warnung zurufen konnte, erklomm eine Woge kalter Energie den Hang hinter ihr. Baphomet hatte seine Flamme noch nicht verlassen. Er war immer noch da, und sein Griff löste ihre Finger von der Mauer.
    Sie konnte ihm keinen Widerstand entgegensetzen und glitt den Hang hinab in die aufbrechende Kammer.
    Die Ekstase der Brut hatte Decker nicht beeinträchtigt. Er näherte sich Boone wie ein Schlachthofarbeiter, der eine Schlachtung zu Ende bringt, von der er weggerufen worden ist: ohne Schnörkel, ohne Leidenschaft.
    Das machte ihn gefährlich. Er schlug rasch zu, ohne seine Absicht erkennen zu lassen. Die kleinere Klinge drang direkt durch Boones Hals.
    Um seinen Gegner zu umarmen, trat Boone einfach von ihm weg. Das Messer, das in Boones Fleisch feststeckte, glitt Decker aus den Fingern. Der Doktor unternahm keinen Versuch, es zurückzubekommen. Statt dessen ergriff er den Schädelspalter mit beiden Händen. Jetzt gab er einen Laut von sich: ein leises Stöhnen, das zu Keuchen wurde, als er sich auf sein Opfer warf.

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    Boone duckte sich unter dem Hieb weg, und die Klinge versank in der Tunnelmauer. Erde spritze über beide, als Decker sie herauszog. Dann schwang er sie erneut, und diesmal verfehlte er sein Ziel um eine Fingerlänge.
    Boone kam aus dem Gleichgewicht und wäre beinahe gestürzt; als er nach unten sah, erblickte er Deckers Trophäe. Er kannte das verstümmelte Gesicht. Narcisse, zerstückelt und vor ihm im Schmutz.
    »Mistkerl!« brüllte er.
    Decker hielt einen Augenblick inne und sah Boone an.
    Dann sprach er. Nicht mit seiner eigenen Stimme, sondern mit einer anderen, einem grinsenden Winseln von einer Stimme.
    »Du kannst sterben«, sagte er.
    Während er sprach, schwenkte der die Klinge hin und her, nicht um Boone zu verletzen, sondern lediglich, um seine Macht zu beweisen. Die Klinge winselte wie die Stimme, wie die Musik einer Fliege in einem Sarg, während sie von einer Wand zur anderen sauste.
    Boone wich von Sterbensangst erfüllt vor dieser Darbie -
    tung zurück. Decker hatte recht. Die Toten konnten sterben.
    Er holte durch den Mund und den durchbohrten Hals Luft. Er hätte beinahe einen tödlichen Fehler gemacht und wäre im Angesicht der Maske Mensch geblieben. Und warum? Wegen der absurden Vorstellung, daß diese letzte Konfrontation von Mensch zu Mensch sein sollte; daß sie miteinander sprachen, während sie kämpften und er das Ego des Doktors auseinandernehmen mußte, bevor er ihm das Leben nahm?
    So würde es nicht werden. Es handelte sich hier nicht um die Rache eines Patienten an seinem korrupten Heiler, es handelte sich um eine Bestie gegen einen Schlächter, Messer gegen Zähne.

    259

    Er atmete aus, und die Wahrheit floß wie Honig aus seinen Zellen. Seine Nerven summten vor Wonne; sein Körper pulsierte, während er sich ausdehnte. Er hatte sich zu Lebzeiten nie so lebendig gefühlt wie in diesen Augenblicken, als er seine Menschlichkeit abstreifte und sich für die Nacht kleidete.
    »Nie

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