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Cabal - Clive Barker.doc

Cabal - Clive Barker.doc

Titel: Cabal - Clive Barker.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Admin
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Griff um seinen Kopf war nicht mehr, und er konnte ungehindert nach rechts und links sehen. Ein Ruf, den er nicht vernommen hatte, hatte Baphomets Getreue 266

    von den Wänden beordert. Sie schritten trotz der verbundenen Augen mit sicheren Schritten zu der Flamme, deren Heftigkeit sichtlich nachgelassen hatte. Sie hoben die Arme, über die Leichentücher gebreitet waren, und die Flammenwand bekam Lücken, als Teile von Baphomets Körper in die wartenden Arme der Reisenden fielen, die sie sofort einwickelten und versteckten.
    Das Verstauen eines Gliedes nach dem anderen war schmerzhaft. Cabal spürte die Schmerzen wie seine eigenen, sie erfüllten ihn, bis sie fast nicht mehr zu ertragen waren. Er wich vor der Flamme zurück, um ihnen zu entgehen.
    Doch als er das tat, tauchte das eine Körperteil vor ihm auf, das noch nicht aus den Flammen geholt worden war.
    Baphomets Kopf. Er wandte sich ihm zu, groß und weiß und von wunderbarer Symmetrie. Sein Körper reagierte darauf: Er schaute auf, Speichel stieg in ihm empor, sein Glied versteifte sich.
    Sein Herz fing an zu schlagen und heilte die durchbohrte Kammer mit dem ersten Schlag. Sein geronnenes Blut verflüssigte sich wie die Reliquie eines Heiligen und fing an zu strömen. Seine Hoden zogen sich zusammen; Sper-ma strömte in seinen Schwanz. Er ejakulierte in die Flammen, die Perlen seines Samens schwebten in die Höhe und berührten das Gesicht des Täufers.
    Dann war die Begegnung vorbei. Er stolperte aus der Flamme, während Lylesburg – der letzte, der noch in der Kammer weilte – den Kopf aus den Flammen empfing und einwickelte.
    Nachdem ihr Bewohner fort war, verdoppelte sich die Wildheit der Flamme. Cabal stolperte zurück, als sie mit schrecklicher Heftigkeit emporloderte...

    267

    Oben, auf dem Erdboden, spürte Ashberry, wie sich die Energie aufbaute, und er versuchte, vor ihr zu fliehen, aber sein Verstand war von dem erfüllt, was er gesehen hatte, und das machte ihn langsam. Das Feuer erfaßte ihn und riß ihn himmelwärts, als es emporflackerte. Er schrie, als es ihn berührte und der Nachgeschmack von Baphomet in seinen Körper eindrang. Seine vielen Masken wurden verbrannt. Zuerst die Soutane, dann die Spitzenunterwäsche, ohne die er keinen einzigen Tag seines Lebens als Erwachsener überstanden hätte. Dann die sexuelle Anatomie, die ihm nie viel Freude bereitet hatte.
    Und schließlich die Haut, und er wurde reingeschrubbt.
    Er fiel nackter als im Schoß seiner Mutter auf die Erde zurück – und blind. Der Aufprall brach seine Arm- und Bein knochen unheilbar.
    Unten riß sich Cabal kopfschüttelnd aus der Benommenheit seiner Offenbarung. Das Feuer hatte ein Loch ins Dach der Kammer gerissen und breitete sich in alle Richtungen aus. Es verzehrte Fleisch so mühelos wie Erde oder Stein. Sie mußten von hier verschwinden, bevor es sie fand. Lori war wach. Der Argwohn in ihren Augen sagte deutlich, daß sie Zeugin der Taufe geworden war und ihn fürchtete.
    »Ich bin es«, sagte er ihr. »Ich bin es immer noch.«
    Er reichte ihr die Hand. Sie ergriff sie, und er zog sie auf die Füße.
    »Ich trage dich«, sagte er.
    Sie schüttelte den Kopf. Ihr Blick wanderte von ihm zu etwas auf dem Boden hinter ihm. Er sah ebenfalls dorthin.
    Deckers Messer lag neben der Spalte, wo der Mann, der er vor der Taufe gewesen war, es hingeworfen hatte.
    »Möchtest du es?« sagte er.
    »Ja.«

    268

    Er schützte den Kopf mit den Armen vor dem Geröllre-gen, ging zurück und holte es.
    »Ist er tot?« fragte sie, als er zu ihr zurückkam.
    »Er ist tot.«
    Kein Leichnam konnte die Wahrheit seiner Behauptung bestätigen. Der Tunnel, der eingestürzt war, hatte ihn bereits begraben, so wie ganz Midian begraben wurde.
    Ein Grab für die Gräber.
    Da ein Großteil bereits eingestürzt war, hatten sie keine Mühe, das Haupttor zu finden. Sie sahen unterwegs keine Spur der Bewohner Midians. Entweder hatte das Feuer ihre Überreste verzehrt, oder Geröll und Erde bedeckten sie.
    Außerhalb des Tores, links, wo sie sie gar nicht übersehen konnte, lag eine Erinnerung an jemand, der, wie Lori von ganzem Herzen hoffte, unversehrt entkommen sein mochte. Babettes Puppe – aus Gras geflochten und mit einer Krone aus Frühlingsblumen – lag in einem kleinen Kreis von Steinen. Als Loris Finger das Spielzeug berührten, war ihr, als würde sie ein letztes Mal durch die Augen des Kindes sehen – eine Landschaft glitt vorbei, während sie jemand hastig in Sicherheit führte.

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