Cademar-Günstling der Magie
erwiderte die Umarmung. »Niemand wollte mir sagen, wo du bist«, flüsterte sie in sein Ohr. »Dann wuchsen mir diese … Dinger in den Händen, und die Magier nahmen mich gefangen. Ich wurde wütend, und sie sperrten mich ein. Dann sagten sie, sie hätten auch dich eingesperrt, und ich müsste tun, was sie sagen, damit ich dich wiedersehe … Also habe ich es getan. Sie haben mir Dinge beigebracht, die ich mit den Kristallen machen kann, aber ich weiß nicht …« Ihre Stimme wurde immer leiser und erstickte schließlich in Tränen. Cademar strich ihr über den Kopf und wiegte sie.
Schließlich löste sie sich von ihm und schaute an ihm vorbei, zu Zahru, der noch immer weinend bei Raukars Leiche kniete und nichts um sich herum wahrzunehmen schien. »Ich habe das getan«, sagte sie seltsam distanziert. »Ich habe ihn getötet.« Nun waren ihre Augen wieder diejenigen des Kindes, von dem er sich vor einem Jahr verabschiedet hatte.
»Du warst eine Gefangene der Magier, hast getan, was sie von dir verlangt haben. Zahru wird dir vergeben. Ich bin mir sicher.«
»Können wir nach Hause?«, fragte sie ihn hoffnungsvoll.
»Bald«, sagte Cademar. »Wir müssen noch dafür sorgen, dass die Magier nie wieder so etwas tun. Willst du mir dabei helfen?«
Marna nickte.
Sturz
Die Lichtfeste lag im Dunkeln.
Es war, als lebte dort niemand mehr. In dieser Nacht formierten sich sogar Wolken über der Burg, und am Horizont über dem Meer waren keine Sterne zu sehen, aber ein dunkler Schleier von Regen war zu erahnen.
Zahru hatte bei der Leiche von Raukar bleiben wollen, aber Cademar hatte ihm so lange gut zugeredet, bis er mit an Bord kam. Er schien Marna keine Vorwürfe zu machen, nachdem Cademar ihm erklärt hatte, was die Magier seiner Schwester angetan hatten, und schweigend half er dabei, den Einmaster in Richtung der Lichtfeste zu lenken.
Der Wind stand günstig, und sie mussten nur einen kleinen Bogen beschreiben, um zum Anleger der Lichtfeste zu gelangen. Während der ganzen Fahrt rechnete Cademar, der mit Flana am Bug stand, mit … irgendetwas. Ein magisch erzeugter Sturm, der sie versenkte … Feuerbälle, die herabschossen … oder eine magische Hand, die wieder das Boot aus dem Wasser hob, bis hoch in die Lüfte schweben und dann ins dunkle Meer hinabstürzen ließ. Es herrschte Schweigen an Bord, als rechneten alle anderen auch mit solchen Dingen.
Doch nichts dergleichen geschah.
Sie erreichten den Anleger der Lichtfeste, konnten dort ungehindert festmachen. Sie waren das einzige Schiff. Kein Licht war in der Burg zu sehen – außer einem schwachen rötlichen Schimmer, der aus dem Turm des Bewahrers drang.
»Ob Kolom noch Magier um sich geschart hat, die ihn beschützen?«, fragte Flana.
»Ich weiß es nicht«, meinte Cademar. »Normalerweise würde er kaum ungeschützt zurückbleiben, aber Ägom hat er verloren, und die Zahl seiner Getreuen ist viel weniger geworden – vielleicht musste er auch alle nach Halburg schicken. Wir werden einfach nachsehen müssen …«
Cademar ging als Erster an Land. Ihm folgten Marna, Flana, Malkom und Zahru. Während sie den Anleger entlanggingen und auf das Tor zu, rechnete Cademar jeden Augenblick damit, dass sich ihnen eine Gruppe Magier in den Weg stellte, doch sie betraten den ovalen Innenhof, durchquerten ihn und kamen in die Haupthalle.
Aus dem Keller drangen Hilfeschreie über die Wendeltreppe hinauf.
»Die Geächteten«, sagte Flana, »sie sind noch unten!«
»Wir befreien sie«, entfuhr es Malkom.
»Es könnten Magier dort unten sein«, entgegnete Cademar. »Aber du hast Recht … wir können sie nicht zurücklassen. Zahru – geh mit ihnen.«
»Nein«, sagte der Mann, »ich bleibe an eurer Seite.«
»Marna und ich werden uns Kolom entgegenstellen«, sagte Cademar. »Nur wir beide. Bitte – geht mit den anderen.«
Zahru nickte schließlich. »Viel Glück. Wir werden auf euch warten.«
»Befreit die Geächteten. Ich weiß nicht, was geschehen wird – legt ab, wenn Ihr glaubt, dass es gefährlich wird.«
Cademar schaute den Mann an. Und Malkom. Und Flana. Ein Gefühl regte sich in seinem Inneren, dass er seine Freunde nie wiedersehen würde. Flana machte einen schnellen Schritt vor und küsste ihn. Cademar war zu überrumpelt, um etwas darauf zu sagen. »Ihr werdet es schaffen«, flüsterte Flana.
Cademar konnte nur nicken, während er mit der Zunge ihrem Geschmack auf seiner Lippe nachfühlte. »Komm«, sagte er dann zu Marna, und die beiden rannten
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