Cadence Jones ermittelt - Davidson, M: Cadence Jones ermittelt
üblich, dass er wohl kaum … «
In diesem Augenblick klingelte Michaelas Handy. »Es ist Pam.« Sie klappte es auf, lauschte kurz und klappte es dann wieder zu.
»Er ist in Minneapolis. Ein einsamer Cop hat ihn auf der Hennepin Avenue gesehen und einen halben Block lang verfolgt, bevor er ihn wieder aus den Augen verlor. Wir sperren gerade die gesamte Nachbarschaft weiträumig ab.«
»Vielleicht bleibt er in der Stadt, weil er die Zeugen überfallen will.«
»Scherzo wäre zwar näher, aber North Minneapolis ist trotzdem ziemlich weit entfernt. Außerdem hatte keiner der Zeugen noch etwas Wesentliches zu sagen.«
»Aber das weiß George doch nicht. Sonst hätte er ja wohl kaum Jeremy angegriffen? Mir wäre wohler, wenn ich jetzt loslegen dürfte.«
»Dann legen Sie los. Ich finde einen anderen Agenten, mit dem Sie sich zusammentun können. Fahren Sie zu Ms Carr, bringen Sie sie und Mr Scherzo in die Zentrale und für die nächsten vierundzwanzig Stunden in Sicherheit. Ich fahre mit allen verfügbaren Kräften zur Hennepin Avenue.«
******** TSA: Transportation Security Administration. US-Behörde für Sicherheit im Transportwesen. Teil des US-Heimatschutzministeriums (Anm. d. Übers.)
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Ich war überrascht und erfreut zugleich, dass ich Tracy nicht lange suchen musste. Sie war bei Jeremy.
»Agent Jones!«
Ich erwiderte ihr Lächeln. »Ich hätte nicht erwartet, Sie hier anzutreffen. Aber es freut mich natürlich. Ist denn Jeremy auch da?«
War er. Ein schlichter Verband an seinem geschorenen Hinterkopf war der einzige sichtbare Hinweis auf das Trauma, das er erlitten hatte, als ich das letzte Mal hier gewesen war. Mit Wehmut dachte ich an die Dobermänner, die mich unbedingt hatten töten wollen.
»Sie kennen sich also?«
»Erst s-s-seit Kurzem. Als wir bei Ihnen waren.«
»Nachdem Sie mich vernommen hatten, war Jeremy immer noch dort«, erklärte Tracy. »Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden. Das ist doch okay?«
Ich zuckte die Achseln. »Noch braucht man in diesem Land nicht die Erlaubnis der Regierung, um sich zu verabreden.«
Beide kicherten. »Tr-Tr-Tracy und ich haben uns eine Weile mit Ihrem Hauswart unterhalten. O-O-Opus. Netter Kerl.«
»Ich glaube, die richtige Bezeichnung ist Hausmeister .« Tracy lächelte, aber es kam nicht von Herzen. Offensichtlich war ihr das Thema Opus einigermaßen egal. »Jeremy, ich glaube kaum, dass es Cadence interessiert, wen wir alles in ihrer Dienststelle getroffen haben.«
»Nein, nein, sagen Sie das nicht … ich mag Opus sehr gern!«
»Stimmt. Er s-s-sagt auch, dass er von Ihnen sehr angetan ist. Ich g-g-glaube sogar, er ist ein bisschen in Sie verschossen.«
Ich suchte in Jeremys Gesicht nach irgendwelchen Anzeichen, dass er mich neckte oder auf den Arm nahm, konnte jedoch keine entdecken. Ja, es stimmte wohl: Opus war ein bisschen in mich verliebt. Es ärgerte mich, wie die meisten meiner Kollegen ihn behandelten. Sicher, wir waren ein Haufen Freaks, Perverser, Besessener, Phobiekranker und Soziopathen. Aber wir waren doch immerhin Bundesagenten! Sollte das nicht Grund genug sein, um die moralische Latte etwas höher zu hängen?
»Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«, fragte Tracy. »Ich glaube, Jeremy hortet Bier im Kühlschrank. Ich hatte schon eins.«
»Nein, danke.« Ich drehte mich um und sah aus dem Fenster. Von hier aus konnte ich fast den Spirituosenladen erkennen, in den Adrienne eingebrochen war. Aber daran dachte ich im Augenblick gar nicht.
»Jesus, Trace. Sie ist d-d-doch im Dienst. Hey, ich k-k-kann Ihnen auch Wasser anbieten, wenn Sie d-d-das lieber mögen.«
Ich versuchte, meiner Stimme nichts anmerken zu lassen. »Klingt hervorragend!« Doch zu spät: Ich schwitzte bereits wie ein Schwein. Dass ich genau an der Stelle stand, wo Georges Krawatte gelegen hatte, war da auch nicht besonders hilfreich.
Liegen gelassene Kleidungsstücke an einem Tatort bilden nicht unbedingt den wasserdichten Beweis dafür, dass ihr Besitzer auch der Täter ist .
Jeremy und Tracy waren sich unglaublich schnell unglaublich nahe gekommen. Natürlich teilten sie auch ein paar Eigenschaften: eine Überlebens -Erfahrung mit Dreierpack, ein paar geringfügige persönliche Marotten, die Fähigkeit, Vernehmungen durch Bundesagenten durchzustehen, ohne sonderlich viele nützliche Details aussagen zu können, und offenkundig auch eine gewisse Vertrautheit mit dem Inhalt von Jeremys Kühlschrank.
Und nun nannte er sie Trace – und dies nur
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