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Cäsar Birotteau (German Edition)

Cäsar Birotteau (German Edition)

Titel: Cäsar Birotteau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Mit dem Stadtverordneten Birotteau, dem künftigen Besitzer der Baustellen an der Madeleine, wo früher oder später ein vornehmes Viertel entstehen mußte, mit dem mußte man vorsichtig umgehen! Grindot verzichtete somit um eines künftigen Vorteils willen auf den gegenwärtigen Gewinn. Geduldig hörte er die Pläne und Ideen Birotteaus an, der sich in seiner Rede ewig wiederholte. Cäsar war für den jungen Architekten einer jener Spießbürger, wie sie beständig die Zielscheibe des Spottes der Künstler und der Gegenstand ihrer Verachtung sind. Kopfschüttelnd hörte er Ihm zu. Erst als Birotteau ausgeredet hatte, brachte er seinen eigenen Vorschlag vor.
    »Sie haben in Ihrem Hause drei Fenster nach der Straße, außerdem das Treppenfenster. Dazu kommen die beiden in gleicher Höhe im Nachbarhaus gelegenen Fenster. Die Treppe wird verlegt und dadurch nach der Front zu die Zimmerflucht hergestellt.«
    »Sie haben mich vollkommen verstanden.« »Um Ihren Plan zu verwirklichen, muß die neue Treppe ihr Licht von oben bekommen. Die Hausmannswohnung kommt in das Souterrain ...«
    »Ja«
    »Hinsichtlich der Inneneinrichtung Ihrer Wohnung lassen Sie mir wohl freie Hand! Sie soll Ihrer würdig werden, Herr Birotteau!«
    »Würdig! Ja! Damit haben Sie den Nagel auf den Kopf getroffen, lieber Grindot!«
    »Wieviel Zeit geben Sie mir zum Umbau?«
    »Drei Wochen!«
    »Und welche Summe wollen Sie für die Arbeiten ausgeben?«
    »Wie hoch könnte der Umbau wohl zu stehen kommen?«
    »Jeder Baumeister würde Ihnen das auf Heller und Pfennig vorausberechnen. Da ich mich aber nicht auf das Prellen verstehe – Verzeihung, das Wort ist mir entschlüpft! –, kann ich Ihnen nur sagen, daß ich es für unmöglich halte, den genauen Preis für den Umbau und was drum und dran hängt vorher genau festzustellen. Ich könnte Ihnen allerhöchstens in acht Tagen einen ungefähren Anschlag vorlegen. Schenken, Sie mir Ihr Vertrauen! Sie bekommen eine Prachttreppe mit Oberlicht, ein hübsches Vestibül nach der Straße zu und im Souterrain eine nette Portierswohnung! Machen Sie sich also keine Sorgen! Ihre Wohnung soll durch und durch die liebevolle Hand eines Künstlers verraten. Ja, Herr Birotteau: erst die Kunst, und dann das Brot! Ich muß mir vor allen Dingen erst mal ein Renommee machen, um daran in die Höhe zu klettern. Mein Grundsatz ist daher fürs erste: gut und billig!«
    »Mit dem Grundsatz werden Sie Ihr Glück machen, junger Mann!« meinte Birotteau gönnerhaft.
    »Deshalb wenden Sie sich«, fuhr Grindot fort, »unmittelbar an Ihre Maurer, Maler, Schlosser, Zimmerleute und Tischler. Ich werde die Rechnungen dieser Handwerker gern nachprüfen. Bewilligen Sie mir ein Honorar von nur zweitausend Francs! Sie sollen das Geld gut verwendet haben. Überlassen Sie mir morgen mittag das Terrain und weisen Sie mir Ihre Handwerksleute zu!«
    »Wie hoch können sich die Kosten so ungefähr belaufen?«
    »Zehn- bis zwölftausend Francs ohne das Mobiliar, das Sie doch wahrscheinlich erneuern. Geben Sie mir die Adresse Ihres Tapezierers; ich muß mich wegen der Farbenzusammenstellung mit ihm verständigen, damit wir ein stimmungsvolles Ganzes schaffen!«
    »Der Tapezierer Braschon in der Rue Saint-Antoine! Er hat meine Anweisungen bereits entgegengenommen«, entgegnete der Parfümhändler mit der Würde eines Mediceers.
    Grindot schrieb sich die Adresse in eins jener kleinen Notizbücher, die stets das Geschenk einer hübschen Frau sind.
    »Also, ich verlasse mich auf Sie!« sagte Birotteau; »nur warten Sie noch, bis ich den Mietvertrag über die beiden Zimmer im Nachbarhause und die Erlaubnis zum Durchbruch der Wand bekommen habe.«
    »Benachrichtigen Sie mich, bitte, bis heute abend durch ein paar Zeilen! Ich arbeite dann in der Nacht den Plan aus. Ich will mir doch gleich die Maße nehmen...«
    »Schön! Und am festgesetzten Tage hübsch fertig werden! Sonst gibt's nichts!«
    »Wird alles gemacht! Es soll Tag und Nacht gearbeitet werden! Die Malereien werden mit künstlichen Mitteln getrocknet. Aber lassen Sie sich nicht von den Handwerkern übervorteilen! Fragen Sie immer vorher nach dem Preis und geben Sie dann erst Ihre Aufträge!«
    »Paris ist der einzige Ort in der Welt, wo noch Wunder geschehen! Geben Sie mir die Ehre, Herr Grindot, und kommen Sie auf meinen Ball! Nicht alle Genies sehen mit Geringschätzung auf den Kaufmannsstand herab. Sie. werden bei mir einen Gelehrten ersten Ranges treffen: den Professor Vauquelin, Mitglied

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