Cäsar Birotteau (German Edition)
des Instituts! Ferner Herrn de la Billardière, den Grafen von Fontaine, den Handelsgerichtspräsidenten Lebas. Von hohen Beamten erscheinen: Der Senatspräsident Graf von Granville, der Kreisrichter Popinot, der Handelsrichter Camusol und sein Schwiegervater Cardot; vielleicht auch der Herzog von Lenoncourt, Kammerherr Seiner Majestät! Ich habe alle meine Freunde eingeladen, sowohl um die Räumung Frankreichs von den fremden Truppen zu feiern, als auch meine Ernennung zum Ritter der Ehrenlegion ...«
Grindot machte eine rätselhafte Geste. Birotteau fuhr unentwegt fort:
»Vielleicht... habe ich mich dieser ... allerhöchsten ... königlichen ... Auszeichnung würdig gemacht, als ich Handelsrichter war und weil ich am 13. Vendémiaire auf den Stufen von Saint-Roch gekämpft habe, wobei ich von Napoleon verwundet worden bin. Meine Ansprüche ...«
Da trat Konstanze im Morgenkleide aus Cäsarines Schlafzimmer, wo sie sich angekleidet hatte. Ihr Blick hemmte den redseligen Erguß ihres Gatten, der einen Mustersatz zu drechseln versuchte, um seinem lieben Nächsten bescheidentlich einen Begriff von seiner Geistesgröße beizubringen.
»Guten Morgen, Schatz! Hier stelle ich dir Herrn von Grindot vor, einen vornehmen jungen Mann von großem Talent. Herr von Grindot ist der Architekt, den uns der Herr Oberbürgermeister zur Leitung unseres kleinen Umbaus hier empfohlen hat.«
Bei dem Worte »klein« zwinkerte der Parfümhändler dem Architekten zu und legte den Finger an den Mund. Der Künstler verstand das Zeichen.
»Konstanze, der Herr will alles ausmessen! Liebchen, laß ihn schalten und walten!«
Damit verduftete Birotteau.
»Wird die Geschichte sehr teuer für uns werden ?« fragte Konstanze.
»Nein, gnädige Frau, etwa sechstausend Francs...«
»Etwa! Ich bitte Sie! Fangen Sie ja nichts ohne Anschlag und feste Abmachung an! Ich kenne die Herren Handwerker. Sechstausend vorher heißt soviel wie zwanzigtausend nachher! Wir sind nicht in der Lage, Torheiten zu begehen. Mein Mann ist zwar Herr im Hause, aber die Sache muß er sich noch mal überlegen!«
»Gnädige Frau, der Herr Stadtverordnete hat mich beauftragt, binnen drei Wochen alles fertigzustellen. Ich darf keine Minute verlieren.«
»Das wird schön viel kosten!« jammerte Konstanze.
»Gnädige Frau! Meinen Sie vielleicht, es sei besonders ruhmvoll für einen Künstler, der unsterbliche Bauwerke schaffen möchte, eine Wohnung umzubauen ? Ich lasse mich zu der Handwerkerarbeit nur herab, um Herrn de la Billardière gefällig zu sein, und wenn ich Ihnen unliebsam ...«
Er ging nach der Tür zu.
»Nein, nein! Es ist schon gut!« Damit verschwand Konstanze im Nebenzimmer, wo sie ihrer Tochter um den Hals fiel.
»Mein Gott, Cäsarine, der Vater ruiniert sich und uns! Einen Architekten hat er engagiert, der einen Schnurrbart trägt und vom Schaffen unsterblicher Bauwerke schwatzt. Er will das ganze Haus umkrempeln und einen Louvre daraus machen! Cäsar ist zu jeder Dummheit fähig. Vergangene Nacht hat er mir seinen Plan eröffnet, tags darauf führt er ihn bereits aus...«
»Ach was, Mutter, laß den Vater nur machen! Der liebe Gott wird ihm schon beistehen!«
Sie umarmte ihre Mutter und setzte sich dann an, das Klavier. Sie wollte dem Architekten beweisen, daß auch im Hause eines Parfümhändlers die Künste ein Heim haben können. Es dauerte gar nicht lange, da erschien Grindot im Wohnzimmer, wo Cäsarine spielte. Das junge Mädchen gefiel ihm dermaßen, daß er sie ganz betroffen anstarrte.
Cäsarine sah in ihrem hübschen Morgenkleide in der Tat allerliebst aus: frisch und rosig, wie just eine niedliche achtzehnjährige blauäugige Blondine ausschaut. Ihr von einer Fülle sorglich gelegter Locken umrahmtes volles Gesicht hatte bei aller Zartheit des Teints Farbe. Durch diesen malerischen Reiz und auch in den bereits üppigen Formen ihres jungfräulichen Körpers erinnerte Cäsarine an die Flamländerinnen des Rubens, wenn auch gewisse echt französische Elemente in ihr nicht zu verkennen waren, so insbesondere ihre Lebhaftigkeit und ihre von der Mutter geerbten heiteren Züge. Auch eine gewisse Grazie fehlte ihr nicht. Vom Vater hatte sie die etwas schwerfälligen Füße und die roten Hände, Schönheitsfehler, die ihre bäuerlichen Vorfahren verrieten. Durch die häufige Berührung mit vornehmen und eleganten Damen, die den väterlichen Laden als Käuferinnen betraten, hatte sich Cäsarine gewisse mondäne Allüren angeeignet und sich schick
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