Cäsar Birotteau (German Edition)
meiner reichsten Klienten, die an der Spekulation teilnehmen wollen, haben mich schon stark angegangen. Jetzt heißt es: entweder – oder! Sofort nach Tisch will ich die Verträge aufsetzen. Bis ein Uhr muß ich Ihre Unterschrift haben! Adieu!«
»Gut! Abgemacht! Auf mein Wort!'« Birotteau bekräftigte sein Versprechen mit einem Handschlag: »Nehmen Sie die hunderttausend Francs, die ich meiner Tochter als Mitgift bestimmt hatte!«
Mit einem kurzen: »Recht so!« entfernte sich Roguin.
Cäsar ging zu Popinot zurück. Während der paar Schritte bis zu ihm ward ihm der Kopf siedeheiß, Er fieberte. Es sauste ihm in den Ohren.
»Was fehlt Ihnen, Herr Birotteau?« fragte Anselm, als er das aufgeregte Gesicht seines Brotherrn sah.
»Ja, mein Junge, ich habe eben durch ein einziges Wort ein großes Geschäft abgeschlossen. Niemand ist in solchen Fällen ganz Herr seiner selbst. Übrigens ist dir die Sache nicht fremd, und ich bin gerade deshalb mit dir ausgegangen, um ungestört mit dir darüber reden zu können. Niemand hört uns hier. Deine Tante ist in Geldverlegenheit ? Sag mal, wobei hat sie denn eigentlich ihr Geld eingebüßt?«
»Wobei? Sehen Sie, meine Verwandten hatten ihr Vermögen beim Bankier von Nucingen. Da wurden sie gezwungen, für das Geld russische Minenaktien zu nehmen, die noch keine Dividende geben. In ihrem Alter ist es schwer, von bloßen Hoffnungen zu leben.«
»Wovon leben sie denn da?«
»Von meinem Gehalt, das sie zu meiner Freude annehmen.«
»Du bist ein guter Junge, Anselm!« Dem Parfümeur waren Tränen in die Augen gestiegen. »Du verdienst meine Achtung und Liebe. Und weil du dir meine Geschäfte so angelegen sein läßt, sollst du eine hohe Belohnung bekommen.«
»Haben Sie vielleicht meine Liebe zu ...«
»Na, in wen bist du denn verliebt?«
»In Fräulein Cäsarine!«
»Hallo, mein Junge! Bist du toll? Behalte dein Geheimnis für dich! Ich will's nicht gehört haben. Aber morgen verläßt du mein Haus! Verdenken kann ich dir's ja nicht. An deiner Stelle ging mir's – beim Teufel! – ebenso. Das Mädel ist bildhübsch!«
»Herr Birotteau!« Dem Kommis trat der Angstschweiß auf die Stirn.
»Mein lieber Junge, so was macht sich nicht im Handumdrehen. Cäsarine hat ihren freien Willen, aber ihre Mutter hat so ihre Absichten mit ihr. Deshalb ermanne dich, trockne deine Tränen, halte dein Herz im Zaume! Und reden wir nicht mehr davon! Ich würde mich nicht schämen, dich zum Schwiegersohn zu bekommen. Als Neffe des Kreisrichters Popinot und der Ragons kannst du Ansprüche machen wie jeder andere. Doch es bleiben immerhin eine Menge Wenn und Aber. Lassen wir das also! Ich muß jetzt geschäftlich mit dir reden! Setz dich mit auf die Bank da! Weg mit der Verliebtheit! Jetzt sind wir Kaufleute! Hast du Mut? Mut, mit einem Stärkeren zu ringen ? Dich Mann gegen Mann zu schlagen?«
»Ja«
»Einen langen, gefahrvollen Kampf auszuhalten?«
»Um was handelt sich's denn?«
»Das Macassar-Öl totzumachen!« Birotteau warf sich wie ein Held in die Brust. »Täuschen wir uns nicht: der Feind ist stark, wohl verschanzt und respektabel! Der Macassar-Öl-Handel hat sich glatt abgewickelt. Die Erfindung war nicht übel. Die originelle viereckige Form der Flaschen hat viel für sich. Für mein Konkurrenzunternehmen dacht ich zunächst an dreieckige. Aber nach reiflichem Erwägen möchte ich doch lieber niedliche kleine, mit Stroh umflochtene Glasflaschen wählen; die sehen geheimnisvoll aus, und das zieht die Käufer an!«
»Ist aber kostspielig!« meinte Popinot; »man müßte alles so wohlfeil als möglich herstellen, um den Wiederverkäufern einen hohen Rabatt bewilligen zu können.«
»Ganz recht, mein Junge! Du verstehst dich aufs Geschäft! Siehst du, das Macassar-Öl wird sich verteidigen! Es ist gut eingeführt und hat einen verführerischen Namen, man gibt's für fremdländischen Import aus, und unser Artikel ist unglücklicherweise von hier! Sag also, Popinot, fühlst du die Kraft in dir, das Macassar-Öl zu übertrumpfen? Die Sache ist nicht so einfach! Das Macassar-Öl ist allbekannt. Wir dürfen es nicht unterschätzen! Das Publikum liebt und kauft es.«
»Ich mach's doch zuschanden!« rief Popinot mit blitzenden Augen.
»Womit denn? Was ihr jungen Leute immer gleich für Hitzköpfe seid! Laß mich doch erst mal ausreden!«
Popinot stellte sich militärisch stramm vor Birotteau hin wie ein Soldat vor einen Marschall von Frankreich.
»Anselm, ich habe ein Öl
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