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Cäsar Birotteau (German Edition)

Cäsar Birotteau (German Edition)

Titel: Cäsar Birotteau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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erfunden zur Förderung des Haarwuchses, zur Wiederbelebung der Kopfhaut, zur Erhaltung der Haarfarbe bei beiderlei Geschlecht. Diese Essenz wird ebenso ihr Glück machen wie meine Sultaninnen-Creme und mein Venus-Wasser! Aber ich will mein Rezept nicht allein ausbeuten. Ich trage mich nämlich mit der Absicht, mich vom Geschäft zurückzuziehen. Du sollst mein ,Comagen-Öl‘ der Welt schenken. Der Name ist sehr einfach entstanden. Comagen kommt nämlich von dem lateinischen Worte coma her, was, wie mir der Hof-Leibarzt Alibert gesagt hat, Haar bedeutet. Weißt du, in der Tragödie ,Berenice‘ läßt Racine einen König von Commagene auftreten, den Geliebten jener schönen, durch ihr Haar so berühmten Königin. Wahrscheinlich hat er aus galanter Schmeichelei seinem Königreich den Namen Commagene gegeben. Ja, die Männer des grauen Altertums, das waren Hauptkerle! Die kleinsten Kleinigkeiten waren ihnen wertvoll!«
    Popinot blieb ernsthaft, als er den Blödsinn hörte, der offenbar nur in Anbetracht von Anselms guter Schulbildung vorgetragen wurde.
    »Anselm«, fuhr Birotteau fort, »ich baue auf dich! Gründe in der Rue des Lombards ein Parfümgeschäft. Ich werde dein stiller Teilhaber. Das nötige Anfangskapital schieße ich dir vor. Nach dem Comagen-Öl versuchen wir's mit Zahnputz- und Schnupfenrnitteln. Na, was meinst du nun, strebsamer junger Mann ? Sagt dir das zu?«
    Anselm konnte vor Beklommenheit nicht reden, aber seine Augen antworteten für ihn. Das Angebot schien ihm von väterlicher Nachsicht diktiert, die ihm sagte: Verdien dir Cäsarine, indem du reich und angesehen wirst!
    »Herr Birotteau, ich mache mein Glück!«
    »Genau so dachte ich einst auch!« rief Birotteau. »Wenn du auch meine Tochter nicht kriegst, mein Junge, so sollst du doch wenigstens zu Vermögen kommen.«
    »Lassen Sie mich immerhin hoffen, daß ich beides erringe!«
    »Verwehren kann ich dir das nicht, junger Freund!« versetzte Birotteau, von dem herzlichen Ton in Anselms Worten gerührt.
    »Herr Birotteau, lassen Sie mich noch heute auf die Suche nach einem geeigneten Laden gehen, damit ich das Geschäft möglichst bald anfangen kann!«
    »Meinetwegen! Morgen haben wir beide in der Fabrik zu tun. Ehe du in die Rue des Lombards gehst, sprichst du mal bei Livingston vor und fragst, ob meine neue hydraulische Presse morgen aufgestellt werden kann. Heute abend gehen wir beide zu dem berühmten Professor Vauquelin. Ich will ihn zu Rate ziehen. Er hat sich erst ganz neuerdings mit der Untersuchung des menschlichen Haares beschäftigt und wertvolle Studien über Farbe, Organismus und Ernährung des Haares gemacht. Das zu wissen ist von Bedeutung, lieber Popinot! Ich werde dich in meine Erfindung einweihen, und dann kommt es nur darauf an, sie geschickt auszubeuten. Vor Livingston gehst du zum Kunsthändler Pietro Benardi. Vauquelins Uneigennützigkeit ist nämlich schon nicht mehr schön; er nimmt nicht das Geringste von mir an. Da habe ich neulich durch Chiffreville erfahren, daß er nach einem Kupferstich der Sixtinischen Madonna, von einem gewissen Müller gestochen, fahndet. Benardi hat nach zweijähriger Korrespondenz mit einem Dresdener Kunsthändler endlich einen Abzug ,avant la lettre‘ auf chinesischem Papier aufgetrieben. Er kostet mich fünfzehnhundert Francs, mein Junge! Ich hab ihn einrahmen lassen. Hol das Bild ab! Unser Gönner soll den Stich heute, wenn er uns beim Abschiede hinausgeleitet, in seinem Vorzimmer finden. Ich beweise ihm damit meine Dankbarkeit. Also Popinot, die Sache ist abgemacht! Ich gebe dir das Geld und vertraue dir meine Erfindung an. Wir teilen uns beide zu gleichen Teilen in Kosten und Gewinn. Ein besonderer Vertrag ist nicht nötig. Laß das Glück nur kommen! Wir wollen's schon festhalten! Nun lauf! Ich gehe ins Geschäft. Halt, Popinot! In drei Wochen gebe ich einen großen Ball. Laß dir einen Frack bauen und erschein da zum erstenmal als selbständiger Kaufmann!«
    Dieser letzte Zug von Wohlwollen rührte Popinot dermaßen, daß er Cäsars dicke Hand ergriff und küßte. Der gute Birotteau hatte den Verliebten durch sein Vertrauen gewonnen, und Verliebte sind zu allem fähig.
    Armer Junge, sagte Birotteau bei sich, als er Anselm durch die Tuilerien laufen sah, wenn Cäsarine ihn nur lieben könnte! Aber er hinkt, hat Fuchshaare, und die jungen Mädchen sind so sonderbar! Ich glaube nicht, daß Cäsarine ... Na, und dann will ihre Mutter sie ja als Frau Notar sehen. Mit Alexander Crottat

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