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Cäsar Birotteaus Größe und Niedergang (German Edition)

Cäsar Birotteaus Größe und Niedergang (German Edition)

Titel: Cäsar Birotteaus Größe und Niedergang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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sollte. Ein Auditeur des Staatsrats, der durch die Rückkehr der Bourbonen überrascht worden war, hatte, um dem Hof einen Dienst zu erweisen, die Idee gehabt, nach Deutschland zu gehen und dort die Urkunden der von den Prinzen während der Emigrationszeit kontrahierten Schuldverpflichtungen aufzukaufen. Den Gewinn aus diesem Geschäft, das für ihn eine rein politische Angelegenheit war, wollte er denen überlassen, die ihm die hierzu nötigen Gelder vorstrecken würden. Der Wucherer wollte diese Beträge nur gegen die einzelnen zurückgekauften Schuldforderungen und nach deren Prüfung durch einen gerissenen Vertreter hergeben. Vertrauen schenken die Wucherer niemandem, sie wollen sichere Unterlagen haben; bei ihnen richtet sich alles nach der Gelegenheit; eisig, wenn sie keinen nötig haben, werden sie liebenswürdig und entgegenkommend, wenn sie ihren Vorteil dabei finden. Du Tillet war bekannt, welche ungeheure Rolle heimlich am Pariser Platze die Werbrust und Gigonnet als Wechselagenten des Handels der Rue Saint-Denis und der Rue Saint-Martin und Palma als Bankier des Faubourg Poissonniere spielten, die fast immer mit Gobseck zusammenarbeiteten. Er ließ sich nun, gegen Stellung einer Kaution in bar, eine Provision von diesen Herren zusichern, indem er sie bat, das Geld, das er ihnen zur Verfügung stellen würde, in ihren Geschäftsunternehmungen mitarbeiten zu lassen; so verschaffte er sich einen festen Stützpunkt. Dann begleitete er Herrn Clemens Chardin des Lupeaulx auf seiner Reise nach Deutschland, die sich über die hundert Tage ausdehnte, und kehrte bei der zweiten Restauration zurück, wobei er mehr die Grundlagen für sein Vermögen als das Vermögen selbst verbessert hatte. Er hatte einen Einblick in die Geheimnisse der geschicktesten Rechner von Paris erlangt und hatte sich die Freundschaft des Mannes, für den er die Überwachung ausgeübt hatte, erworben, denn dieser gerissene Geldmann hatte ihm die Triebfedern und die Jurisprudenz der hohen Politik klargelegt. Du Tillet war ein Kopf, der jede Anspielung verstand, und er bildete seine Fähigkeiten während dieser Reise noch weiter aus. Bei seiner Rückkehr fand er, daß Frau Roguin ihm treu geblieben war. Was den armen Notar anlangt, so erwartete er Ferdinand mit ebensolcher Ungeduld wie seine Frau; die schöne Holländerin hatte ihn von neuem ruiniert. Du Tillet fragte diese darüber aus und konnte unter ihren Ausgaben keine finden, die der verschwendeten Summe entsprach. Da entdeckte er das Geheimnis, das Sarah Gobseck ihm sorgfältig verschwiegen hatte, ihre wahnsinnige Leidenschaft für Maxime de Trailles, dessen Debüt in seiner Karriere des Lasters und der Ausschweifung schon zeigte, was er für ein Wesen war: einer jener politischen Taugenichtse, die jede gute Regierung braucht, und ein Mensch, der infolge seiner Spielwut unersättlich ist. Als er diese Entdeckung machte, verstand du Tillet, weshalb Gobseck für seine Nichte unzugänglich war. Unter diesen Umständen riet der Bankier du Tillet – denn er wurde nun Bankier – Roguin eindringlich, sich »eine Birne für den Durst« aufzubewahren, indem er seine reichsten Klienten in ein Geschäft hineinverwickelte, bei dem er eine hohe Summe für sich beiseite bringen konnte, wenn er bei erneuten Bankspekulationen fallieren sollte. Nach mehrfachen Hausse- und Baissegeschäften, aus denen allein du Tillet und Frau Roguin Nutzen zogen, schlug für den Notar endlich die Stunde seiner Zahlungsunfähigkeit. Aber noch sein Todeskampf wurde von seinem besten Freunde ausgebeutet. Das Spekulationsgeschäft mit den Terrains um die Madeleinekirche hatte du Tillet ausgeheckt. Natürlich wurden die hunderttausend Franken, die Birotteau Roguin übergeben hatte, damit er sie anlege, du Tillet zugestellt, der, um den Parfümhändler zu verderben, Roguin begreiflich machte, daß er weniger Gefahr liefe, wenn er seine intimsten Freunde in seine Netze verstrickte. »Ein Freund«, sagte er, »legt sich auch noch im Zorne Mäßigung auf.« Wenige haben heute eine Ahnung, wie gering in jener Zeit ein Quadratmeter der Terrains um die Madeleinekirche bewertet wurde; aber diese Terrains mußten notgedrungen höher, als ihr augenblicklicher Wert war, wieder verkauft werden, weil man genötigt war, Baulustige zu finden, die von der günstigen Gelegenheit Gebrauch machen wollten; du Tillet wollte nun eine solche Position dabei einnehmen, daß er den Gewinn einsteckte, ohne den Verlusten einer Spekulation auf lange

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