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Cäsar Birotteaus Größe und Niedergang (German Edition)

Cäsar Birotteaus Größe und Niedergang (German Edition)

Titel: Cäsar Birotteaus Größe und Niedergang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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die Entfernung zwischen Cäsarine und ihm noch vergrößerte. das Vermögen der Ragons, auf das er hätte rechnen können, war stark erschüttert; er war glücklich, zu ihrem Lebensunterhalt mit beitragen zu können, indem er ihnen sein bescheidenes Gehalt überließ. Und trotz alledem glaubte er an seinen Erfolg! Mehrmals hatte er Blicke aufgefangen, die Cäsarine mit offenbarem Stolz auf ihn geworfen hatte: in der Tiefe ihrer blauen Augen hatte er eine heimliche Regung voll süßer Hoffnungen lesen zu können gemeint. So schritt er dahin, erregt von seiner augenblicklichen Hoffnung, zitternd, schweigsam und tief bewegt, gleich all den Jünglingen in ähnlicher Lage, für die das Leben noch im Aufblühen ist.
    »Popinot,« sagte endlich der Kaufmann zu ihm, »geht es deiner Tante gut?«
    »Jawohl, Herr Birotteau.«
    »Sie erscheint mir aber seit einiger Zeit so sorgenvoll, gibt es etwas, das sie bedrückt? Höre, mein Sohn, du brauchst vor mir nicht den Geheimnisvollen zu spielen, ich gehöre doch gewissermaßen zur Familie, es sind jetzt fünfundzwanzig Jahre, daß ich deinen Onkel Ragon kenne. Ich bin zu ihm mit eisenbeschlagenen Schuhen von meinem Dorfe hergekommen. Obgleich dieser Ort Les Trésorierès heißt, bestand mein ganzes Vermögen aus einem Louisdor, den mir meine Patin geschenkt hatte, die selige Frau Marquise d' Uxelles, eine Verwandte des Herrn Herzogs und der Frau Herzogin von Lenoncourt, die unsre Kunden sind. Dafür habe ich auch jeden Sonntag für sie und ihre ganze Familie gebetet; wir schicken in die Touraine an ihre Nichte, die Frau von Mortsauf, alle ihre Parfümerien. Ich bekomme immer neue Kundschaft durch sie, zum Beispiel den Herrn von Vandenesse, der jährlich für zwölfhundert Franken kauft. Wenn man ihnen nicht schon von Herzen dankbar wäre, so müßte man es aus Berechnung sein. Dir aber bin ich ohne jeden Hintergedanken gut und um deiner selbst willen.«
    »Ach, Herr Birotteau, Sie haben, wenn ich mir erlauben darf, Ihnen so etwas zu sagen, einen höllischen Kopf.«
    »Nein, mein Junge, nein, damit allein hätte ich es nicht geschafft. Ich will nicht behaupten, daß ich nicht einen ebenso guten Kopf hätte wie andere, aber ich besaß auch noch Ehrlichkeit, so wahr Gott lebt, ich verstand, mich zu benehmen, und ich habe nie eine andere Frau geliebt als meine. Und die Liebe, die ist ein großartiges Vehikel, ein sehr glücklicher Ausdruck, den gestern Herr von Villèle auf der Tribüne gebraucht hat.«
    »Die Liebe!« sagte Popinot. »Ach, Herr Birotteau, sollte ich ...«
    »Sieh mal, da kommt der alte Roguin zu Fuß dort hinten von der Place Louis XV., früh um acht Uhr. Was macht der Mann denn hier?« sagte Cäsar und vergaß Anselm Popinot und das Nußöl vollständig.
    Er erinnerte sich an den Verdacht seiner Frau, und statt in den Garten der Tuilerien hineinzugehen, schritt Birotteau auf den Notar zu. Anselm folgte seinem Prinzipal in einiger Entfernung, ohne sich erklären zu können, welches Interesse dieser an einer anscheinend so unwichtigen Sache haben könnte; aber er war glücklich, weil er indem, was Cäsar über seine eisenbeschlagenen Schuhe, seinen Louisdor und die Liebe gesagt hatte, eine Ermutigung sah.
    Roguin, ein großer dicker Mann mit finnigem Gesicht, sehr weit hinaufreichender Stirn und schwarzem Haar, hatte früher kein übles Äußeres; jung und hochstrebend, hatte er sich vom kleinen Schreiber bis zum Notar hinaufgearbeitet; aber jetzt zeigte sein Gesicht dem scharfen Beobachter deutlich die verzerrenden und erschlaffenden Spuren raffinierter Genüsse. Wenn ein Mann in den Schlamm geschlechtlicher Exzesse taucht, wird man fast immer etwas von diesem Schlamm an irgendeiner Stelle seines Antlitzes finden; so hatte auch bei Roguin die Zeichnung der Falten und die Gesichtsfärbung einen gemeinen Ausdruck bekommen. An Stelle des reinen Glanzes, der unter der Haut enthaltsamer Männer hervorleuchtet und eine blühende Gesundheit anzeigt, verriet sich bei diesem das unreine, von Gelüsten, gegen die der Körper sich wehrt, aufgepeitschte Blut. Er hatte eine widerwärtig aufgestülpte Nase, wie man sie bei Leuten findet, bei denen der Schleim, wenn er dieses Organ durchzieht, ein verstecktes Übel verursacht, das eine tugendhafte französische Königin naiv für ein dem andern Geschlecht gemeinsames Übel hielt, da sie andern Männern als dem Könige niemals nahe genug gekommen war, um ihren Irrtum zu erkennen. Roguin hatte gehofft, durch starkes Schnupfen von

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