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Cäsar Birotteaus Größe und Niedergang (German Edition)

Cäsar Birotteaus Größe und Niedergang (German Edition)

Titel: Cäsar Birotteaus Größe und Niedergang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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kaufmännische Erfindungen in Umlauf zu bringen, und der schon von den reichsten Handelshäusern umworben wurde, hieß das nicht, einen Wechsel auf das Glück ziehen? Popinot hatte Gaudissart in der Hand. Dieser Reisende, der so vortrefflich die Kunst verstand, die am meisten Widerspenstigen, die kleinen Provinzkaufleute, um den Finger zu wickeln, hatte sich in die erste Verschwörung, die nach den Hundert Tagen gegen die Bourbonen angezettelt worden war, verwickeln lassen. Gaudissart, dem das Leben in frischer Luft unentbehrlich war, sah sich schon unter dem Druck einer Anklage wegen Hochverrats im Gefängnis. Der Richter Popinot aber, mit der Untersuchung beauftragt, hatte Gaudissart außer Verfolgung gesetzt, nachdem sich ergeben hatte, daß ihn in dieser Angelegenheit nur seine törichte Unvorsichtigkeit kompromittiert hatte. Ein Richter, der der Regierung oder einem übertriebenen Royalismus hätte gefällig sein wollen, würde den unglücklichen Reisenden auf das Schafott gebracht haben. Gaudissart, der überzeugt war, daß er sein Leben diesem Untersuchungsrichter zu verdanken hatte, war unglücklich darüber, daß er seinem Retter nur eine unfruchtbare Dankbarkeit bezeigen konnte. Da er einem Richter nicht dafür danken konnte, daß er Gerechtigkeit hatte walten lassen, so hatte er den Ragons erklärt, daß er sich als Lehnsmann der Familie Popinot betrachte.
    Inzwischen war Popinot natürlich wieder nach seinem Geschäftslokal in der Rue des Cinq-Diamants geeilt, um die Adresse des Hauseigentümers zu erfahren, damit er den Mietvertrag abschließen könne. Als er in dem Labyrinth der großen Markthalle herumirrte und über die Mittel, schnell zu Erfolg zu kommen, nachdachte, bot sich Popinot in der Rue Aubry-le-Boucher eine glückverheißende Gelegenheit, mit der er Cäsar am nächsten Morgen zu erfreuen gedachte. Während er vor der Tür des Hôtel du Commerce Wache stand, hörte er um Mitternacht von fern aus der Rue de Grenelle her Gaudissart die Schlußstrophe eines Gassenhauers singen, die er mit dem Aufstoßen des Stockes auf das Pflaster begleitete. »Nur zwei Worte, lieber Herr«, sagte Anselm, der hervortrat und sich plötzlich zeigte.
    »Zehn, wenn Sie wünschen«, erwiderte der Reisende und erhob seinen mit Blei ausgegossenen Stock zum Angriff.
    »Ich bin ja Popinot«, sagte der arme Anselm.
    »Genug«, sagte Gaudissart, der ihn jetzt erkannte. »Was brauchen Sie? Geld? Augenblicklich nicht vorhanden, ist aber zu beschaffen. Meinen Arm für ein Duell? Ganz zu Ihrer Verfügung, vom Scheitel bis zu den Fußspitzen.«
    Und er sang:
»So ist, so ist
Der echte
Französische Soldat.«
     
    »Kommen Sie, ich habe mit Ihnen zehn Minuten zu reden, aber nicht auf Ihrem Zimmer, da könnte man uns hören, sondern auf dem Quai de l'Horloge, da ist um diese Zeit kein Mensch«, sagte Popinot; »es handelt sich um eine äußerst wichtige Angelegenheit.«
    »Es brennt also, vorwärts!«
    Nach zehn Minuten kannte Gaudissart Popinots Geheimnis und hatte die Bedeutung der Sache begriffen.
    »Heran, ihr Parfümhändler, Friseure und Verkäufer«, rief Gaudissart, indem er Lafon in der Rolle des Cid nachahmte. »Ich werde sämtliche Händler Frankreichs und Navarras anpacken. Oh, ich habe eine Idee! Ich wollte abreisen, jetzt bleibe ich hier und lasse mir von dem Pariser Parfümhandel Kommissionen geben.«
    »Und warum das?«
    »Um Ihre Konkurrenz tot zu machen, Sie Unschuld! Wenn ich ihre Kommissionen habe, so kann ich ihre elenden Kosmetika in Öl ersäufen, indem ich nur von Ihrem Öl rede und mich nur mit ihm befasse. Das wird eine feine Tour! Oh, wir sind die Diplomaten des Handels. Famos! Und was Ihren Prospekt betrifft, so lassen Sie das meine Sorge sein. Ich habe einen Jugendfreund, Andoche Finot, der Sohn des Hutmachers in der Rue du Coq; der Alte hat mich als Reisenden in die Hutbranche eingeführt. Andoche ist voller Geist, anscheinend hat er den Geist aller Köpfe, die sein Vater behütet hat, an sich gezogen; er ist Schriftsteller und schreibt die kleinen Theaterstücke für den Theater-Kurier. Sein Vater, der alte Schuft, hat lauter Gründe, den Geist nicht zu lieben, und hält auch nichts davon; unmöglich, ihm klarzumachen, daß man auch mit Geist Geld verdienen kann, er kennt nur den Weingeist. Der alte Finot hält nun den jungen an der Hungerstrippe. Andoche, ein fähiger Kopf und mein Freund – mit Dummköpfen verkehre ich nur kaufmännisch – macht die Verschen für den Fidèle Berger, der ihn

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