Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cäsar Cascabel

Cäsar Cascabel

Titel: Cäsar Cascabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
Familie Cascabel eine Reihe von Vorstellungen geben, bevor sie nach dem Jahrmarkt von Nischni aufbrach. So lautete wenigstens das Programm dieser »Künstler-Tournée«.
    Was Herrn Sergius betrifft, so würde er seine Vorkehrungen treffen, um sich allnächtlich auf Schloß Walska einzufinden.
    Man kann sich seine Ungeduld und auch die sehr gerechtfertigte Besorgnis vorstellen, mit welcher er seinem Freunde Cascabel von diesen Dingen sprach!
    Seit seiner Rettung, während der dreizehnmonatlichen Dauer jener merkwürdigen Reise von der alaskischen bis zur europäischen Grenze hatte er keinerlei Nachrichten vom Fürsten Narkine empfangen. Mußte er angesichts des hohen Alters seines Vaters nicht alles befürchten – sogar, ihn nicht mehr zu finden?…
    »Gehen Sie doch!… Gehen Sie doch, Herr Sergius!« antwortete Cäsar Cascabel. »Fürst Narkine befindet sich so wohl wie Sie und ich, sogar noch wohler!… Sie wissen, ich wäre eine prächtige Somnambule geworden!… Ich lese in der Vergangenheit und in der Zukunft!… Fürst Narkine erwartet Sie… in trefflicher Gesundheit… und binnen wenigen Tagen werden Sie ihn wiedersehen!…«
    Und Herr Cascabel würde unbedenklich einen Eid auf die Richtigkeit seiner Prophezeiung abgelegt haben, wenn die Verwicklung mit jenem Schufte von einem Ortik nicht gewesen wäre.
     

    Rostof schrieb einen Brief. (Seite 318.)
     
    Er sagte sich:
    »Ich bin nicht böse von Natur, aber wenn ich ihm die Gurgel durchbeißen könnte, so thäte ich’s… ohne weiteres!«
    Inzwischen wuchs Kayettens Angst in demselben Maße, als die Belle-Roulotte sich Perm näherte. Was für einen Entschluß würde Herr Cascabel fassen? Wie würde er Ortiks Pläne vereiteln, ohne die Sicherheit des Herrn Sergius preiszugeben? Das schien ihr geradezu unmöglich. Es fiel ihr schwer, ihre Besorgnisse zu verhehlen; und Jean, der nicht in das Geheimnis eingeweiht war, litt schrecklich darunter, sie manchmal so gequält und niedergeschlagen zu sehen.
    Am Morgen des zwanzigsten Juli setzte man über die Kama und gegen fünf Uhr abends langten Herr Sergius und seine Gefährten auf dem großen Marktplatze von Perm an und trafen ihre Vorkehrungen zu einem mehrtägigen Aufenthalte.
    Eine Stunde später hatte Ortik sich mit seinen Helfershelfern ins Einvernehmen gesetzt und Rostof schrieb einen Brief, welcher Herrn Sergius abends übergeben werden sollte – in welchem Briefe man ihn in dringender Angelegenheit um eine Unterredung ersuchte und ihm eine Schenke der Stadt als Begegnungsort bezeichnete. Sollte er dort nicht erscheinen, so werde man sich seiner Person zu bemächtigen wissen, und müßte man ihn auch auf der Straße nach Walska arretieren.
    Als dieser Brief in der Abenddämmerung von Rostof überbracht wurde, war Herr Sergius bereits nach Schloß Walska aufgebrochen. Herr Cascabel, der gerade allein war, glaubte sich über das Eintreffen dieses Briefes sehr erstaunt stellen zu sollen. Indessen übernahm er es, denselben dem Adressaten zuzustellen, und hütete sich wohl, irgend jemand davon zu sprechen.
    Die Abwesenheit des Herrn Sergius verdroß Ortik. Er würde es lieber gesehen haben, wenn der Erpressungsversuch vor der Zusammenkunft des Fürsten mit dem Grafen Narkine stattgefunden hätte. Indessen ließ er seinen Unmut nicht merken und begnügte sich größerer Verstellung halber, als man sich zum Abendessen setzte, mit der Frage:
    »Herr Sergius ist nicht hier?…«
    »Nein,« antwortete Herr Cascabel. »Er macht die nötigen Schritte bei den Behörden, um die Bewilligung zu unseren Vorstellungen zu erlangen.«
    »Und wann wird er zurück sein?«
    »Ohne Zweifel im Laufe des Abends.«

XIII. Ein langer Tag.
    Das Gouvernement Perm sitzt sozusagen rittlings auf dem Rücken des Ural, einen Fuß in Asien, den andern in Europa. Es wird von den Gouvernements Vologdia im Nordwesten, Tobolsk im Osten, Viatka im Westen und Orenburg im Süden begrenzt. Dank dieser Lage bildet seine Bevölkerung ein merkwürdiges Gemisch von asiatischen und europäischen Typen.
    Die an der Kama gelegene Hauptstadt Perm zählt sechstausend Einwohner und treibt einen bedeutenden Metallhandel. Vor dem achtzehnten Jahrhundert ein einfacher Marktflecken, bereicherte sie sich durch die eintausendsiebenhundertdreiundzwanzig erfolgte Entdeckung einer Kupfermine und wurde eintausendsiebenhunderteinundachtzig zur Stadt erklärt.
    Rechtfertigt sie diese Bezeichnung? Um die Wahrheit zu sagen: kaum! Keine Monumente, meist enge und schmutzige

Weitere Kostenlose Bücher