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Cäsar Cascabel

Cäsar Cascabel

Titel: Cäsar Cascabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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es doch entschieden vor, Cornelia nichts zu sagen!«
    »Warum?«
    »Was willst du!… Ich habe gefunden, daß eine Frau ein Geheimnis gewöhnlich um so besser bewahrt, wenn sie nichts davon weiß!… Also, laß dies unter uns bleiben!…«
    Einen Augenblick später war Kayette in der Belle-Roulotte verschwunden und Herr Cascabel winkte dem wackern Kirschef im Vorübergehen freundlich zu, indem er zwischen den Zähnen murmelte:
    »Welch ein Spitzbubengesicht!«
    Und als zwei Stunden später die Jäger wieder erschienen, machte Herr Cascabel Ortik ein begeistertes Kompliment über den prächtigen Damhirsch, den er auf seinen Schultern heimbrachte. Herr Sergius und Jean hatten ihrerseits zwei Hafen und einige Paar Rebhühner geschossen. So konnte Cornelia ihren hungrigen Gästen denn ein vorzügliches Diner vorsetzen, welches Herr Cascabel sich ganz besonders schmecken ließ. Dieser Mann war wirklich, »großartig«. Er verriet seine geheimen Gedanken nicht! Er schien nicht einmal zu ahnen, daß er zwei Mörder an seinem Tische habe, zwei Bösewichter, deren Trachten dahin ging, seine Familie zu ermorden! Ja! Er war von hinreißender Laune, von ansteckender Heiterkeit, und als Clou eine Flasche guten Weines herbeigebracht hatte, trank er auf die Rückkehr nach Europa, die Rückkehr nach Rußland, die Rückkehr nach Frankreich!
    Am nächsten Morgen – dem zehnten Juli – schlug das Gespann die Richtung nach Perm ein. Von der Mündung des Engpasses an würde die Reise wahrscheinlich ohne Schwierigkeiten oder Zwischenfälle vor sich gehen. Die Belle-Roulotte fuhr längs des rechten Ufers der Vischera hinab, welche am Fuße des Uralgebirges hinfließt. Man kam an Marktflecken, Dörfern, Gehöften vorüber; allerwärts sehr gastfreundliche Einwohner, Wild in Überfluß, gute Aufnahme. Das Wetter war zwar sehr heiß, aber der Hauch einer leichten Nordostbrise bot Erfrischung. Die Renntiere marschierten tapfer einher und wiegten ihre hübschen Köpfe. Übrigens hatte Herr Sergius ihnen zwei Pferde zugesellt, die er im letzten Zavody gekauft und so vermochten sie bis zu zehn Meilen pro Tag zurückzulegen.
    Wahrhaftig, die kleine Truppe debutierte recht glücklich auf dem Boden des alten Europa. Und Herr Cascabel wäre in jeder Hinsicht befriedigt gewesen, wenn er sich nicht gesagt hätte, daß er zwei Schurken mit sich führe.
    »Und wenn man bedenkt, daß ihre Bande uns folgt, wie Schakale einer Karawane! Vorwärts, Cäsar Cascabel, du wirst auch diesem Gelichter einen gehörigen Streich spielen müssen!«
    Im Grunde war es sehr ärgerlich, daß diese Verwicklung einen so geschickt ersonnenen Plan störte. Die Papiere des Herrn Cascabel waren in Ordnung; Herr Sergius figurierte unter seinem Personal und die russischen Behörden ließen ihn ohne Mißtrauen passieren. In Perm angelangt, würde es ihm keinerlei Schwierigkeiten bereitet haben, sich nach Schloß Walska zu begeben. Nachdem er den Fürsten Narkine umarmt, nachdem er einige Tage in seiner Nähe geweilt, hätte er Rußland in Gauklerkleidern durchreisen und sich nach Frankreich flüchten können, wo er völlig sicher gewesen wäre. Und dann keine Trennung mehr!… Kayette und er würden die Familie nicht verlassen!… Und wer weiß, ob nicht später dieser arme Jean!… Ah, wahrhaftig, der Galgen war noch viel zu gut für die Schufte, die eine solche Zukunft vernichten wollten! Herr Cascabel brauste manchmal in einer Weise auf, die seinen Gefährten unbegreiflich war.
    »Was hast du nur, Cäsar?« fragte ihn Cornelia.
    »Nichts!« antwortete er.
    »Warum rasest du dann so?«
    »Ich rase, Cornelia, um nicht rasend zu werden!«
    Und die vortreffliche Frau vermochte sich die Stimmung ihres Mannes nicht zu erklären.
    Vier Tage vergingen; dann erreichte die Belle-Roulotte, sechzig Meilen südwestlich vom Ural, das Städtchen Solikamsk.
    Ohne Zweifel waren Ortiks Spießgesellen vor ihm dort eingetroffen; aber vorsichtshalber suchten weder er noch Kirschef sich mit ihnen in Verbindung zu setzen.
    Indessen waren Rostof und die übrigen wirklich dort und gedachten ihren Weg in der Nacht fortzusetzen, um das fünfzig Meilen weiter westwärts gelegene Perm zu gewinnen. Und dann würde nichts die Ausführung des abscheulichen Planes aufhalten können.
    Beim nächsten Morgendämmern verließ man Solikamsk und am siebzehnten Juli setzte man auf einer Fähre über die Koswa. Wenn keine Verzögerung eintrat, würde die Belle-Roulotte binnen drei Tagen in Perm sein. Dort würde die

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