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Cäsar Cascabel

Cäsar Cascabel

Titel: Cäsar Cascabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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besonders zur Wohnstätte. Sie zählen hier nach Tausenden. Und so sind diese Inseln denn auch der Versammlungsort der Berufsjäger auf Robben und Seeottern, welch letztere noch vor einem Jahrhundert sehr zahlreich waren, jetzt aber infolge übermäßiger Tötung selten geworden sind.
    Hingegen kommen die Robben – ein Gattungsname, welcher zur allgemeinen Bezeichnung der Seehunde, Seebären und Seelöwen dient – hier in so unzähligen Trupps zusammen, daß ihre Rasse niemals erlöschen zu sollen scheint.
     

    Höchst überraschend war ihnen die unglaubliche Anzahl von Seehunden. (Seite 184.)
     
    Und doch! welche Jagd man während der heißen Jahreszeit auf sie macht! Die Jäger verfolgen sie ohne Gnade bis in die »Rookeries«, jene Art natürlicher Gehege, wo die Familien sich gruppieren. Namentlich die ausgewachsenen Tiere werden unbarmherzig aufgespürt, und die Rasse würde schließlich verschwinden, wenn sie nicht so außerordentlich fruchtbar wäre.
    Nach angestellten Berechnungen sind von 1867 bis 1880 in den Gehegen der Beringinsel allein 388982 Robben getötet worden. Auf den Pribyloff-Inseln haben die alaskischen Fischer im Laufe des Jahrhunderts 3500000 Felle gesammelt, und noch heute liefern sie jährlich mindestens 100000.
    Und wie viele bleiben nicht noch auf den übrigen Inseln des Beringmeeres! Herr Sergius und seine Gefährten konnten sich einen Begriff davon machen nach dem, was sie auf der Insel Diomedes sahen. Das ganze Ufer wimmelte von Seehunden, die so dicht gedrängt lagen, daß man nichts von der Schneedecke unter ihnen gewahrte.
    Wenn man sie indessen betrachtete, so betrachteten auch sie die Besucher der kleinen Insel. Regungslos, unruhig, vielleicht gereizt über diese Besitzergreifung ihrer Domäne, suchten sie nicht zu fliehen und stießen hin und wieder eine Art langgezogenes Blöken aus, dem man eine gewisse Wut anhörte. Dann richteten sie sich in die Höhe und schlugen heftig mit ihren fächerförmig ausgespreizten Schwimmflossen.
    Ah! wenn diese Tausende von Seehunden, wie der junge Xander gewünscht, die Gabe der Rede besessen hätten, welch ein Donner von Papas von ihren bärtigen Lippen erschollen wäre!
    Selbstverständlich kam es weder Herrn Sergius, noch Jean in den Sinn, auf dieses Heer von Seehunden zu schießen. Zwar lief dort, wie Herr Cascabel sagte, »ein Vermögen an Fellen herum«. Aber es wäre ein nutzloses und sogar gefährliches Gemetzel gewesen. Die Tiere, furchtbar durch ihre Anzahl, hätten die Lage der Belle-Roulotte sehr bedenklich gestalten können. Herr Sergius empfahl denn auch die äußerste Vorsicht.
    Andererseits aber enthielt die Anwesenheit so vieler Seehunde auf der kleinen Insel einen Fingerzeig, den man nicht unbeachtet lassen durfte. Mußte man sich doch fragen, warum die Tiere diese Felsenriffe aufgesucht hatten, die ihnen keinerlei Hilfsquellen boten.
    Diesbezüglich fand eine sehr ernste Erörterung zwischen Herrn Sergius, Cäsar Cascabel und dessen ältestem Sohne statt. Sie hatten sich in die Mitte der Insel begeben, während die Frauen ihren häuslichen Pflichten oblagen und Clou und Xander die Tiere versorgten.
    Herr Sergius leitete die Erörterung mit den Worten ein:
    »Meine Freunde, wir müssen ermitteln, ob es besser wäre, die Insel Diomedes zu verlassen, sobald das Gespann ausgeruht hat, oder unsere Rast hier zu verlängern!…«

    »Herr Sergius,« antwortete Cäsar Cascabel »ich glaube, wir sollten uns nicht aufhalten, um auf diesem Felsen Robinson zu spielen!… Ich gestehe, ich habe Eile, ein Stück sibirischer Küste unter meiner Ferse zu spüren!«
    »Das ist begreiflich, Vater,« versetzte Jean; »und doch ist es nicht ratsam, sich Gefahren auszusetzen, wie wir’s bisher gethan haben. Was wäre aus uns geworden ohne diese kleine Insel? Es ist noch etwa zehn Meilen Weges bis Numana…«
    »Nun, Jean, mit einiger Anstrengung könnten die Pferde das in zwei bis drei Etappen überwinden…«
    »Das ginge schwer,« antwortete Jean, »selbst wenn der Zustand des Eisfeldes es gestattete!«
    »Ich glaube, Jean hat recht,« bemerkte Herr Sergius. »Es ist selbstverständlich, daß wir Eile haben, über die Meerenge zu kommen; aber da die Temperatur so unvermutet mild geworden, scheint es mir nicht recht weise, das feste Land zu verlassen. Wir sind zu früh von Port-Clarence aufgebrochen, sehen wir zu, daß wir nicht zu früh von der Insel Diomedes aufbrechen! So viel ist gewiß, die Meerenge ist nicht in ihrer ganzen Ausdehnung

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