Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cäsar Cascabel

Cäsar Cascabel

Titel: Cäsar Cascabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
Wut des Sturmes schien sich nach Sonnenaufgang sogar zu verdoppeln.
    Den Kompaß zur Hand, prüften Herr Sergius und Jean den Horizont; vergeblich suchten sie im Osten oder Westen Land zu entdecken.
     

    Nicht endenwollende Skunden verflossen. (Seite 194.)
     
    Die Eistafel – das war nur allzu gewiß – war von der nördlichen Strömung nach Norden getragen worden.
    – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –
    Man kann sich denken, daß dieser Sturm die Bewohner von Port-Clarence in die größte Besorgnis wegen des Schicksals der Familie Cascabel versetzte. Aber wie hätten sie derselben zu Hilfe kommen können, da der Eisbruch jeden Verkehr mit der asiatischen Küste abschnitt?…
    Ebenso machtlos waren die beiden russischen Polizisten in Numana, welche achtundvierzig Stunden früher über die Meerenge gekommen waren und die Abfahrt der Belle-Roulotte gemeldet hatten. Allerdings war es nicht aus Mitgefühl, daß sie sich um die kleine Truppe sorgten. Bekanntlich erwarteten sie den Grafen Narkine an der sibirischen Küste, um sich seiner Person zu bemächtigen… Und nun war Graf Narkine aller Wahrscheinlichkeit nach mit der ganzen Familie Cascabel im Eise umgekommen.
    Drei Tage später schwand der letzte Zweifel daran; denn die Strömung warf zwei Pferdeleichen in einer kleinen Bucht bei Numana ans Land. Es waren die Kadaver Vermouts und Gladiators, welche das alleinige Gespann der Gaukler gebildet hatten.
    »Meiner Treu!« sagte einer der Polizeibeamten, »wir haben wohl daran gethan, die Meerenge vor unserem Manne zu passieren!…«
    »Ja,« antwortete der andere, »aber es ist doch ärgerlich, um einen so guten Fang gekommen zu sein!«
III. Im Treibeis.
    Man weiß jetzt, in welcher Lage die Schiffbrüchigen sich am dreißigsten Oktober befanden. Konnten sie sich irgend einer Täuschung über ihr Schicksal hingeben, sich an eine noch so schwache Hoffnung anklammern?… Durch die Beringstraße treibend, hätten sie besten Falls von der südlichen Strömung erfaßt und an die asiatische Küste geführt werden können… Die nördliche Strömung trieb sie ins offene Meer hinaus.
    Was sollte dort aus der Eistafel werden, wenn anders sie nicht zerschmolz oder zerschellte? Würde sie irgend ein arktisches Land erreichen? Würde sie von den um diese Zeit herrschenden Ostwinden Hunderte von Meilen weit getrieben und schließlich auf die Klippen Spitzbergens oder Nowaja-Semljas geworfen werden? Und würde es in letzterem Falle den Schiffbrüchigen, wenn auch um den Preis furchtbarer Anstrengungen, gelingen, das Festland zu erreichen?
    Es waren die Folgen dieser letzten Hypothese, an die Herr Sergius dachte. Er sprach mit Herrn Cascabel davon, während sein forschender Blick über den in Nebeln verschwimmenden Horizont hinschweifte.
    »Meine Freunde,« sagte er, »wir befinden uns ohne Zweifel in großer Gefahr, da die Eistafel jeden Augenblick unter uns zusammenbrechen kann und wir dieselbe nicht zu verlassen vermögen…«
    »Ist das die größte Gefahr, die uns droht?« fragte Herr Cascabel.
    »Augenblicklich ja!« antwortete Herr Sergius; »aber beim Eintritt neuer Kälte wird diese Gefahr sich verringern und schließlich sogar schwinden. Und in dieser Jahreszeit, unter dieser Breite ist es unmöglich, daß die Temperatur sich länger als einige Tage auf dieser Höhe erhalte.«
    »Sie haben recht, Herr Sergius,« sagte Jean. »Aber… wohin wird die Eistafel gehen, wenn sie erhalten bleibt?«
    »Meiner Ansicht nach wird sie keinesfalls sehr weit treiben, sondern bald an irgend ein Eisfeld stoßen und anfrieren. Sowie das Meer endgültig dann zufriert, werden wir das Festland zu erreichen suchen, um unsern alten Reiseplan wieder aufzunehmen…«
    »Und wie werden wir unser versunkenes Gespann ersetzen?« rief Herr Cascabel. »Ach! meine armen Tiere! meine armen Tiere!… Herr Sergius, diese wackeren Tiere gehörten zur Familie und es ist meine Schuld, wenn…«
    Herr Cascabel war untröstlich. Sein Kummer kannte keine Grenzen mehr. Er klagte sich an, jene Katastrophe herbeigeführt zu haben. Mit Pferden über ein Meer setzen – hatte man je so etwas gehört?… Und er dachte vielleicht mehr an die Tiere selber, als an die Verlegenheit, die ihr Verschwinden ihm bereitete.
    »Ja, es ist ein unersetzlicher Verlust in der Lage, in welche jener Eisbruch uns versetzt hat,« sagte Herr Sergius. »Wir Männer können die Entbehrungen und Anstrengungen, die

Weitere Kostenlose Bücher